• 08.10.2008 09:22

Vasselon: "Können keinen Fuji-Spezialmotor bauen"

Toyota-Technikchef Pascal Vasselon über die Vorbereitungen des Teams auf das Rennen in Fuji und die Bedeutung der Wettervorhersagen

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Japan ist für Toyota sicherlich ein besonderer Event, weil die Erwartungen im Heimatland des Werksteams immens hoch sind. Bei den Vorbereitungen auf die Punktejagd vor den häufig enthusiastischen Fans geht man also mit noch mehr Elan und Akribie an die Sache, doch technisch sind Toyota in weiten Bereichen natürlich durch die Regeln Grenzen gesetzt. Entsprechend gering fallen die Updates aus, die man in Fuji ans Auto bringen will, verriet Toyota-Technikchef Pascal Vasselon im Teaminterview.

Titel-Bild zur News: Pascal Vasselon

Regengefahr: Pascal Vasselon wird in Fuji die Wettervorhersage genau beobachten

Frage: "Pascal, was haben Sie letztes Jahr auf dem Fuji Speedway gelernt?"
Pascal Vasselon: "Ich bin dort schon oft mit GT-Autos und Tourenwagen gewesen, letztes Jahr war aber das erste Mal seit dem Umbau der Strecke. Der Fuji Speedway hat jede Art von Kurven, langsam, mittel und schnell, dazu noch eine sehr lange Gerade. Für die Abstimmung des Autos ist das eine Herausforderung, weil man mit all diesen Situationen fertig werden muss, auch wenn sich generell sagen lässt, dass hier ein mittelhoher Abtrieb verlangt ist."#w1#

Fuji für Toyota ein Rennen wie jedes andere?

"Je nachdem, was der Fahrer bevorzugt, kann man etwas höher oder niedriger gehen, im Wesentlichen sollte der Abtrieb aber mittelhoch sein. Es ist auf mittelhohen Grip abgestimmt und bringt keine spezielle Belastung für die Reifen oder Bremsen ein. Eines der Dinge, die wir letztes Jahr gelernt haben, ist ganz klar, dass das Wetter furchtbar sein kann! Der Fuji Speedway hat in Bezug auf fürchterliche Rennbedingungen eine lange Vorgeschichte und zu dieser Jahreszeit kann es sehr heftig und anhaltend regnen. Auch ohne Regen sind ziemlich niedrige Temperaturen zu erwarten und wir sind dafür gerüstet, einen solchen Grand Prix zu haben."

Frage: "Bedeutet das Regenwetter im letzten Jahr, dass dem Team nicht genug Informationen zum Fahren bei trockener Strecke hat?"
Vasselon: "Wir konnten auch etwas bei trockenem Wetter fahren und wissen ziemlich genau, was wir zu erwarten haben. Natürlich war es kein volles Wochenende auf Trockenreifen, wir haben aber genug Informationen. Und die besagen, dass hier die weichen und mittelharten Bridgestone-Reifen richtig sind."

Frage: "Trifft Toyota für den Fuji Speedway spezielle Vorbereitungen?"
Vasselon: "Wir werden oft gefragt, ob wir uns für Fuji Speedway speziell vorbereiten. Wenn das so wäre, würden wir ja umgekehrt die anderen Rennen vernachlässigen, und das ist nicht der Fall! Es ist klar, dass das Rennen für uns immens wichtig ist, wir können aber bei eingefrorenem Motor nicht hingehen und etwa einen Spezialmotor für den Fuji bauen. Und was sonstige Entwicklungen angeht, hätte es für uns keinen Sinn, mit der Einführung von neuen Teilen bis zum Fuji zu warten, weil das ja unser Paket in anderen Rennen benachteiligen würde."

Frage: "Gibt es für dieses Rennen etwas Neues beim Auto?"
Vasselon: "Der Fuji Speedway ist ein Kurs, der das Basispaket unserer Aero-Konfiguration erfordert. Wir haben im Verlaufe der Saison viel Zeit auf die Entwicklung dieses Basispakets verwendet und für dieses Rennen einige Upgrades eingebracht. Wir bezeichnen es daher als unser Fuji-Paket, tatsächlich sind aber einige Teile bereits am Auto vorhanden und die neuesten Teile sind auf allen der letzten drei Rennen in dieser Saison einsetzbar. Es dürfte uns helfen."

Meteorologen als wichtige Entscheidungshelfer

Frage: "Wie beschaffen Sie sich an einem Rennwochenende die Wetterprognosen?"
Vasselon: "Alle Teams erhalten von der FIA eine Wetterprognose. Zusätzlich dazu haben wir unseren eigenen Meteorologen, der uns weitere Informationen gibt. Wir alle sind sehr darum bemüht, die Vorhersagen weiter zu verbessern, aber es sind eben nur Vorhersagen und diese können nicht hundertprozentig zuverlässig sein. Das haben wir ja in Monza wieder gesehen, als den Teams zum entscheidenden Zeitpunkt im Rennen ein 30 Minuten langer Regen vorausgesagt wurde, der dann nie angekommen ist. Man muss akzeptieren, dass auf Wettervorhersagen kein voller Verlass ist, egal wie viel man darin investiert, und sich bei der Beurteilung daran orientieren muss, was tatsächlich vor sich geht."

Frage: "Wie waren im letzten Jahr die Sichtverhältnisse für die Fahrer?"
Vasselon: "Ich glaube, wir haben mit Fuji im vergangenen Jahr und mit Monza vor einigen Wochen Fälle gehabt, in denen die Sicht schlechter war als in Singapur bei Nacht! Im letzten Jahr war es sehr schwierig, in der Gischt zu fahren. Die Formel 1 hat aber auch unter solchen Bedingungen viel zu bieten und wir müssen damit eben fertig werden. "

Frage: "Wie weit können Sie sich anpassen, wenn mit Regen zu rechnen ist?"
Vasselon: "Wenn Regen zu erwarten ist, hat man immer die Möglichkeit, ein Setup-Fenster vorzugeben, das eine bessere Performance auf nasser Fahrbahn liefert. Man muss aber vorsichtig sein und vermeiden, dass man ein Setup-Fenster wählt, mit dem man im Trockenen überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig ist. Es kann ja auch in einem nassen Rennen trockene Phasen geben. Heutzutage ist es aber extrem selten, dass man sich ganz auf ein Regen-Setup festlegt, weil durch die Parc-fermé-Regeln im Rennen mit demselben Setup gefahren werden muss wie im Qualifying."

"Schließlich ist es sehr unwahrscheinlich, schon am Samstagnachmittag mit vollem Selbstvertrauen sagen zu können, dass es auch am nächsten Tag regnen wird. Grundsätzlich kann man unter den Parc-fermé-Regeln den Frontflap-Winkel und die Reifendrücke ändern. Wenn das Rennen begonnen hat, kann man machen was man will. Man könnte also beim ersten Boxenstopp auf hohen Abtrieb umstellen und den Heckflügel und die Nase wechseln. Das Problem ist, dass so etwas Zeit kostet, und deswegen tut es auch niemand."