Trotz Kollegen-Schelte: Fernley will Windkanal-Verbot verfolgen

Force Indias Co-Teamchef Robert Fernley reagiert auf die Kritik von Williams und Ferrari und kennt deren Standpunkt - Windkanalnutzung sieht er als Paradoxon

(Motorsport-Total.com) - Kostensparen ist derzeit eines der größten Themen in der Formel 1. Die ausufernden Ausgaben in der Königsklasse haben viele Teams in den vergangenen Jahren an den Rande des Ruins getrieben. Caterham und HRT sind schon weg, Marussia, Force India, Sauber und Lotus kämpfen ebenfalls dagegen an, von der Kostenspirale verschlungen zu werden.

Titel-Bild zur News: Robert Fernley

Robert Fernley sieht die Nutzung von Windkanälen kritisch Zoom

Bei Force India hatte man sich daher kürzlich für ein Windkanal-Verbot ausgesprochen, doch der Vorschlag wurde von großen Teams wie Ferrari und Williams abgelehnt. Stattdessen schwangen Williams-Technikchef Pat Symonds und Ferraris Amtskollege James Allison die Verbalkeule gegen Force Indias Vize-Teamchef Robert Fernley, der Windkanäle als "Dinosaurier-Technologie" bezeichnete.

"Lächerlich" und "provokant" nannte Symonds die Aussagen Fernleys, der sich nun wiederum wehrt. Der Brite meint, dass beide Lager mit unterschiedlichen Augen auf die Thematik schauen: "Sie schauen darauf, wie sie ihre Teams ingenieurstechnisch so weit nach vorne wie möglich bringen können, und ich schaue, wie ich sicherstellen kann, dass unsere Anteilhaber aus Kostensicht am besten geschützt werden", erklärt Fernley im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Allerdings ist der Brite auch um Schlichtung im Streitthema bemüht: Fernley betont, dass er Symonds und Allison respektiere und dass er sie für hervorragende Ingenieure hält. Außerdem sei es in der Formel 1 schon immer um den Spagat zwischen Technologie und Kosten gegangen: "Das ist nichts Neues. Leute in meiner Position schauen darauf, wo wir sparen können, und Leute in James' Position schauen darauf, wie sie die Performance verbessern können", unterstreicht der Force-India-Mann.


Fotos: Force India, Großer Preis von China, Samstag


Von seiner Position abrücken möchte Fernley deswegen aber nicht. Er ist weiterhin der Meinung, dass man das Thema Windkanalverbot weiter verfolgen sollte. "Und wir werden es auch weiter verfolgen", stellt er klar. Für seinen Vorstoß sieht er vor allem zwei Gründe, die dafür sprechen: Einerseits ist er der Meinung, dass Windkanäle ein großer Kostenpunkt seien, ohne den die Formel 1 auch auskommen würde - und andererseits denkt er dabei nicht nur an die bestehenden Teams.

"Zweitens ist es ein großes Hindernis für Neueinsteiger in die Formel 1, weil die Kosten für eine solche Anlage sehr hoch sind. Man limitiert also die Möglichkeiten für Leute, die einsteigen möchten", sieht er die Schwelle für potenzielle Neueinsteiger viel zu hoch. Seit fünf Jahren ist kein neues Team mehr in die Formel 1 eingestiegen, und 2016 kommt mit Haas F1 gerade einmal ein neues Team hinzu, das den Abgang von Caterham kompensieren könnte. Um den zweiten Bewerber Forza Rossa ist es hingegen still geworden.


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Abschließend sieht Fernley in der Windkanaldiskussion noch einen weiteren Punkt, in dem sich die Formel 1 sogar selbst widerspricht: "Wenn man es aus anderer Sicht sehen möchte, dann arbeiten wir an umweltfreundlicher Technologie, verbrennen aber dafür unzähligen Strom mit den Windkanälen", hält er das ganze System für etwas paradox.