• 10.04.2015 11:52

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Windkanal-Diskussion: Williams und Ferrari verschärfen Ton

Kritik an Force India: Mit Ausnahme von Red Bull klammern sich große Teams an Windkanäle und sprechen von "Provokation" sowie "sozialer Verantwortung"

(Motorsport-Total.com) - Ein Verbot der Entwicklungsarbeit in Windkanälen ist seit einiger Zeit der heißeste Sparvorschlag, der durch das Formel-1-Paddock geistert. Die Red-Bull-Offensive stößt allerdings nicht überall auf Gegenliebe - ganz besonders nicht bei Williams und Ferrari. "Mir gefällt der Vorschlag gar nicht. Wir haben doch vernünftige Wege eingeschlagen, um zu sparen", sagt Pat Symonds, Technikchef der Briten. Ferrari-Amtskollege James Allison pflichtet ihm bei: "Es ist nicht die beste Richtung für unseren Sport."

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds schickt böse Blicke in Richtung Force India Zoom

Symonds glaubt sogar, dass ein Windkanal-Verbot kontraproduktiv bis schädlich sein könnte. Als Kronzeugen zieht er die Supercomputer heran, die zur Simulation verwendet werden: "Die Formel 1 hat viel dazu beigetragen, dass CFD-Analysen weiterentwickelt wurden", sagt der 61-Jährige über die aus der Luftfahrtbranche nicht mehr wegzudenkende Technik. "Davon haben viele Bereiche der Gesellschaft profitiert. Wir haben eine soziale Verantwortung bei allem, was wir tun. Das gilt auch für Windkanäle."

Alles schräger Pathos? Symonds kontert und erinnert daran, dass er während seiner Renault-Zeit bei einem in der Formel 1 engagierten Automobil-Hersteller tätig war. Er hätte den Franzosen gezeigt, wie Technik aus dem Rennsport sich in das Serienwagen-Segment übertragen lässt. Außerdem seien die als Windkanal-Alternative gehandelten CFD-Supercomputer nicht so kostengünstig wie häufig vermutet. Symonds teilt in Richtung Force India kräftig aus: "Es ist eine lächerliche und provokante Aussage."

Hintergrund ist das Statement des stellvertretenden Teamchefs Robert Fernley, der Windkanäle vor Wochenfrist als "Dinosaurier-Technologie" bezeichnete. "Autos gibt es auch schon lange Zeit. Sind sie deshalb Dinosaurier?", fragt Symonds und legt mit Blick auf die ehemalige Jordan-Anlage in Silverstone, die Force India bis zur vergangenen Saison nutzte, nach: "Vielleicht sollte er (Fernley; Anm. d. Red.) sich mal einen ordentlichen Windkanal ansehen." Der Vijay-Mallya-Vertreter erntet noch mehr Kritik.


Fotos: Großer Preis von China, Freitag


Allison glaubt daran, ohne Windkanäle mehr Geld zu verbrennen als zu sparen: "Wenn man sein Budget investiert, muss man wegen seiner Investoren und seines Teams zuversichtlich sein, dass sich das in Leistung bezahlt macht", wittert der Ferrari-Mann die Gefahr, Entwicklungen ins Blaue zu steuern. "Man muss sich keine Sorgen darum machen, dass wir Dinosaurier-Technik verwenden würden."