Trotz Headhunter: Ecclestone denkt nicht an Rücktritt

Die Formel-1-Eigentümer haben Headhunter beauftragt, einen Nachfolger für Bernie Ecclestone zu suchen, der denkt aber mit fast 82 noch nicht an Rücktritt

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Schmiergeldaffäre rund um Ex-BayernLB-Banker Gerhard Gribkowsky und den Verkauf der Formel-1-Anteile in den Jahren 2005/06 steht auch Bernie Ecclestone unter gehörigem öffentlichem Druck. Nachdem diese Woche bekannt wurde, dass die BayernLB rund 400 Millionen Euro Schadenersatz von ihm fordert, wird nun gemunkelt, dass er seinen Posten als Formel-1-Geschäftsführer bald los sein könnte.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone feiert morgen in Indien bereits seinen 82. Geburtstag Zoom

In Umlauf gebracht werden die jüngsten Ablösegerüchte von der Londoner 'Times', die berichtet, dass die Eigentümer des Formel-1-Imperiums die weltweit operierende Headhunter-Firma Egon Zehnder International damit beauftragt haben, Namen von möglichen Nachfolgern vorzuschlagen, die in Ecclestones Fußstapfen treten könnten - falls der bald 82-Jährige zum Beispiel überraschend ableben oder in München verhaftet werden sollte.

Doch Ecclestone lässt sich von solchen Meldungen am Tag vor seinem Geburtstag nicht aus der Ruhe bringen: "Irgendwann werde ich gehen, so oder so", erklärt er in einem Interview mit der 'BBC'. Derzeit denke er aber noch keineswegs daran, das Feld zu räumen: "Solange ich das Gefühl habe, dass ich meine Leistung bringen kann, und die Eigentümer das genauso sehen, werde ich bleiben. Wenn ich nicht mehr dazu in der Lage bin, werde ich sie ausreichend vorwarnen."

Widerspruch zwischen Ecclestone und Unterlagen

"Als wir uns dazu entschieden haben, an die Börse zu gehen, war die offensichtliche Frage: 'Nun, was passiert mit Bernie?' Also haben wir in den Prospekt reingeschrieben, dass wir einen Headhunter finden wollen, der jemanden suchen soll", klärt Ecclestone die Spekulationen vermeintlich auf. Dies sei schon "vor Jahren" gewesen. Verwirrend allerdings, dass der angesprochene Börsenprospekt, der 'Motorsport-Total.com' vorliegt, auf 21. Mai 2012 datiert ist.

Darin heißt es auf den Seiten 189 und 190 (von 487) wörtlich: "Der Vorstand hat zur Abdeckung einer Situation, in der Herr Ecclestone nicht mehr als Geschäftsführer zur Verfügung steht, oder für den Fall, dass der Vorstand es für angemessen halten sollte, ihn zum Rücktritt aufzufordern oder zu suspendieren, Eventualfall-Arrangements getroffen. Diese Arrangements beinhalten eine geordnete oder eine sofortige Nachfolge, sollte so ein Prozess erforderlich werden."

Eigentümern ist Stabilität wichtig

"Das Unternehmen hat gemeinsam mit Egon Zehnder International einen Nachfolgeplan ausgearbeitet", heißt es weiter. "Dieser Plan - gemeinsam mit unseren anderen geschäftsführenden Direktoren, von denen jeder über 15 Jahre Erfahrung innerhalb des Unternehmens hat, und unseren vertraglich gesicherten Einnahmen, die kurzfristig Stabilität gewährleisten - wird dem Vorstand helfen, einen reibungslosen Übergang zu vollziehen, wenn Herr Ecclestone die Firma verlässt."

Die Teamchefs pochen schon lange auf ein solches Arrangement, denn Ecclestone ist 81 Jahre alt. Bereits 1999 wurde ihm bei einer Operation am offenen Herzen ein dreifacher Bypass eingesetzt. Bei einem Meeting am Freitagnachmittag war die Suche nach einem Nachfolger aber kein Thema: "Die Gerichtsverfahren wurden nicht besprochen", so ein anonymer Teamchef im indischen 'Telegraph', "und es hat auch niemand über die Headhunter-Firma gesprochen, die einen Nachfolger sucht."

Peter Brabeck-Letmathe

Peter Brabeck-Letmathe ist als Chef der neuen Formel-1-AG vorgesehen Zoom

Sollte die Formel 1 tatsächlich an die Börse gehen, würde der österreichische Nestle-Manager Peter Brabeck-Letmathe den Vorstandsvorsitz übernehmen. Doch bis es so weit ist, bleibt Ecclestone der mächtigste Mann in der Königsklasse: "Ich werde CVC genau sagen, wenn ich es mir anders überlege. Vielleicht wenn ich 85 bin oder so. Dann haben sie noch genug Vorwarnzeit", demonstriert der Brite gegenüber der 'BBC' Gelassenheit.