• 08.01.2005 16:45

  • von Marco Helgert

Toyota und das neue Regelwerk

Zahlreiche Regeländerungen für das Jahr 2005 erschwerten die Vorbereitungen auf die neue Formel-1-Saison

(Motorsport-Total.com) - Die Entwicklung eines neuen Formel-1-Autos ist immer eine schwierige Aufgabe, auch ohne umfangreiche Regeländerungen, die den Designprozess erschweren. Doch das neue Regelwerk für die Saison 2005 trifft alle Teams in gleicher Weise. Somit geht es vorrangig darum, die negativen Effekte der Änderungen zu minimieren. Bei Toyota legte man viel Wert darauf, sich intensiv mit den Veränderungen auseinander zu setzen, um keinen Nachteil gegenüber der Konkurrenz zu haben.

Titel-Bild zur News: Der Führungsstab des Toyota-Teams

Toyotas Führungsstab hatte im Vorfeld einige Herausforderungen zu meistern

Die größten Einschnitte gibt es auf dem Gebiet der Aerodynamik, der Frontflügel wurde angehoben, der Heckflügel rutschte weiter nach vorn und die Höhe des Diffusors wurde beschnitten. Hinzu kommen weitere Einschnitte bezüglich der Verwendung von aerodynamischen Zusatzflügelchen vor den Hinterrädern. Die FIA wollte mit diesen Änderungen erreichen, dass der aerodynamische Abtrieb um knapp 20 Prozent sinkt, um vor allem die stark gestiegenen Kurvengeschwindigkeiten wieder zu drücken.#w1#

"Es gab keine wirklichen Überraschungen, als das Technische Reglement für 2005 am Ende der letztjährigen Saison bestätigt wurde", kommentierte Mike Gascoyne, Toyotas Technischer Direktor der Chassisabteilung. "Daher waren wir bereits einen Schritt voraus. Der TF105 wurde zum Großteil um diese neuen Regeln herum entwickelt. Als wir die Änderungen umsetzten, verloren wir knapp 25 Prozent des Abtriebs im Windkanal. Bis zum ersten Saisonrennen und auch innerhalb der Saison haben wir die Aufgabe, diesen Verlust so gut es geht einzugrenzen."

Ohne neue Motorenregeln wären 1.000 PS möglich

Auf der Motorenseite spielte sich ein Großteil der Diskussionen über die Einführung der 2,4-Liter-V8-Aggregate für 2006 ab, die Erweiterung der Laufleistung der Motoren auf zwei Rennwochenenden für die diesjährige Saison wurde hingegen von fast allen begrüßt. Damit müssen die Triebwerke in diesem Jahr nun knapp 1.500 Kilometer ohne großen Schaden überstehen - eine immense Herausforderung für die Motorenabteilungen.

Dabei ist die Umsetzung im Toyota-Team offenbar gelungen. "Wir werden die Saison 2005 mit einer ähnlichen PS-Zahl beginnen, mit der wir die vergangene Saison abgeschlossen haben", erklärte Luca Marmorini, Technischer Direktor der Motorenabteilung. "Wenn es diese Regel nicht gegeben hätte, dann wären wir nun in der Region der 1.000 PS. Wenn diese Regeln nun stabil bleiben, dann wird die Anzahl der von den Teams verwendeten Motoren sinken. Wir haben mit der Entwicklung schon sehr früh begonnen, in dem wir unseren RVX-04-Motor durch langlebigere Teile an die neuen Regeln anpassten. Einige der Teile kamen auch schon im vergangenen Jahr zum Einsatz. Die neuen Regeln beschränken uns aber auch in den Entwicklungen, aber dies ist eine schöne technische Herausforderung, die für Toyota als Hersteller wichtig ist."

Zusammenarbeit mit Michelin extrem wichtig

Bei einer Regeländerung für die in am 6. März in Melbourne beginnende Saison muss Toyota auf den Reifenpartner Michelin vertrauen: Reifenwechsel sind in den Rennen 2005 nicht mehr vorgesehen, vielmehr soll das letzte Qualifying und das Rennen mit nur einem Satz Pneus bestritten werden. "Wir haben eine gute und gesunde Beziehung mit Michelin", erklärte der Direktor der Technischen Koordination, Keizo Takahashi. "Ich bin sicher, dass uns diese Partnerschaft bei dieser Herausforderung helfen wird. Wir müssen unsere Zusammenarbeit bis zum ersten Rennen und darüber hinaus intensivieren, nachdem wir ein klareres Bild der Leistungsfähigkeit des TF105 bekommen haben."

Eine Herausforderung ganz anderer Art wird die Teammanager in dieser Saison vor einige Probleme stellen. Erstmals wird der Rennkalender 19 Rennen umfassen, mit dem Türkei-Grand-Prix wird ein neuer Austragungsort hinzukommen. "Wir werden mehr Druck haben", erklärte Teammanager Richard Cregan. "Aber die Testbeschränkung wird es uns erlauben, auch mit einem Kalender mit 19 Rennen umzugehen, und es wird die Kosten in der Formel 1 senken."

Doch zunächst ist es noch zu früh, um an die Rennen des Jahres 2005 zu denken. Der TF105 muss sich erst auf den Teststrecken der Formel 1 beweisen. Gerade durch die zahlreichen Regeländerungen waren die Wintertests selten so wichtig wie in diesem Jahr. "Wir haben mit Jarno Trulli und Ralf Schumacher zwei neue Fahrer, die Tests im November und Dezember 2004 galten ihrer Eingewöhnung in das Team", erklärte Gascoyne. "Beide haben sich extrem gut in das Team integriert und uns sofort ein gutes Feedback gegeben."