Toyota: Hand in Hand zum Erfolg
Für den Toyota TF105 wurde teamintern einiges getan, um die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen zu optimieren
(Motorsport-Total.com) - Die Herausforderung, einen neuen Formel-1-Boliden zu entwerfen, ist für die Saison 2005 besonders groß. Das Technische Reglement wurde erst sehr spät verabschiedet, die Entwicklungsabteilungen der Teams mussten daher in einer sehr kurzen Zeitspanne eventuelle Änderungen in den Entwurf einfließen lassen - keine leichte Aufgabe. Bei Toyota hatte man offenbar wenig Probleme mit diesen Umständen, denn immerhin konnte das Team aus Köln als erster Rennstall den neuen Boliden vorstellen.

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Die Abteilungen von Luca Marmorini und Mike Gascoyne arbeiteten eng verzahnt
"Die entscheidendste Änderung am Chassis liegt auf dem Gebiet der Aerodynamik", erklärte Mike Gascoyne, Technischer Direktor der Chassisabteilung. "Es gab Änderungen am Front- und Heckflügel, aber auch am Diffusor. Um mit diesen Änderungen klarzukommen, haben wir im vergangenen Jahr viel mehr Ressourcen in die Arbeit im Windkanal gesteckt, und ich hoffe, dass der TF105 die Früchte unserer Arbeit ernten wird. Anfänglich verloren wir zirka 25 Prozent des Abtriebs, aber wir versuchen, diese Zahl so gut wie möglich bis zum ersten Saisonrennen in Australien und auch in der Saison zu reduzieren."#w1#
In der vierten Saison des Toyota-Teams möchte man Boden auf die Spitze des Feldes gutmachen, eine zentrale Rolle dabei spielt die neu formierte Gruppe in der Chassisentwicklung. "Seit Ende 2003 haben die die Chassisabteilung umstrukturiert, um uns mehr auf die Arbeit im Windkanal konzentrieren zu können und nicht nur die Teileanzahl zu erhöhen. Aber vor allem wollten wir die Genauigkeit der Ergebnisse verbessern. Gleich nach der Vorstellung des TF104 stellten wir zwei Gruppen im Entwicklungsbüro auf. Eine kümmerte sich um die Weiterentwicklung des TF104 und später des TF104B, die zweite kümmerte sich bereits um den TF105, unter der Führung von Chefdesigner Gustav Brunner."
Früher Entwicklungbeginn des TF105
Ein ganz ähnliches System verfolgte Gascoyne schon zu seiner Zeit als Technischer Direktor bei Renault. Um die Arbeiten am neuen TF105 noch zu intensivieren, wurden die Arbeiten am TF104B kurz nach dessen Debüt beim Deutschland-Grand-Prix im Juli 2004 eingestellt. Die frei gewordenen Kapazitäten sollten dem neuen Auto zugute kommen. Dies war ein Risiko, das sich nach Ansicht von Gascoyne in diesem Jahr auszahlen soll.
"Wir waren leider gezwungen, die Entwicklungen am TF104B zu stoppen, eigentlich wollten wir bis zum Saisonfinale weitere Fortschritte machen", erklärte er. "Auch wenn es zu dieser Zeit für uns eher hinderlich war, so denke ich, dass wir jetzt gegenüber unseren Gegnern in einer viel stärkeren Position sind, vor allem wenn man die Anzahl der Regeländerungen für 2005 mit einbezieht."
"Zum ersten Mal in der kurzen Geschichte des Toyota-Teams haben wir uns voll und ganz auf die Effizienz unserer internen Abläufe und des Testens konzentriert", bestätigte auch Gustav Brunner. "Für den TF105 haben wir, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, viele Teile übernommen. Wie haben unsere Methoden und Kategorisierung angepasst, um unsere Testprozeduren zu erweitern. Wir erhalten nun mehr wertvolle Daten, um unser Paket so konkurrenzfähig wie möglich zu machen."
"Mechanisch gesehen ist das Auto eine Weiterentwicklung, und wir haben schon beim Übergang vom TF104 zum TF104B hart daran gearbeitet, das Gewicht zu reduzieren", so der Österreicher weiter. "Dies führte letztlich zum TF105, aber der Teufel steckt wie so oft im Detail. Wir haben daher viele akribische Änderungen auf der mechanischen Seite des Autos einfließen lassen."
Bessere Zusammenarbeit als Erfolgsgarant
Auch Gascoyne gibt sich diesbezüglich optimistisch. "Abgesehen von der Aerodynamik haben wir auf allen anderen Gebieten des Autos Fortschritte gemacht", erklärte er. "Gustav und sein Team haben die Entwicklung des gesamten mechanischen Pakets übernommen und sich vor allem auf den Heckbereich konzentriert, das war eine unserer Schwachstellen im vergangenen Jahr. Wir haben die Steifigkeit und den Dämpfungscharakter verbessert. Dabei haben wir uns auch darauf konzentriert, ein leichteres und steiferes Getriebe zu entwerfen."
Doch gerade einen Vorteil bei Toyota wollte man intensiver nutzen. Da der Motor im gleichen Werk entsteht, wollte man die Integration des Triebwerks in das Chassis weiter verbessern. "Zusammen mit Luca Marmorini, dem Technischen Direktor der Motorenabteilung, haben wir hart an der Motorinstallation gearbeitet", so Gascoyne. "Hier haben wir ein insgesamt besseres Paket auf die Beine gestellt. Die Gesamtleistung hat darunter aber nie gelitten und die Zusammenarbeit der Chassis- und Motorenabteilung war sehr kompetent. Das ist nur bei Toyota möglich, wo alles unter einem Dach ist."
Neuer Motor eine Weiterentwicklung des Vorjahresmodells
Gerade die Motorenseite betreffen weitere Änderungen im Reglement, die das Design des TF105 beeinflussten. Ein Triebwerk muss nun zwei Grand-Prix-Wochenenden überstehen, für das Motorenteam eine große Herausforderung. "Toyotas Maxime der ständigen Verbesserungen war wieder das Rückgrat der Motorenentwicklung", erklärte Marmorini. "Durch die Regeländerungen ist der RVX-05 eine Weiterentwicklung des RVX-04. Wir wollten genug Zeit haben, um die langwierig herzustellenden Teile, wie die Kurbelwelle und den Motorblock, zu verändern, daher haben wir früh begonnen."
"Jedes Teil hat einen umfangreichen Zuverlässigkeitstest auf den Prüfständen durchlaufen, um sicherzustellen, dass der Motor auch zwei Rennwochenenden durchsteht", fuhr er fort. "Ebenso wie 2004 mussten wir die Laufleistung des Motors verdoppeln, ohne die Leistung absinken zu lassen. Eine Hybridversion des RVX-05 nach den Regeln der Saison 2004 lief erstmals im Juli. Daher hatten wir für das Finetuning Zeit. Die ersten Tests mit dieser Hybridversion waren sehr ermutigend und ich glaube, dass der Toyota RVX-05-Motor zu den besten Triebwerken der Saison 2005 gehören wird."

