Toyota: Effizientere Struktur soll zum Erfolg führen

Design-Verstärkung Mike Gascoyne und klarere Struktur neu bei Toyota, Ove Andersson dafür nur noch als Berater tätig

(Motorsport-Total.com) - Im Gegensatz zum Vorjahr gibt es bei Toyota vor der Saison 2004 kaum Neuzugänge, dennoch hat sich auch personell einiges getan: Die technischen Abteilungen wurden klarer strukturiert, Ove Andersson ist nicht mehr Teamchef, sondern nur noch Berater, und mit Mike Gascoyne wurde ein renommierter Technischer Direktor an Land gezogen.

Titel-Bild zur News: Toyota TF104

Die Toyota-Verantwortlichen mit dem eher konservativen TF104 in Köln

Der 40-jährige Brite ist gleichzeitig der einzige und bedeutendste prominente Neuzugang des Toyota-Teams in dieser Saison. Als Chef der Technikabteilung im Bereich Chassis ist er Designer Gustav Brunner vorgesetzt. Letzterer hat mehr Einfluss auf die unmittelbare Arbeit am Auto, während Gascoyne mit seinen Konzepten die grobe Richtung vorgeben soll. Dass er auf diesem Gebiet absolut kompetent ist, hat er in der Vergangenheit mehrfach bewiesen.#w1#

99er-Jordan und 03er-Renault waren Gascoynes Erfolgsautos

Begonnen hat seine Karriere im Motorsport 1989 bei McLaren, ehe er über die Stationen Tyrrell und Sauber 1998 bei Jordan landete, wo er jenes Erfolgsauto baute, mit dem Heinz-Harald Frentzen 1999 zwei Grands Prix gewinnen und den dritten WM-Rang erreichen konnte. Noch vor der Saison 1999 verabschiedete sich Gascoyne jedoch in Richtung Benetton, wo er letztes Jahr mit dem aerodynamisch hochklassigen R23 einen weiteren großen Wurf landete.

Seine neue Rolle bei Toyota beschreibt der Hobby-Rennfahrer so: "Ich bin verantwortlich für die tägliche Koordination der Chassisentwicklung. Von dem, was ich bisher gesehen habe, bin ich ziemlich beeindruckt, aber das Ziel muss sein, Toyota in Zukunft an die Top-Teams heranzuführen. Dafür braucht es eine längerfristige Vision." Dies könnte man so interpretieren, dass sich Gascoyne intern ab der kommenden Saison für eine etwas mutigere Design-Philosophie stark machen wird.

Brunner rechnet nicht mit internem Machtkampf

Während die Presse mit Konfliktpotenzial rechnet, was die Aufgabenteilung zwischen Gascoyne und Brunner angeht, und sogar von einer Entmachtung Brunners geschrieben wird, sieht der Österreicher selbst dieses Thema relativ entspannt: "Die Ankunft von Mike ist vorteilhaft für das gesamte Management im Bereich Chassis und ich blicke den großen Dingen, die sich daraus ergeben werden, optimistisch entgegen. Das ganze Team arbeitet sehr gut zusammen."

Weitere wichtige Köpfe in der Technikabteilung sind Keizo Takahashi, der sich um den Austausch von Ressourcen zwischen Köln und Tokio kümmern soll, Motorenchef Luca Marmorini, ein ehemaliger Ferrari-Mann, sowie Dieter Gass, Leitender Renningenieur, der an den Grand-Prix-Wochenenden den Ablauf in der Box koordinieren und auch Einfluss auf die Strategie haben wird. Norbert Kreyer wurde aus der Motorenabteilung zurückgezogen und nimmt nun eine aktivere Rolle an der Renn- und Teststrecke ein.

Die Führung des Rennstalls ist ab der laufenden Saison zweigeteilt: Tsutomu Tomita ist offiziell Teamchef und Vorstandsvorsitzender von Toyota Motorsport, während John Howett weiterhin das Büro des Präsidenten in Köln besiedelt. Beraten wird dieses Duo von Ex-Teamchef Ove Andersson, der nach 30 Jahren im Unternehmen stufenweise in Rente geschickt wird, weil es der Toyota-Philosophie entspricht, keine Management-Positionen an Mitarbeiter zu vergeben, die älter sind als 65.

Andersson "stolz", als Berater im Team bleiben zu dürfen

"Nach 30 Jahren im Management von Toyotas europäischen Rennsportaktivitäten bin ich stolz, dass ich das Team in der Rolle eines Beraters weiterhin unterstützen kann", erklärte der Schwede, der insgeheim allerdings nicht allzu glücklich über seine Entmachtung sein dürfte. "1975 habe ich mit drei Mitarbeitern in Belgien begonnen und jetzt feiern wir das 25-jährige Jubiläum von Toyota Motorsport in Köln." Die Personalabteilung führt inzwischen mehr als 600 Mitarbeiter.

Während Andersson mit mehr als 30 Dienstjahren schon ein alter Hase im Geschäft ist, ist das Toyota-Team sozusagen das "Nesthäkchen" der Formel 1. Dennoch genießt es einen überaus positiven Ruf, was das Personal angeht, zumal man mit Angestellten aus 32 Ländern die internationalste Truppe in der Königsklasse ist. Präsident John Howett ist darauf sehr stolz: "Das eröffnet uns eine multikulturelle Perspektive, wenn es um Innovation geht, und der internationale Geist ist verwoben durch gemeinsame Ambition."

Obwohl Toyota das Formel-1-Projekt zunächst mit eigenen Leuten aus dem Le-Mans- und Rallye-Programm aufgebaut hat, gibt es in der kommenden Saison keine Ausreden mehr, weil man sich inzwischen mit prominenten Namen verstärkt hat. Darüber hinaus sollte das Team im dritten Jahr in der Königsklasse endlich über ausreichend Erfahrung verfügen, um das zweifellos vorhandene Potenzial und die massiven finanziellen und technischen Ressourcen besser auszuschöpfen.