powered by Motorsport.com

Tost hält Sainz jun. und Kwjat für "hochbegabt"

Die Red-Bull-Junioren Carlos Sainz jun. und Daniil Kwjat im Check durch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: Wo die Stärken liegen, was noch zur Formel-1-Reife fehlt

(Motorsport-Total.com) - Bislang ist Sebastian Vettel der einzige Fahrer aus dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm, der einen Grand Prix gewonnen hat, doch nach einigen harzigen Jahren zu Beginn kommt das Projekt von Helmut Marko nun in Schuss: Nach dem dreifachen Weltmeister steht nun Daniel Ricciardo als zweiter Mann aus dem eigenen Nachwuchskader vor dem Sprung zu einem siegfähigen Team - er darf sich gute Chancen auf das Cockpit bei Red Bull an der Seite Vettels ausrechnen.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz jun., Antonio Felix da Costa, Daniil Kwjat

Formel-Hoffnungen: Sainz jun. (l.) und Kwjat (r.) mit Felix da Costa Zoom

Und auch im Windschatten tummeln sich einige talentierte Fahrer, die derzeit in Nachwuchsserien Gas geben und beim Young-Driver-Test in Silverstone einen starken Eindruck hinterlassen haben. Das bestätigt Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost in seiner Analyse: "Wir hatten mit Ricciardo und Sainz zwei sehr gute Testtage. Am dritten Tag hatten wir wegen eines hydraulischen Problems Schwierigkeiten und haben zwei Stunden verloren. Ich muss aber sagen, dass Kwjat gute Arbeit geleistet hat. Überhaupt waren die jungen Red-Bull-Fahrer überraschend schnell. Sie sind meiner Meinung nach hochbegabt und werden eine erfolgreiche Zukunft haben."

In den Nachwuchsserien noch nicht top

Carlos Sainz jun. und Daniil Kwjat verbindet ihre gemeinsame Zeit im Red-Bull-Kader: Beide wurde im Frühjahr 2010 von Marko aufgenommen, beide wurden 1994 geboren. Der Spanier schaffte im gleichen Jahr den Sprung in den Formel-Sport und verbuchte 2011 mit Platz zwei im Formel-Renault-Eurocup und dem Meistertitel in der Nordeuropäischen Formel Renault seine größten Erfolge. Derzeit liegt er in der GP3 auf dem siebten Platz.

Kwjat stieg ebenfalls 2010 in den Formel-Sport ein, und landete 2011 im Formel-Renault-Eurocup und in der Nordeuropäischen Formel Renault jeweils einen Platz hinter Sainz jun. Als Formel-Renault-Eurocup-Vizemeister stieg er 2013 in die GP3 auf, wo er ebenfalls einen Platz hinter dem Spanier als Achter rangiert.

Tost fordert Siege von Sainz jun.

Tost nahm die beiden rund um den Young-Driver-Test genau unter die Lupe und ortet hervorragende Ansätze. Sainz jun. habe bei der Vorbereitung in Faenza "intelligente Fragen gestellt und man spürte, dass er sich gründlich auf den Test vorbereitet hatte, auch in Form von ausführlichen Simulationen", sagt der Österreicher gegenüber 'Speedweek'.

Auch mit dem Speed und den technischen Aussagen zeigt sich Tost zufrieden - er sieht aber noch ein Manko zur Formel-1-Reife: "Er muss in seiner GP3-Klasse Rennen gewinnen. Wenn er sich eines Tages für die Formel 1 aufdrängen will, dann muss er in den Nachwuchsklassen siegen. Er hat in der GP3 noch nicht jene Ergebnisse eingefahren, die von ihm erwartet werden."

"Man spürte, dass Carlos sich gründlich auf den Test vorbereitet hatte." Franz Tost

Er schätzt aber, dass der derzeit 18-jährige Sohn des zweifachen Rallye-Weltmeisters Carlos Sainz "in ungefähr zwei bis drei Jahren" für die "Königsklasse" des Motorsports bereit sein dürfte. Dem Youngster selbst ist durchaus bewusst, dass er noch Zeit braucht. Mit einem Formel-1-Test hätte er gar nicht erst gerechnet.

Formel-1-Test für Sainz jun. enormer Ansporn

"Und dann bekomme ich die Gelegenheit, für Toro Rosso und Red Bull zu testen", zeigt sich Sainz jun. gegenüber 'Autosport' verblüfft. "Das ist natürlich eine große Stärkung meines Selbstvertrauens und ein Antrieb, in allen Bereichen vorwärts zu streben. Ich bin aber immer noch 18 Jahre alt, und es ist ausgeschlossen, dass ich kommendes Jahr in die Formel 1 wechsle."

Er weiß, dass es "noch ein langer Weg ist", den er zu bewältigen hat, auch wenn er sich durch den Test jetzt "dem Ziel näher" fühlt. Einen kleinen Vorgeschmack auf sein Ziel erhalten zu haben, sieht er in jedem Fall positiv: "Ich würde gerne wieder testen, denn wenn man es einmal gemacht hat, will man nicht mehr aussteigen. Der Test mit Red Bull war wie ein Lotto-Sieg."


Fotos: Toro Rosso, Young-Driver-Test in Silverstone


Kwjat überrascht mit technischen Verständnis

Dieses Gefühl muss auch der junge Russe Kwjat gehabt haben, als er für Toro Rosso ins Testgeschehen eingreifen durfte. Bei ihm beeindruckte Tost neben dem "für einen Neuling sehr guten Speed" vor allem, dass er "erstaunliches Verständnis fürs Fahrzeug und die Reifen" bewiesen hat.

"Daniil bewies erstaunliches Verständnis fürs Fahrzeug und die Reifen." Franz Tost

Der Tiroler gibt ein Beispiel: "Er hat über Funk gemeldet, dass die Hinterreifen zu überhitzen beginnen, ob er nicht besser eine gemächliche Runde einlegen solle, auf dass sich die Reifen etwas erholen. So etwas beeindruckt mich. Er fuhr dann eine Runde langsamer und dann gleich wieder schneller."