• 08.02.2003 15:45

Todt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Nicht abheben und immer daran glauben, dass die Konkurrenz besser ist als man selbst ? das ist das Erfolgsrezept von Jean Todt

(Motorsport-Total.com) - Auch vier Konstrukteurstitel und drei Fahrertitel in Folge mit Ferrari haben Rennleiter Jean Todt nicht abheben lassen. Im Gegenteil, der Franzose ist ganz der Alte geblieben. Erfolge genießt der "kleine Napoleon der Boxengasse", wie er oftmals liebevoll genannt wird, nur kurze Zeit, dann kehrt für ihn wieder der Alltag ein. Und das heißt: Fast den ganzen Tag arbeiten, denn ihn verfolgt ständig das Gefühl, als könne die Konkurrenz die Roten schon morgen überholen.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt präsentierte sich bei der Präsentation ungewöhnlich optimistisch

"Wir denken immer, dass die Anderen besser arbeiten als wir. Man denkt, man liegt zurück, das motiviert", so Todt. "In diesem Jahr wird vor allem viel von den Reifen abhängen. Wir haben sehr intensiv mit Bridgestone zusammengearbeitet, ich denke, dass dies einer unserer größten Erfolge ist. Ich glaube nicht, dass Michelin in die Formel 1 gekommen ist, um sich von Bridgestone schlagen zu lassen, sie werden aus diesem Grund alles tun, um uns zuschlagen. Das gilt auch für Toyota, Renault, Mercedes, BMW und Ford."

Während Michael Schumacher ganz offen davon spricht, dass ihm die Testzeiten von McLaren-Mercedes Sorgen bereiten, die wohlgemerkt auf dem alten Auto realisiert werden, verklausuliert Jean Todt seinen Respekt vor dem Team von Ron Dennis: "Wir haben ja gehört, dass ein paar Teams ihre Autos in diesem Jahr später vorstellen. Wir wissen nicht, wie gut sie sein werden, da heißt es abzuwarten. Einige von ihnen werden sehr, sehr schnell sein. Wir wissen nicht, wie schnell sie sein werden, aber wir haben die gleiche Motivation wie sie."

Die Ferrari-Konkurrenz dürfte aber nicht nur die Tatsache nachdenklich stimmen, dass sich Ross Brawn und Chefdesigner Rory Byrne weit aus dem Fenster lehnen, wenn es um Aussagen über den neuen Ferrari geht, sondern insbesondere, dass nun auch Jean Todt auf den Zug aufspringt. Der Franzose spricht zwar nicht vom "besten Ferrari aller Zeiten" oder dem "größten Sprung, den man jemals nach vorne machen konnte", wie dies Byrne oder Brawn tun, die Worte des Franzosen klingen für seine Verhältnisse jedoch schon regelrecht euphorisch.

"Es ist mehr als ermutigend, dass wir in den letzten Jahren aus dem Windkanal, im Bereich der Verwindungssteifheit, dem Schwerpunkt und der Gewichtsverteilung, auf dem Bericht des Motors, seinem Drehmoment Fortschritte erzielen konnten. Alle Zahlen sind bisher sehr ermutigend, aber wir müssen erst einmal abwarten, bis wir auf der Strecke sind. Wir haben jedoch fantastische Arbeit geleistet, wir haben uns alle Details sehr genau angesehen. Das Ergebnis ist ein Auto, das von den gleichen Leuten wie letztes Jahr mit derselben Leidenschaft und Harmonie gebaut worden ist. Und so können wir nur etwas auf die Beine stellen, das gut ist."

Doch wenig später kommt wieder der alte Jean Todt durch und der hält sich auch die Option offen, eine Teamorder auszusprechen ? auch wenn dies offiziell verboten sein wird: "Wir werden sehen, was im Interesse des Teams ist, das kann man durch nichts verhindern. Wir möchten niemanden provozieren, das haben wir in der Vergangenheit gelernt. Wir werden das Team so leiten, wie wir das denken, so lange wir den Sport und alle Entscheidungen in Bezug auf die Weltmeisterschaft respektieren. Wir arbeiten für Ferrari und werden immer die Interessen von Ferrari vertreten."