• 08.02.2003 12:17

BMW: Langsamkeit als Vorteil

Nicht immer ist es von Vorteil, Schnelligkeit an den Tag zu legen, das scheint sich BMW im Moment zu Herzen zu nehmen

(Motorsport-Total.com) - Bisher sind die Testfahrten mit dem neuen BMW-Williams FW25 enttäuschend verlaufen. Sicher hatten die Weiß-Blauen bei den ersten Gehversuchen mit dem neuen Auto nicht jenes Flügelwerk montiert, mit dem man den Saisonauftakt bestreiten möchte, doch auch die meisten anderen Teams fahren aus Zeitgründen zunächst mit alten Flügeln. Der Unterschied: Während die Konkurrenz sich verbessern konnte, war Williams mit dem neuen Auto langsamer als mit dem alten Boliden. Eine alte Weisheit besagt: Ein gutes Auto ist auf Anhieb schnell.

Titel-Bild zur News: Dr. Mario Theissen

Dr. Mario Theissen erklärt, wie BMW und Williams bereits miteinander kooperieren

Man macht auch keinen Hehl daraus, dass man bisher von den Testresultaten nicht zufrieden ist, lässt man die exzellente Zuverlässigkeit des neuen Autos einmal außer Acht. Während man versucht, die Probleme gegenüber der Öffentlichkeit herunterzuspielen, macht schon das Gerücht die Runde, dass man zum Saisonauftakt vielleicht gar auf das alte Auto zurückgreifen wird. Frentzen, der sich bei den Testfahrten das neue Auto zuletzt ganz genau anschaute glaubt, dass dem Team gar nichts anderes übrig bleiben wird.

Doch es ist unwahrscheinlich, dass man mit dem alten Auto in die neue Saison starten wird. Mit den neuen Flügeln dürfte das Auto schneller sein als das alte und vor allem ist man noch dabei, den neuen Boliden richtig zu verstehen. Da das Konzept völlig neu ist, dauert die "Kennenlern-Phase" länger als bei den letzten Autos. Somit muss man dem Team noch mehr Zeit zugestehen, bis ein passables Setup steht und man gute Zeiten erzielen kann.

Eine bittere Pille musste man auch gestern bei der Präsentation des neuen Ferrari schlucken, als Michael Schumacher erklärte, dass er im Moment BMW-Williams nicht im Kreis der ärgsten Konkurrenten sieht. Stattdessen gab der Kerpener ausgerechnet zu, dass er von Erzrivale McLaren-Mercedes größten Respekt habe, sich sogar Sorgen über die erzielten Forschritte macht. Wohlgemerkt fahren die Silbernen im Gegensatz zu Williams noch mit dem alten Auto.

Die mäßigen Ergebnisse mit dem neuen Auto dürften auch die Entscheidung von BMW hinausgezögert haben, ob man nun weiterhin mit Williams zusammenarbeiten möchte oder nicht. Paradox aber wahr ? für einmal stellt sich Langsamkeit in der Formel 1 als Vorteil heraus. Denn eine überhastete Entscheidung auf Basis der bisher enttäuschenden Testresultate könnte sich als großer Fehler herausstellen. Also heißt es zunächst einmal abwarten, wie sich das neue Auto macht.

Die sinnvollste Variante ist für BMW auf jeden Fall eine weitere Kooperation mit Williams, denn die Gründung eines eigenen Teams würde zu extrem hohen Kosten führen, ein Rückzug aus der Formel 1 ohne Titelgewinn würde dem Image schaden. Doch wenn Williams nicht in der Lage sein sollte, ein konkurrenzfähiges Chassis zu bauen, dann müsste man eben vielleicht doch in den sauren Apfel beißen.

Am wahrscheinlichsten ist derzeit, dass BMW den Vertrag mit Williams, der Ende 2004 auslaufen wird, verlängert, aber mehr Einfluss auf den Bau des Chassis erhalten wird. Schon jetzt fließt Input von Bayern nach England: "Kontinuierlich haben wir bereits vor zwei Jahren begonnen uns auszutauschen und Ingenieurs-Know-how einzubringen, das bei uns im Forschungs- und Innovations-Zentrum der BMW AG vorliegt und das ein Formel-1-Team gar nicht haben kann", so BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen auf der BMW-Motorsport-Internseite. "Dabei geht es im Wesentlichen um Simulations- und Berechnungswerkzeuge, aber auch um Berechnungskapazität, also um Großrechner oder um Versuchsanlagen."

Im Moment steht vor allem eine enge Kooperation auf dem Getriebebereich. Theissen weiter: "BMW hat Prüfstände, auf denen man einiges sehr gut simulieren kann. Das geht weit über die sonst in der Formel 1 üblichen Möglichkeiten hinaus. Wir haben uns mit Williams in Sachen Werkstoffen ausgetauscht und sind im Bereich Elektronik näher zusammen gerückt. Es gibt einiges, das sich anbahnt und zum Teil auch schon auswirkt. Wir sind gerade dabei, das richtig umzusetzen."

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