Chefdesigner erklärt Ferraris neues Auto

Rory Byrne über Aerodynamik, Kraftübertragung, Radaufhängungen und Elektronik des heute präsentierten F2003-GA

(Motorsport-Total.com) - Zuversicht pur überall ? und am meisten strahlte heute Vormittag in Maranello Rory Byrne, der geistige Vater des F2003-GA, beim Launch des neuen Ferrari. Der in Südafrika geborene Chefdesigner erklärte im Rahmen einer ausführlichen Ansprache an die Gäste alle Bereiche, in denen man gegenüber dem Vorjahr glaubt, Fortschritte erzielt zu haben.

Titel-Bild zur News: F2003-GA

Byrne konstruierte einen interessanten neuen Seitenkasten

Die "grundsätzliche Vorgehensweise", so Byrne, sei zwar in den letzten Jahren unverändert geblieben, weil es prinzipiell immer darum geht, mehr Abtrieb bei weniger Luftwiderstand und einer günstigeren Gewichtsverteilung zu erzielen, doch einige Bereiche des so erfolgreichen F2002 konnten für diese Saison nicht mehr übernommen werden, weil sie entwicklungstechnisch bereits ausgeschöpft waren. Um einen noch größeren Sprung als von 2001 auf 2002 möglich zu machen, wagte man sich also stellenweise auf neues Terrain vor.

"Fundamental neu", erklärte Byrne den anwesenden Medienvertretern, seien "die Seitenkästen, die Anordnung der Kühler und der innen liegende Teil der Hinterradaufhängung. Das ermöglichte uns, hinsichtlich aerodynamischer und kühlungstechnischer Effizienz einen Schritt nach vorne zu machen. Außerdem haben wir noch einige Entwicklungskomponenten, die wir in den nächsten drei oder vier Wochen ausprobieren werden." Dazu gehört unter anderem ein komplett neuer Frontflügel.

Grundsätzlich erinnert die Form des neuen Ferrari an jene des Vorjahres, der noch flacher gestaltete Bereich hinter dem Cockpit soll aber eine nahezu optimale Anströmung des Heckflügels gewährleisten. Außerdem hat man aerodynamisch die ansatzweise Verkleidung der Hinterräder bei Williams abgeschaut und die vorderen Kanten der Seitenkästen verengt. Im Windkanal wurden dank dieser Maßnahmen alle gesetzten Vorgaben zumindest egalisiert, in den meisten Fällen aber sogar übertroffen.

Die Kraftübertragung basiert auf jener des F2002, ist aber laut Byrne "deutlich kürzer, schmaler und leichter. Die Gänge wurden neu gestaltet, um Gewicht zu sparen und die Lebensdauer zu erhöhen. Außerdem haben wir die Schaltung für noch schnelleren Gangwechsel verfeinert." Darüber hinaus hatten die Ingenieure den Auftrag, das Zusammenspiel von Hinterradaufhängung, Kraftübertragung und Motor so kompakt wie möglich zu planen.

Das Erfolgsgeheimnis des F2003-GA könnte aber zum Teil bei den praktisch neuen Radaufhängungspartien liegen, mit denen Byrne optimale Voraussetzungen für die Reifen von Bridgestone schaffen wollte. Bekanntlich dürfte die Zusammenarbeit mit dem japanischen Hersteller kommende Saison noch enger als bisher verlaufen, weil man dank des neuen Reglements nun gar keine Rücksicht mehr auf die restlichen Bridgestone-Teams nehmen muss.

"Vorder- und Hinterradaufhängung", bestätigte Byrne, "wurden komplett überarbeitet, um die Leistung der Bridgestone-Reifen zu maximieren. Der innen liegende Teil der hinteren Aufhängung wurde total verändert und beinhaltet nun ein neues Dämpfungssystem. Fast alle Komponenten der Radaufhängung haben wir überarbeitet und oft kamen dabei neue Materialien zum Einsatz, um Gewicht zu sparen."

Nur kurz erwähnt wurde in der Rede des Südafrikaners die Elektronik, die erwartungsgemäß in Kooperation mit Magneti-Marelli entwickelt wurde. Die Einheit soll die verbesserte Kraftübertragung voll zur Geltung bringen und wurde zu diesem Zweck schon in den letzten sechs Monaten immer wieder in einem F2002 getestet. Zumindest bis zur Abrüstung in Silverstone verspricht man sich auch davon einen massiven Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.