• 10.05.2004 18:24

  • von Fabian Hust

Todt: "Ohne Schweiß kann man kein Rennen gewinnen"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt über Schumachers Problem im Rennen und seine neue Rolle als Managing Direktor von Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Rennleiter Jean Todt streifte sich das T-Shirt, das Schumacher-Manager Willi Weber anlässlich des 200. Rennens seines Schützlings mitgebracht hatte, über und drückte den glücklichen Sieger des Rennens erstmal gründlich. "Michael Schumacher - 200 F1 Rennen - Puls - Leidenschaft", ist auf dem roten T-Shirt zu lesen. "Wir möchten damit einfach zum Ausdruck bringen, dass wir sehr glücklich für Michael sind, seinen 200. Grand Prix zu feiern", so Jean Todt. "Es war die Entscheidung des Teams, es zu tragen."

Titel-Bild zur News: Jean Todt (Ferrari-Teamchef)

Jean Todt ist seit kurzem auch Managing Direktor von Ferrari

Auf dem T-Shirt war das Wort "Puls" zu lesen und der war bei Jean Todt während dem Rennen ziemlich hoch: "Ich denke nicht, dass man ein Rennen ohne Schweiß gewinnen kann. Wir haben natürlich von der elften Runde an gelitten, als wir realisierten, dass Michael ein Problem mit einem gebrochenen Auspuff hatte."#w1#

Als das Problem bemerkt wurde, machte man sich auf dem Kommandostand große Sorgen: "Wir wussten, dass es für ihn schwierig sein würde, das Rennen zu beenden, aber im Verlauf des weiteren Rennens bemerkten wir, dass er immer noch fahren konnte und er nicht davon abgehalten werden würde, sein Tempo zu halten. Aber es stimmt schon, dass wir bis zu dem Punkt, an dem er die Ziellinie überquerte, jede Menge Sorgen hatten, auch wenn wir immer noch auf Rubens zählen konnten, der auf dem zweiten Platz lag."

Zum fünften Mal in Folge kann der Rennleiter, der womöglich bald zum Ferrari-Präsidenten befördert werden wird, seiner Mannschaft nur ein dickes Lob aussprechen: "Ich denke, dass der Kampfgeist des Teams, die Frische aller im Team, die Widmung aller gegenüber dem Team und dem Erfolg außergewöhnlich ist. Dies ist etwas, was von Bridgestone, allen unseren Partnern wie Shell und so weiter geteilt wird. Jeder widmet sich wirklich dem Erfolg und versucht, das Beste zu erreichen."

Den letzten Auspuffschaden hatte Ferrari im Jahr 2000 in Monaco. Damals musste Michael Schumacher aufgeben, weil die Aufhängung angekokelt wurde. Doch dieses Mal war es anders, wie Todt erklärt: "Es hängt alles davon ab, in welche Richtung der Bruch am Auspuff zeigt und in Monaco zeigte dieser in eine unglückliche Richtung. In diesem Fall war es in Ordnung. Egal, was das Team getan hätte, wenn es in Richtung der Aufhängung gegangen wäre, dann hätte man wenig tun können."

Vier Rennen hatte Ferrari vor dem Spanien-Grand-Prix gewonnen, doch vor der Anreise an den 'Circuit de Catalunya' war Jean Todt wie immer keinesfalls sorglos: "Ich bin mir nicht sicher, ob Erleichterung das richtige Wort nach dem Sieg in den ersten vier Rennen ist. Wir wussten, dass wir konkurrenzfähig sein würden, aber wir können nicht vorhersagen, wie konkurrenzfähig wir von einem auf das andere Rennen sein werden, das ist sehr schwierig. Es hängt so viel vom Gesamtpaket ab: dem Auto, Motor, der Zuverlässigkeit, den Reifen."

Auch wenn Michael Schumacher in Barcelona den Saisonstartrekord von Nigel Mansell aus dem Jahre 1992 mit fünf Siegen in Folge egalisierte, ist dies kein Grund für den 58-Jährigen, in großen Optimismus zu verfallen: "Ich kann nicht sagen, dass wir nach diesem Rennen erleichtert sind, denn wir erwarten, dass wir früher oder später - hoffentlich so spät wie möglich - versagen werden. Aber ich denke dennoch, dass wir für die anderen der Maßstab sind."

Dass das Formel-1-Projekt unter seiner neuen Rolle als Managing Direktor von Ferrari leiden wird, glaubt der Franzose indes nicht: "Ich habe den Vorteil, dass ich ein außergewöhnliches Team leiten kann, in dem jeder eine wohl definierte Rolle hat, es wird für mich also eine neue persönliche Herausforderung sein, der Managing Direktor von Ferrari zu sein, nachdem ich schon der Direktor des Rennteams war. Das ist etwas sehr Befriedigendes und wenn man Franzose ist, dann erwartet man mit Sicherheit nicht, dass man Managing Direktor von einem Unternehmen wie Ferrari wird. Ich werde versuchen, die von Luca di Montezemolo und den Direktoren getroffene Wahl zu rechtfertigen."

"Ich werde das Unternehmen, nicht nur in der Formel 1, leiten. Ich werde das gesamte Unternehmen Ferrari leiten. Ich denke, dass wir sehr gut organisiert sind und jeder seine Position hat und wir auf der sportlichen Seite nichts verändern werden. Ich werde immer noch zu den Rennen kommen." Bei McLaren könnte sich Ron Dennis mit seinen zahlreichen Aufgaben übernommen haben, wie oftmals spekuliert wird. Ob sich der vergrößerte Verantwortungsbereich vielleicht doch negativ auf das Formel-1-Projekt auswirken wird? "Die Zeit wird es zeigen", lautet die Antwort von Todt.