Todt nimmt das Krisenjahr 2005 gelassen hin

Sollte es bei einem einzelnen Krisenjahr für Ferrari bleiben, könnte Teamchef Jean Todt damit leben - Erinnerungen an 1993 werden wach

(Motorsport-Total.com) - Weil Ferrari im neuen Jahrtausend noch keinen WM-Titel verloren hat, praktisch aber ohne Chance ist, die beiden Weltmeisterschaften aus dem Vorjahr erfolgreich zu verteidigen, wird die Krise beim Traditionsrennstall aus Maranello als besonders dramatisch empfunden. Doch für Teamchef Jean Todt, der schon seit 1993 an Bord ist und viel Schlimmeres erlebt hat, hält sich die Katastrophe in Grenzen.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt hat schon viel schlimmere Zeiten erlebt als in der Saison 2005

"Es ist ein schwieriges Jahr, aber wir müssen die Niederlage mit Würde tragen", wird er von der 'Gazzetta dello Sport' zitiert. "In den letzten Jahren hatten wir viel Erfolg, daher sind wir bereit dazu, auch einmal in den sauren Apfel zu beißen, wenn es erforderlich ist. Die Leute reden von schwierigen Zeiten, aber sie vergessen darauf, dass von meiner Ankunft hier im Jahr 1993 bis zum ersten Titel 2000 die Zeitungen jedes Jahr gezählt haben, das wieder ohne Weltmeisterschaft verstrichen ist."#w1#

Bevor nämlich Michael Schumacher seinen ersten von inzwischen fünf WM-Titeln nach Maranello holte, blieb Ferrari mehr als 20 Jahre ohne Fahrerkrone - 1979 hatte Jody Scheckter als letzter Weltmeister in Rot die schier endlose Durststrecke eingeleitet. Todt nimmt daher die derzeitigen Rückschläge gelassen hin: "Ja, wir haben hier in Istanbul den WM-Titel wahrscheinlich endgültig verloren, aber nächstes Jahr werden wir sagen, dass wir ihn nur für ein Jahr verliehen haben", kündigte er an.

Gleichzeitig ist sich der 59-Jährige sicher, dass die Fahrer derzeit das geringste Problem sind. Nachdem er noch in Istanbul Rubens Barrichellos Leistungen lobte, unterstrich er nun neuerlich die unbändige Motivation seines Starpiloten Schumacher: "Michael ist gerade so hungrig wie jemand, der schon sehr, sehr lange nichts mehr gegessen hat. Wenn man ihm Essen auf seinen Teller gibt, dann verschlingt er das umso schneller", stellte Todt einen bildlichen Vergleich auf.