• 16.08.2014 08:43

  • von Dennis Hamann

Suzuka 2000: Todts emotionalster Moment

FIA-Präsident Jean Todt wirft einen Blick zurück und erinnert sich an seine Zeit als Teamchef bei Ferrari und den schönsten Moment in dieser Ära

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich könnte es Jean Todt mit seinen 68 Jahren längst ruhiger angehen und das Leben eines Rentners genießen. Doch der kleine Franzose kümmert sich nicht um Ruhe - viel lieber ist er Präsident der FIA. Doch vor seinem Amtsantritt in das höchste Amt des Motorsports war Todt Teamchef. Er führte das Team, das ein ganzes Jahrzehnt mitprägte und führte es zusammen mit Michael Schumacher zum Erfolg - Ferrari.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

FIA-Präsident Jean Todt denkt zurück an die Zeit, als er noch Ferrari-Teamchef war Zoom

Dabei gab es aber nicht nur Höhenflüge: "Man erinnert sich besser daran, wenn es schlechte Erinnerungen gibt, bevor man das erreicht hat, was man wollte", sagt Todt gegenüber 'Autosport'. "Ich bin jetzt seit 48 Jahren im Motorsport tätig und habe viel erlebt. Aber die Zeit bei Ferrari war doch sehr einprägend. Ich kam 1993 zu Ferrari und es hat bis Oktober 2000 gebraucht, ehe wir unser Ziel, den Titel, erreicht hatten. Dabei waren die Erwartungen sehr hoch. Alle dachten, wir würden über Jahre dominieren, aber es hat fast sieben Jahre gedauert."

"Es gab viel Hoffnung und Erwartungen und Enttäuschung", erzählt der Franzose. "1993 kam ich zu Ferrari und direkt gab es sehr hohe Erwartungen. Aber bevor man etwas erreichen kann, muss man die Strukturen entsprechend ändern und das Team und die Ausstattung die neu formieren und das braucht Zeit. Wir waren erst 1997 das erste Mal in der Lage, den Titel zu gewinnen. Im letzten Rennen, in Jerez, führte Michael Schumacher die Meisterschaft an. Doch dann gab es den Zwischenfall mit Jacques Villeneuve. Wir gerieten direkt von einem Traum in einen Albtraum."

1997: Schumacher rammt Villeneuve und verliert

Zur Erinnerung: Schumacher lag im Rennen vor Villeneuve, sein Vorsprung schmolz aber von Runde zu Runde. Als der Kanadier dann im 47. Umlauf in der Dry-Sac-Kurve versuchte, innen an Schumacher vorbei zu kommen, machte der Deutsche die Tür zu und fuhr in die Seite des Williams. Schumacher schied aus und bekam wegen seines Rammstoßes auch noch alle Punkte der Saison aberkannt. Villeneuve wurde Dritter und gewann die Meisterschaft.

Auch im darauf folgenden Jahr führte Schumacher vor dem letzten Rennen: "Doch er würgte den Motor am Start ab und wir verloren wieder den Titel", erklärt Todt. "Dann hatte Michael '99 seinen Beinbruch in Silverstone. Aber immerhin konnte Eddie Irvine den Konstrukteurstitel sichern. Den Fahrertitel verloren wir wieder im letzten Rennen, in Suzuka, an Mika Häkkinen. Doch dann kam das Jahr 2000. Wir hatten einen guten Start in die Saison. Doch dann hatten wir ein paar Probleme und verloren die Führung", so Todt.


Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre

Auch im Jahr 2000 ist es kein Spaziergang

"Wir mussten drei oder vier Rennen in Folge gewinnen, um überhaupt noch eine Chance auf den Titel zu haben", erklärt der 68-Jährige. "Und das haben wir auch tatsächlich geschafft. Die schönste Erinnerung war dann das Rennen in Suzuka. Als Michael seinen letzten Stopp machte und Häkkinen die Start/Ziel-Gerade entlang kam. Wir mussten unbedingt vor ihm auf die Strecke kommen und das Rennen gewinnen. Ross Brawn hat Michael die ganze Zeit über Funk gesagt, wo Häkkinen gerade ist", so Todt.

Jean Todt, Michael Schumacher

Geschafft: Schumacher und Todt feiern in Suzuka den ersten Titel mit Ferrari Zoom

"Es war so ein emotionaler Moment, als wir es geschafft hatten und Michael vor ihm aus der Box kam und das Rennen und die Meisterschaft gewann", erzählt der Franzose. "Wir hatten unser Ziel also endlich erreicht. Ich erinnere mich noch, als ich mit Michael zur Siegerehrung ging, wie ich zu ihm sagte, dass dieser Tag in Suzuka unser Leben verändert wird. Nichts würde mehr sein, wie es mal war."