• 25.07.2014 18:59

  • von Dominik Sharaf

Causa Bremsscheiben: Nur schwammig oder alles Show?

Teamchefs äußern Unverständnis und Kritik, dass Mercedes-Star Hamilton für seine Reparatur in Hockenheim nicht bestraft wurde: "Wird noch diskutiert werden"

(Motorsport-Total.com) - Mancher Beobachter im Formel-1-Paddock war erstaunt, als Lewis Hamilton den Deutschland-Grand-Prix am vergangenen Sonntag aus der Startaufstellung in Angriff nahm. Der Grund: Mercedes hatte die Bremsbeläge am Auto des Briten getauscht, nachdem sie im Qualifying versagt und den WM-Zweiten in die Reifenstapel gezwungen hatten. Statt mit Brembo-Material rückte Hamilton wie Nico Rosberg mit Teilen von Carbon Industries aus. Und hatte damit die Parc-ferme-Regel gebrochen?

Die Konkurrenz der Silberpfeile kann dieser Schlussfolgerung etwas abgewinnen: "Es ist schon interessant zu sehen, wie die FIA damit umgegangen ist, denn es geht ja auch um die Senkung von Kosten", spielt Christian Horner auf die Hintergründe der Bestimmungen an - das Thema Sparen rangiert ganz oben auf der Agenda des Automobil-Weltverbandes und seines Präsidenten Jean Todt. Bei einer konsequenteren Regelauslegung hätte Hamilton in Hockenheim aus der Boxengasse starten müssen.

Der Red-Bull-Teamchef meldet Kritik an: "Sicher sollte darüber noch diskutiert werden, denn diese Art und Weise wollen wir nicht." Auch Eric Boullier zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als die FIA die Causa Hamilton auf sich beruhen ließ: "Wir waren überrascht", so der Franzose in McLaren-Diensten. "Obwohl die Komponenten ja ähnlich sind, sind die Parc-Ferme-Regeln sonst sehr strikt." Deutlicher wird Ferraris neuer Teamchef Marco Mattiacci. Er wittert eine sportpolitisch motivierte Entscheidung.

Der Italiener kokettiert damit, dass Hamilton mit dem leistungsmäßig stark überlegenen Mercedes genau so weit im Hinterfeld stehen sollte, dass er die Spitze noch aufmischt: "Die Formel 1 diskutiert über die Show. Ich verstehe, dass es ein Fahrer, der aus den 20er Rängen auf das Podium fährt, großartig ist." Mattiacci unterstreicht, dass er sich solche Dinge nicht wünscht, aber eine gewisse Linie im Vorgehen der FIA erkennt. Er distanziert sich: "Das ist nicht meine Philosophie von Motorsport."

Vijay Mallya plagt die Sorge, dass die strenge Linie bei Parc-Ferme-Vergehen jetzt aufgeweicht wird. Schließlich ist die identische Funktion eines Teils nach bisherigem Verständnis kein Grund gewesen, doch straffrei Hand anlegen zu dürfen: "Dann könnten wir auch den Heckflügel tauschen, weil er genauso funktioniert." Der Force-India-Boss relativiert aber: "Solange es nicht als Vorwand genutzt wird, alles im Parc ferme zu ändern, ist es okay."