Theissen: "Kein Wettbewerb mit Williams"
BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen erklärt den Hintergrund der Vertragsverlängerung mit dem Williams-Team
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ihr habt gerade bekannt gegeben, dass das Abkommen mit Williams bis 2009 verlängert wurde. Dabei ist viel von Integration die Rede. Wie wird diese Integration erreicht?"
Theissen: "Wir haben das mit Williams seit einem halben Jahr diskutiert. Jeder weiß, dass es das Hauptthema der Diskussion war. Unser Ziel war nur der normale Weg in der heutigen Industrie, vor allem der Automobilindustrie. Jede Firma muss mit verschiedenen Standorten arbeiten. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein integriertes Projektmanagement, und wir haben viel Zeit mit Williams verbracht, um unsere Ideen auszutauschen und eine gemeinsame Grundlage zu finden. In den letzten Wochen wurde das erreicht, worauf wir den Vertrag unterschreiben konnten."

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Mario Theissen: "Das Projektmanagement ist der Schlüssel zum Erfolg"
Frage: "Ihr habt auch über die Beteilung am Antriebssystem und dem Getriebe gesprochen. Wie wir bei Ferrari gesehen haben, ist das Getriebe sehr wichtig. McLaren-Mercedes bringt sogar zwei verschiedene Getriebe. Habt ihr über solche Dinge auch gesprochen?"
Theissen: "Wie ich bereits sagte, ist das Projektmanagement das Rückgrat der Operation. Daneben wollen wir natürlich auch unsere Ressourcen anbieten, die für Straßenautos vorbereitet wurden, und die wir nun für die Formel 1 adaptieren wollen. Damit wollen wir die Entwicklungsgeschwindigkeit erhöhen, und die Erfahrung eines großen Automobilherstellers einbringen. Wir liefern nun seit vier Jahren Motoren, und nun werfen wir einen Blick auf das Getriebe und die daran befestigten Teile. Das wird jedoch kein Wettbewerb mit Williams. Wir werden unserer Ressourcen, Kenntnisse und Test- und Simulationsanlagen integrieren. Wir werden Motor und Getriebe zusammen entwickeln, dabei werden Leute von BMW und Williams zusammenarbeiten."
Annäherung von beiden Seiten
Frage: "Du hast gesagt, dass es lange gedauert hat bis die Gespräche gefruchtet haben. Waren es die grundlegenden Fragen oder Details, die den Prozess so lange verzögerten?"
Theissen: "Ich würde sagen, dass es ein fruchtbarer Lernprozess war. Wir haben uns beide von unterschiedlichen Positionen angenährt. Beide Teile haben viel von der Erfahrung der anderen Seite gelernt. So sind wir schlussendlich zusammengekommen und haben uns geeinigt."
Frage: "Nachdem was wir heute mit dem Regen im Qualifying gesehen haben: Welche Änderungen hättest du gerne in der nächsten Saison?"
Theissen: "Ich mag es an und für sich, wenn nur ein Auto auf der Strecke ist, weil dann jeder Fahrer die gleiche Aufmerksamkeit bekommt. Worüber wir nachdenken könnten wäre ein zweiter Versuch für die besten Zehn, denn das Spannendste in den letzten Jahren war es, wenn Fahrer zurückgeschlagen haben. Das wäre interessant. Darüber hinaus sollten wir wieder zu einer einheitlichen Testregelung kommen. Ich bin kein Freund davon, dass einige an der Rennstrecke testen und andere zwischen den Rennen. Für die Show wäre es gut, wenn wir mehr an den Rennwochenenden testen würden. Das könnte die Rennen für die Zuschauer und die Organisatoren interessanter machen. Die Regel, dass man sich mit der Benzinmenge für das Rennen qualifizieren muss, funktioniert aber besser als erwartet. Anfänglich war ich kein Freund davon, aber für uns ist das sehr interessant, für den Zuschauer aber manchmal schwer verständlich. Aber das Verständnis wächst, und die Teams liegen mit ihren Strategien auch nicht mehr weit auseinander."
Keine Kundenmotoren für die Saison 2004
Frage: "Sind an euch schon Teams herangetreten, um über Kundenmotoren für das nächste Jahr zu verhandeln?"
Mario Theissen: "Wir sind nicht in der Position, 2004 ein zweites Team zu beliefern. Generell hat man zwei Möglichkeiten. Wenn du die gleichen Motoren lieferst, die auch das erste Team erhält, so muss man die Produktionskapazitäten erhöhen. Wenn man einen anderen Motor anbietet, dann muss man auch die Design- und Entwicklungskapazitäten erhöhen. Beides ist derzeit bei BMW nicht in Planung."
Frage: "Glaubst du, dass ihr Ferrari bereits ein wenig wachgerüttelt habt?"
Theissen: "Wir fangen gerade erst damit an."

