• 01.11.2008 09:42

  • von Fabian Hust

Teamchefs sprechen von "historischer Einigkeit"

Die Teamchefs geben sich zufrieden, denn erstmals in der Geschichte der Formel 1 ziehen die Teams angesichts des Kostendrucks wirklich an einem Strang

(Motorsport-Total.com) - Das Thema Kostenreduktion ist in der Formel 1 auch am letzten Wochenende der Saison in aller Munde. Die Vereinigung der Teams, die FOTA, betrachtet dieses Thema in den zahlreichen Treffen, die in der jüngsten Vergangenheit abgehalten wurden und noch abgehalten werden, als Thema Nummer eins.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali, Flavio Briatore, Mario Theissen und Ron Dennis

Domenicali, Briatore, Theissen und Dennis sind positiv gestimmt

"Wir arbeiten ziemlich hart und sehr konstruktiv daran, einen Vorschlag vorzubereiten, der alle Teams unterstützen wird - vom größten bis zum kleinsten", so BMW Motorsport Direktor Mario Theissen. "Wir kümmern uns um alle Notwendigkeiten, und ich bin wirklich sehr zuversichtlich, dass wir schon sehr bald einen Vorschlag haben, der alle Probleme, technischen und sportlichen Regularien berücksichtigt."#w1#

"Alle wollen eine Reduktion der Kosten, wir arbeiten zusammen." Flavio Briatore

Renault-Teamchef Flavio Briatore stimmt zu: "Alle wollen eine Reduktion der Kosten, wir arbeiten zusammen. Wenn es um die technische und sportliche Seite geht, dann sind die Teams vielleicht einstimmig, wir wissen, was wir tun müssen, um die Kosten zu reduzieren. Das hat Priorität."

"Wir sind Teil der finanziellen Situation in der Welt, wir arbeiten sehr hart zusammen, um sobald wie möglich eine Lösung zu erreichen. Die Position der FOTA ist bereits einstimmig. Unser nächstes Treffen ist am 4. November in London. Wir arbeiten hart zusammen, um der FIA sobald wie möglich einen Vorschlag unterbreiten zu können."

"Wir haben zwischen den Teams ein beispielloses Niveau an Zusammenarbeit gesehen." Ron Dennis

McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis betonte das Wort Einigkeit, die Teams seien sich in Bezug auf ihre Ziele einig: "Das Einsparen von Kosten kommt natürlich direkt den Teams zu Gute. Alle Teams müssen zusammenarbeiten und wir haben zwischen den Teams ein beispielloses Niveau an Zusammenarbeit gesehen."

"Wir konzentrieren uns auf 2009, das erfordert absolute Einigkeit bei den Vereinbarungen, um 2009 irgendwelche Veränderungen einführen zu können. Wir haben für alle Teams signifikante Kostenreduzierungen eingebracht, besonders die kleineren Teams."

"Wir konzentrieren uns nun darauf, in Bezug auf die zukünftigen Jahre eine einheitliche Position zu erzielen, die sich allen Punkten widmet, von den Motoren bis zu den Chassis. Unser Ziel ist es, konstruktive und konkrete Vorschläge zu unterbreiten, die von allen unterstützt werden."

Ferrari geht es zwar wirtschaftlich gut, doch auch die Italiener sind daran interessiert, die Kosten im Sport zu reduzieren: "Die Herangehensweise der sportlichen und technischen Kommission, die wir gegründet haben, um all die Punkte zu diskutieren, ist meiner Meinung nach richtig", so Stefano Domenicali, Teamchef des italienischen Rennstalls.

"Ich möchte betonen, dass wir uns in einer Position befinden, in der wir wirklich zusammenarbeiten." Stefano Domenicali

"Natürlich ist dies der richtige Ort, an dem man diskutieren und unterschiedliche Meinungen haben kann, aber schlussendlich ist es eine konstruktive Diskussion und bisher wollen wir so weitermachen. Wir können hier unsere Position darlegen, ich möchte jedoch betonen, dass wir uns in einer Position befinden, in der wir wirklich zusammenarbeiten."

"Dies ist ein historischer Moment, wenn man die verschiedenen Situationen bedenkt. Ein kleines Team, ein großer Konstrukteur, ein mittlerer Konstrukteur - alle teilen dieselbe Ansicht", lobt der Italiener. "Schlussendlich wollen wir die Grundprinzipien der Formel 1 in diesem neuen Zusammenhang erhalten. Dies ist eines der Ziele, welches alle Teams zusammen erreichen wollen."

Der Automobilweltverbandes FIA fordert von den Herstellern für die unabhängigen Teams Motoren zu einem Gesamtpreis von fünf Millionen Euro pro Saison: "Zunächst muss man einmal sagen, dass diese Zahl von den Teams kam, nicht von der FIA", betont Dennis. "Dies war eine Zahl, die wir als eines der Ziele ausgegeben haben. Das ist Teil des Vorschlags und im Verlauf der Zeit werden die anderen Themen, die wir brauchen haben, der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden."

FIA-Präsident Max Mosley zeigte sich zuletzt mit den Vorschlägen der Teams nicht zufrieden, drohte mit der Einführung von Standard-Motoren. Droht ein Streit? "Wie können wir das wissen, solange wir unsere Vorschläge noch nicht unterbreitet haben?", gibt sich Theissen optimistisch. "Wir arbeiten daran und wir werden der FIA die Vorschläge unterbreiten und dann werden wir sehen."

"Mit unseren Vorschlägen liegen wir komplett auf einer Linie." Ron Dennis

Von einer "Feindseligkeit" zwischen der FIA und den Teams will Dennis nichts wissen: "Das ist nicht der Fall. Wir arbeiten am selben Ziel, was die Reduktion der Kosten ist. Die Teams sind meiner Meinung nach bestens ausgerüstet, um Vorschläge zu unterbreiten, denn wir müssen diese Vorschläge umsetzen. Mit unseren Vorschlägen liegen wir komplett auf einer Linie."

"Wir arbeiten mit dem Verband zusammen" so Briatore. "Wir sind nicht gegen irgend jemanden auch wenn es danach aussieht, als seien die Teams gegen die FIA, gegen Bernie Ecclestone. Die FIA, Bernie und die Teams arbeiten zum Wohle der Formel 1 zusammen. Es gibt keine kontroverse Position zwischen uns und Max. Wir benötigen im Moment einen starken Präsidenten, arbeiten zusammen für die Zukunft der Formel 1."

"Gleichzeitig haben wir eine große Verantwortung für die Formel 1." Ron Dennis

Nicht nur die Fans machen sich dieser Tage Sorgen, dass man mit den Sparmaßnahmen zu weit geht und die Formel 1 ihren Charakter als Rennserie mit vortrefflicher Technik verlieren wird: "Das ist Teil der Diskussionen innerhalb der FOTA", erklärt Dennis. "Es ist klar, dass die Werte und der Geist der Formel 1 für die Formel 1 wichtig sind, aber gleichzeitig haben wir eine große Verantwortung für die Formel 1. Dies bedeutet, dass wir die Kosten in einer Zeit, in der sich die gesamte Welt in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation befindet, unter Kontrolle bekommen müssen."

"Wir sind nicht blind und wissen, dass wir diese Dinge in Betracht ziehen müssen. Sie sind Teil der Diskussionen", so der Brite weiter, der versichert, dass man sehr gründlich über die entsprechenden Vorschläge nachdenkt: "Wir sind uns einig, dass wir allen zeigen möchten, dass wir uns der Verantwortung bewusst sind, und genau anschauen, was wir tun und erklären, warum wir es tun."

"Wir müssen dies alles als ein Paket ansehen", meint Domenicali. "Wir sprechen über einen Sport, über ein Business, über einen Sport, der etwas mit Technologie zu tun hat, der eine Show ist. Innerhalb dieses Rahmens müssen wir in diesem Moment richtig handeln, bedenken, was um uns herum in Bezug auf die wirtschaftliche Situation vorgeht."

Angesichts der Finanzkrise spricht Briatore von "Panik", die im Moment herrsche: "Die Formel 1 ist in Bezug auf diese Panik nicht immun. Unser Vorsitzender und alle sind auch sehr empfindlich, was in der Formel 1 passiert."

"Ich verstehe nicht, warum die Leute über die Entwicklung der Motoren sprechen." Flavio Briatore

"Mit Sicherheit müssen wir die Kosten reduzieren. Aber wenn man sich auf die Diskussionen über die Formel-1-Motoren bezieht, dann gibt es theoretisch schon heute angesichts der eingefrorene Motoren keine Entwicklung. Ich verstehe nicht, warum die Leute über die Entwicklung der Motoren sprechen. Schon heute ziehen wir aus den Motoren keine Leistungsgewinne."

"Wenn alle das Reglement beachten, dann sind die Motoren eingefroren und niemandem ist es erlaubt, den Motor anzufassen. Welchen Vorschlag wir auch immer ausarbeiten, wir müssen diese Betrachtung ebenfalls berücksichtigen. Wir von der FOTA arbeiten sehr hart, um einen Vorschlag ausarbeiten, der berücksichtigt, dass die Motoren bereits eingefroren sind. Das ist schon Teil der Regeln."

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen wird da noch deutlicher: "Selbst wenn die Reduktion der Kosten am dringendsten ist, müssen wir das Gesamtbild im Kopf behalten. Wir wollen in der Formel 1 sein, in einer Formel 1, die auch den Gipfel des Motorsports darstellt. Dies bedeutet natürlich innovative Technologie. Wir wollen unbedingt Brücken zwischen der Formel-1-Technologie und zukünftigen Technologien in Straßenautos schlagen."

"Ich bin mir absolut sicher, dass ein Vorschlag auf dem Tisch liegen wird, der alle Anforderungen erfüllt." Mario Theissen

"Dies wird von der FOTA reflektiert, wenn es um die Ausarbeitung eines Vorschlags für einen zukünftigen Motor geht", so der Deutsche weiter, der erklärt, dass man bereits über die nächsten Schritte nachdenkt, nicht nur über den Motor für 2009: "Ich bin mir absolut sicher, dass ein Vorschlag auf dem Tisch liegen wird, der alle Anforderungen erfüllt."

"Wir reden die ganze Zeit über den Motor, dabei geht es um die Reduktion von Kosten, also um ein Gesamtpaket, nicht nur um den Motor. Wir reden über das Chassis, wir reden auch über alles andere. Der Motor ist ein Teil dieses Prozesses, aber nur ein Teil des Paketes. Der Motor ist nicht alles, auch wenn es aussieht, als sei der Motor der größte Kostenfaktor in der Formel 1. Die Zukunft ist schon 2009, wir haben schon einen großen Schritt gemacht, nun arbeiten wir an 2010, 2011 und 2012."