• 28.02.2004 14:55

Suganuma: "17.000 Kilometer Reifentests"

Bridgestones Technischer Manager Hisao Suganuma über die Zeit der Wintertestfahrten und die kommenden Herausforderungen

(Motorsport-Total.com) - Bridgestone steht in dieser Saison unter Druck. Ein Team, BAR-Honda, wechselte bereits zur Michelin-Konkurrenz und es ist nicht zu erwarten, dass die Franzosen in ihren Bemühungen, Platzhirsch Bridgestone den Rang abzulaufen, nachlassen werden. Doch die Japaner sind gewillt, auch 2004 ganz oben zu stehen, dies bekräftigte Bridgestones Technischer Manager Hisao Suganuma.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Reifen

Anstrengende Monate: Bridgestone testete in der Winterpause ohne Unterlass

Frage: "Es war ein anstrengendes Jahr für sie. Erzählen sie uns etwas über ihren Plan der letzten Monate."
Hisao Suganuma: "Nach dem letzten Rennen in Japan konnte ich eine kleine Pause einlegen, aber gleich danach ging es ohne Pause weiter. Die ersten Wochen war ich damit beschäftigt, intern einige organisatorische Veränderungen vorzunehmen, die uns zu mehr Effizienz verhelfen sollen, und ich habe das Wintertestprogramm geplant. Damit wurden auch die Fundamente gelegt. Als das erledigt war, haben wir jedes Team besucht und die Stärken und Schwächen der Reifen des letzten Jahres besprochen. Wir haben dann den Testplan für den Winter erklärt, um sicher zu stellen, dass sie alles daran verstanden haben. Dann folgten drei Testwochen direkt vor dem weihnachtlichen Testverbot. Danach haben wir extrem viel getestet. Es war anstrengend."#w1#

Frage: "Wann begann das Testprogramm für 2004?"
Suganuma: "Die grundlegenden Studien für 2004 begannen bereits zur Saisonmitte 2003."

Frage: "Wir viele Testkilometer wurden von den Bridgestone-Teams allein für die Reifen abgespult?"
Suganuma: "Unsere vier Teams sind zirka 17.000 Kilometer ausschließlich Reifentests gefahren. Das entspricht nicht der gesamten Laufleistung aller Teams, sondern beinhaltet nur die Reifentests."

Frage: "Für die Saison 2004 gab es einige Regeländerungen. Wie haben diese das Programm von Bridgestone speziell beeinflusst?"
Suganuma: "Wir müssen bei den Strategien sorgfältiger sein. Ein Beispiel: Die Anhebung des Geschwindigkeitslimits in der Boxengasse von 80 auf 100 km/h kann zu mehr Boxenstopps führen. Was bisher ein Zwei-Stopp-Kurs war, wird nun ein Drei-Stopp-Kurs sein. Da müssen wir folglich auch an die Reifenleistung denken. Bei kürzeren Stints wird der Reifenverschleiß immer unwichtiger im Vergleich zum Speed und zum Grip werden."

Regeländerungen sind kein Problem für Bridgestone

Frage: "In diesem Jahr müssen die Teams ihre Reifenwahl bis 9 Uhr am Samstag (oder 13 Uhr, wenn am Freitag beide Trainings bei Regen stattgefunden haben) getroffen haben. Wird wird das die Teams und Bridgestone beeinflussen? Macht es die Wahl noch schwieriger?"
Suganuma: "Das ist eine interessante Regeländerung, aber sie sollte uns nicht zu stark beeinflussen. Es sollte möglich sein, nach zwei einstündigen Trainings eine Entscheidung zu fällen. Wenn wir auf die Saison 2002 zurückschauen, dann war es damals nicht unüblich, dass wir bereits am Ende des Freitags relativ deutlich die Reifenwahl erahnen konnten."

Frage: "Die FIA hat für dieses Jahr die Startautomatik verboten. Wird das eine Auswirkung haben?"
Suganuma: "Das sollte auch kein großes Problem sein. Wir versuchen ohnehin ständig, die Traktion zu verbessern."

Frage: "Auch die Regeln bezüglich der Größe des Heckflügels haben sich geändert. Wie wird sich dies auf die Leistung der Bridgestone-Reifen auswirken?"
Suganuma: "Die Änderungen am Heckflügel können den Abtrieb im Heckbereich verringern, aber bisher haben wir nicht gesehen, dass die Autos mit den Hinterreifen rutschen würden. Auch deshalb, weil die Teams versucht haben, den Änderungen am Heckflügel entgegenzuwirken und Autos gebaut haben, die mechanisch mehr Abtrieb erzeugen."

Frage: "Hirohide Hamashima (Reifenentwicklungschef; Anm. d. Red.) hat bereits über die Ziele bei der Reifenentwicklung gesprochen. Aber welche Anstrengungen bei der Entwicklung hat Bridgestone unternommen, um weiterhin einen Vorteil bei den Regenreifen zu haben?"
Suganuma: "Auch wenn wir diesen Vorteil im letzten Jahr nicht sehr oft ausspielen konnten, so konnten die Bridgestone-Teams in diesen Fällen enorm profitieren. Daher können wir annehmen, dass sich unser Konkurrent besonders auf dieses Gebiet konzentriert hat. Aber auch wir sind wachsam gewesen und haben unsere Regenreifen generell weiterentwickelt. Wie bei den Trockenreifen auch, haben wir jeden Aspekt ihrer Konstruktion, Form, Mischung und Profil unter die Lupe genommen."

Unsicherheitsfaktor Bahrain und Schanghai

Frage: "In diesem Jahr wird es zwei neue Kurse im Kalender geben, Bahrain und Schanghai. Wie wird Bridgestone die Reifen für Strecken vorbereiten, von denen keinerlei Daten vorliegen?"
Suganuma: "Wir sollten die Reifenwahl für diese neuen Kurse sehr genau mit unseren Teams absprechen und ihre Rennsimulationen nutzen. Diese können uns helfen, die erwarteten Geschwindigkeiten und G-Kräfte in jedem Bereich der Strecke kennen zu lernen. Auch wenn es keinen Ersatz für Testarbeit auf dem Kurs gibt, eine Hilfe wird es sein. Wir können auch Vergleiche mit europäischen Kursen anstellen. Natürlich werden wir auch einiges über die Streckenoberfläche herausfinden. Das örtliche Wetter muss gerade in Bahrain mit in Betracht gezogen werden. Der Sand kann bei starkem Wind einen Einfluss haben, aber wir müssen noch herausfinden, wie wahrscheinlich dies ist. Ich möchte aber auch sagen, dass wir uns sehr auf Bahrain und Schanghai freuen."

Frage: "Auch Belgien kehrt in den Kalender zurück. Spa-Francorchamps ist eine einzigartige Fahrerstrecke und das Streckenlayout sollte einige interessante Herausforderungen für einen Reifenhersteller parat halten. Freut ihr euch auf Spa?"
Suganuma: "Sehr sogar. Für uns war es in der Vergangenheit ein guter Kurs und daraus wollen wir Kapital schlagen und es zu unserem Vorteil nutzen."