Hamashima: "Wir waren zu konservativ"
Bridgestones Reifenentwicklungschef Hirohide Hamashima über die Fehler in der Saison 2003 und die Ziele für dieses Jahr
(Motorsport-Total.com) - Die letzte Saison hat es gezeigt: Die Vorherrschaft von Bridgestone in der Formel 1 steht vor dem Fall. Doch die Japaner wollen dem französischen Konkurrenten Michelin das Feld nicht kampflos überlassen. Und bei aller Kritik an den Japanern, Michael Schumacher konnte im letzten Jahr auf Bridgestone-Pneus immerhin seinen Weltmeistertitel erfolgreich verteidigen.

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Hirohide Hamashima gestand Entwicklunsschwächen bei Bridgestone ein
"Trotz der Regeländerungen bei den Reifen für die Saison 2003, konnten wir neun Siege bei 16 Rennen einfahren und Michael Schumacher und Ferrari konnten ihre Titel verteidigen", erklärte Hirohide Hamashima, Reifenentwicklungschef bei Bridgestone. "Zum Beginn der letzten Saison hatten wir nicht das Gefühl, dass wir nach den triumphalen Ergebnissen im Jahr 2002 großartige Veränderungen vornehmen müssten. Daher war unsere Entwicklung vielleicht etwas zu konservativ.#w1#
Nach der Hälfte der Saison konnten wir aus verschiedenen Eigenschaften unserer Reifen Kapital schlagen, ich denke, wir konnten sie so entwickeln, dass sie im Qualifying und im Rennen stark waren", so der Japaner weiter. "Wir brauchen natürlich mehr, und die Entwicklung wird weitergehen. Man sollte sich auch daran erinnern, dass wir 2003 im Nassen große Stärken gezeigt haben. Giancarlo Fisichella konnte im Jordan in Brasilien gewinnen. Es ist lange her, dass ein Privatteam ohne Werksmotor in der Formel 1 gewinnen konnte, und wir sind stolz darauf, solch ein Team so gut unterstützt zu haben."
Frage: "Wir nutzt ihr die Ergebnisse des Jahres 2003 am besten für diese Saison?"
Hirohide Hamashima: "Die erste Aufgabe ist es, den Grip der Reifen zu verbessern. Es ist aber auch wichtig, dass die Charakteristik von Bridgestone, bei allen Bedingungen stabil zu sein, beibehalten wird. Das allein wird bei den jetzigen Regeln aber nicht ausreichen, um wettbewerbsfähig zu sein. Ob im Qualifying oder im Rennen, wenn die Autos betankt und schwerer sind, die Reifen müssen eine gute Leistung bringen und immer dann schnell sein, wenn es darauf ankommt. Für dieses Ziel könnte selbst die Konstanz ein wenig leiden, aber es ist wichtig, Reifen zu entwickeln, die mehr effizienten Grip produzieren.
Für diese Saison ist es daher das technische Ziel, Reifen für jeden Kurs zur Verfügung zu stellen, bei denen man zwischen 'hoher Leistung bei minimaler Abnutzung' und 'hoher Grip, der schnelle Rundenzeitenbei jeder Gelegenheit zulässt' wählen kann. Aber noch etwas anderes: Wenn wir den Verschleiß bei heißen Rennen verringern können, dann werden unsere Reifen noch konkurrenzfähiger werden."
Frage: "Bridgestone beliefert in diesem Jahr weniger Teams als noch im Vergleich zur letzten Saison. Wie werdet ihr dennoch Informationen sammeln?"
Hamashima: "Auch wenn wir ein Team weniger beliefern, so haben wir nie die technischen Mittel und die Unterstützung aus England verringert. Ganz im Gegenteil, wir haben die Belegschaft hinsichtlich der Teams sogar vergrößert. Wir haben eine Struktur entwickelt, die allen Anforderungen und Wünschen der Teams gerecht wird. In diesem Jahr wird die Crew von Bridgestone bei den Teams noch enger eingebunden werden. Mit dem Austausch an Informationen sollten wir in der Lage sein, immer darüber nachzudenken, was wir zusammen mit ihnen (die Teams; Anm. d. Red.) tun können. Anders gesagt, wollen wir 'mit' den Teams arbeiten, nicht einfach 'für' sie. Das sollte sicherstellen, dass wir sie mit Reifen beliefern, die sie befriedigen werden."
Frage: "Was sind eure Zeile für die Saison 2004?"
Hamashima: "Natürlich ist es unser Ziel, die Weltmeisterschaft mit Ferrari zu verteidigen. Darauf wird unserer Priorität liegen, obwohl natürlich auch unsere Partner Sauber, Jordan und Minardi bessere Ergebnisse als im letzten Jahr erreichen wollen. 2003 hat nicht nur die Belegschaft der MSUK (Bridgestone Motorsport UK; Anm. d. Red.) das Beste gegeben, auch die Kollegen in Japan waren in die Entwicklung und Produktion eingebunden. Der Titel war also eine Errungenschaft der Zusammenarbeit der gesamten Firma. Es ist wichtig, diese Zusammenarbeit weiterhin fortzusetzen.
Es ist offensichtlich, dass die Saison 2004 noch härter umkämpft sein wird als jemals zuvor. All unsere Leute werden daher entschlossen sein, ihre Bestes zu geben, und weiterhin in gleicher Art und Weise zusammenzuarbeiten."

