Eddie Jordan macht sich Sorgen
Eddie Jordan sieht Probleme für die Zukunft der Formel 1: 35-Stunden-Woche, Tabakwerbung und der europäische Haftbefehl
(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2004 soll für Eddie Jordan und sein Formel-1-Team zum Wendepunkt werden. In den letzten Jahren wurden die "Gelben" immer weiter nach hinten gereicht, in der vergangenen Saison musste man sich bereits einige Male mit den Minardis am Ende des Feldes auseinander setzen. Doch der Ire macht sich nicht nur Sorgen um die Leistungsfähigkeit seines Teams, vieles erachtet er derzeit als unsicher.

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Nicht nur Teamchef Eddie Jordan blickt derzeit voll Sorge in die Zukunft
"Drei Dinge beunruhigen mich besonders, und diese müssen wir sehr genau untersuchen", so Jordan in der 'Independent'. "Zuerst ist da die Tabakwerbung. Am Anfang sollte sie ab 2006 verboten sein, dann auf einmal zur Mitte des Jahres 2005, was Vertragsprobleme heraufbeschwören würde. Es ist nur noch wenig Zeit übrig, und es ist nicht das, was zwischen der FIA, den Formel-1-Teams und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) abgemacht wurde."#w1#
Für Jordan ist die Situation der Tabakwerbung besonders prekär. Das Tabakunternehmen 'Gallaher Group' wirbt mit der Marke 'Benson+Hedges' seit Jahren auf den Boliden von Eddie Jordan. Sollte dieses Sponsoren-Standbein unmittelbar wegbrechen, stünde das Überleben des ganzen Teams auf dem Spiel. Doch nicht nur dies beschert Eddie Jordan derzeit schlaflose Nächte.
35-Stunden-Woche in der Formel 1 ist "Nonsens"
"Dann gibt es da noch den Nonsens der 35-Stunden-Woche in Großbritannien",so der 55-Jährige. "Erfolgreiche Teams bauen auf dem Willen der Leute auf, solange zu arbeiten, wie es eben dauert, 50 oder 60 Stunden die Woche. Das gehört für sie zum Beruf. Mit einer 35-Stunden-Woche muss man qualifizierte Leute nach Hause schicken und eine zweite Schicht fahren. Das treibt nicht nur unsere Lohnrechnung in die Höhe, sondern es besteht auch die Gefahr, dass die größeren Teams qualifizierte und erfahrene Leute von kleinen Teams holen. Hilft uns das?"
Das bedrückendste Problem für Jordan ist jedoch das neue Gesetz, welches bei einem tödlichen Unfall auf der Strecke zur sofortigen Inhaftierung von Teamverantwortlichen führen könnte. "Das wurde fast unbemerkt beschlossen", so Jordan. "Das ist ein sehr ernstes und umstrittenes Problem. Nach zehn Jahren ist der Fall Senna noch nicht abgeschlossen, und es ist unvorstellbar, dass Leute wie Frank (Williams) und Patrick (Head) in Italien inhaftiert werden und sich wegen dem Haftbefehl schuldig bekennen müssen."
"Ich verstehe die Probleme mit dem Terrorismus, Drogenhandel, Geldwäsche und dergleichen, aber das sollte für die Teams nicht so erschwerend sein, dass gesetztestreue Menschen von ihrer normalen Arbeit abgehalten werden", so der Ire. Wäre 1994 bereits dieses Gesetz in Kraft gewesen, so hätten Frank Williams, Patrick Head und der damalige Chefdesigner Adrian Newey wegen des tödlichen Unfalls von Ayrton Senna ohne glaubhaften Beweis in Haft genommen werden können.
Neues EU-Gesetz ist eine ernsthafte Bedrohung
"Dieser europäische Haftbefehl ist ein sehr ernstes Problem, und es nicht einfach zu lösen", erklärte FIA-Präsident Max Mosley. Die Verordnung könnte für die Formel 1 tatsächlich eine Bedrohung sein. "Ein Amtsrichter der 25 Staaten kann die Inhaftierung eines Individuums in jedem dieser Länder anordnen, auch von Leuten, die sich in diesem Land befinden. Diese werden dann in ein Gefängnis eines Landes gebracht, in dem der Amtsrichter wohnt."
"So gibt es dann in England keine Notwendigkeit mehr für eine Verhandlung über scheinbare Beweise. Sie müssen nur zeigen, dass diese Person in der Befugnis erwähnt wird und schon steht man in England vor Gericht. Dabei ist man gar nicht in der Lage zu sagen: 'Das ist komplett absurd, ich war an diesem Tag noch nicht einmal dort", das interessiert sie nicht."
"Was die Teamchefs beunruhigt ist, dass dies alles auf eine schnelle und schlampige Weise verabschiedet wurde", so Mosley weiter. "Es gibt keine Kautionsregeln, keine internationalen Bestimmungen, und jeder Amtsrichter kann das tun. Dann sitzt man auf einmal im Gefängnis und der Richter kommt und sagt: 'Wir wissen, dass es nicht wirklich ernst ist, bekennen sie sich einfach schuldig, zahlen eine kleine Strafe und schon morgen sitzen sie in einem Flugzeug nach Hause."
Ecclestone: "Das ist für jeden unheimlich gefährlich"
"Dann sagt man: 'Das möchte ich nicht machen, ich denke nicht, dass ich schuldig bin.'", dies könnte jedoch zu größerem Ärger führen: "'Na dann kann es mehrere Monate dauern, vielleicht ein Jahr, ehe das vor Gericht kommt. In der Zwischenzeit bleiben sie hier. So ist das eben.'" Nicht nur bei den Teamchefs und Max Mosley stößt diese Handhabe auf Gegenwehr, auch Bernie Ecclestone erachtet den Fall mittlerweile als sehr schwerwiegend.
"Das ist für jeden unheimlich gefährlich", so Ecclestone. "Man muss nicht einmal ein Verbrechen begangen haben, man kann einfach auf einen Verdacht hin ins Gefängnis gebracht werden und solange dort behalten werden, bis man gesteht." Einen Boykott der Rennen in Ländern, die dieser Regelung zugestimmt haben, lehnte er allerdings ab.
Dennoch sollte man den Kampf nicht aufgeben. "Die Regierungen werden für uns sicher nicht das Gesetz ändern, aber sie könnten uns die Klärung geben, dass diese Befugnis nicht auf uns angewendet werden würde, wenn es zu einem Unfall kommt." Bisher schloss Antonio Vitorino, EU-Kommissar für Innen- und Justizangelegenheiten, eine Sonderregelung hingegen aus.

