• 15.12.2002 15:41

  • von Fabian Hust

Stoddart: Gegen Michael sind alle völlig chancenlos

Im vorletzten Teil des großen Stoddart-Interviews spricht der Minardi-Teamchef über seine Mitfahrt im Doppelsitzer bei Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Minardi-Teamchef Paul Stoddart nahm sich für australische Journalisten viel Zeit, um per Telefonkonferenz aus England unter anderem zahlreiche Fragen zur finanziellen Situation und der Zukunft der Formel 1 und seines Teams zu beantworten. Wir präsentieren Ihnen das ausführliche Interview in sechs Teilen. Im fünften Teil spricht der Australier über Michael Schumachers Ausfahrt im Minardi-Doppelsitzer.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Paul Stoddart ist von Michael Schumacher schwer beeindruckt

Frage: "Glauben sie, dass McLaren, Williams oder ein anderes Team im kommenden Jahr näher an Ferrari herankommen kann?"
Paul Stoddart: "Ich denke, dass sie es versuchen werden, gar keine Frage. Und ich denke, dass wenn man Williams und McLaren fragen würde, so werden sie beide sagen, dass sie das Gefühl haben, dass sie ordentlich aufholen. Ich hatte das Privileg, von Michael Schumacher in einem unserer Doppelsitzer vergangenen Monat mitgenommen zu werden und nach sieben Runden mit dem besten Fahrer, den die Welt je gesehen hat, denke ich nicht, dass sie den Hauch einer Chance haben. Aber das ist meine Meinung."

Frage: "Halten sie Michael Schumacher also für den besten Fahrer aller Zeiten?"
Stoddart: "Ohne Zweifel. Tatsache ist, dass ich das Auto am nächsten Tag fahren musste und ich mich alleine schon beim Einsteigen völlig inkompetent gefühlt habe, man kann meine Erfahrung also sehen wie man will?"

Frage: "Wie kam es dazu, dass sie sieben Runden mit ihm gefahren sind und hat er ihr Auto ein wenig beurteilt?"
Stoddart: "Ja zu beidem. Fangen wir ganz von vorne an. Als wir diese zwei Punkte in Melbourne holten, da sahen alle, dass wir zu Tränen gerührt waren und Ferrari zog mich und Mark in ihre Garage, als wir vom Podium runter kamen, und sagten 'Gut gemacht, Gratulation' und so weiter. Und Michael lud ich zu diesem Zeitpunkt aus Spaß zu unserer Party ein und er sagte 'Klar, ich werde kommen und meine Frau mitbringen'."

"Und er tat es, hielt sein Wort. Er hatte natürlich auch eine eigene Party, aber dort ging er nicht hin sondern er kam zu unserer Party. Und es taten ihm 660 andere Leute aus der Boxengasse gleich, von jedem Team in der Boxengasse, es war wirklicht toll. An diesem Abend saßen wir an der Bar und ich unterhielt mich mit Michaels Frau Corinna, die zu mir sagte 'Ich würde gerne einmal fühlen wie es ist, mit Michael im Auto zu sitzen' und ich sagte 'Warum nicht? Das werden wir Ende des Jahres machen'. Und es war das best gehütete Geheimnis der Formel 1, wenn man bedenkt, welche Medienaufmerksamkeit wir das Jahr über genossen haben. Das wusste niemand, bis an jenem Tag, als es stattfand."

"Und wir waren einen ganzen Tag auf der Strecke. Michael setzte seine Frau, Jean Todt und viele andere Ferrari-Leute ins Auto und das Auto fuhr über eine Renndistanz. Und ich denke, dass ich es einfach nur so zusammenfassen kann: Michael sagte zum Schluss 'Dankeschön für ein fantastisches, wirklich zuverlässiges und schnelles Auto', wobei er das schnell betonte. Und ich werde ihnen mal etwas sagen: Michael Schumacher hat mit dem Minardi-Doppelsitzer eine Qualifying-Zeit innerhalb der 107 Prozent gefahren. Und jene, die wissen, was das bedeutet, verstehen, was ich damit sagen möchte. Und genau aus diesem Grund wird ihn keiner schlagen."

Frage: "Werden die neuen Regeln der kommenden Jahre, die die Kosten senken sollen, euch kleineren Teams helfen, auf Teams wie Ferrari, Williams und McLaren aufzuholen oder ihnen zumindest ein wenig näher zu kommen?"
Stoddart: "Ja, so wird es kommen und ich denke, es ist fair zu sagen, dass wir Teams wie Ferrari, McLaren, Williams und so weiter, nichts wegnehmen werden, denn es ist nicht ihr Fehler. Man kann niemals Professionalität kritisieren und wenn es in Bezug auf das Geld ist, das sie zusammentragen, dann muss man Lob spenden, wo Lob verdient ist. Sie haben fantastisch gearbeitet. Wir haben nicht so gut gearbeitet."

"Aber ich glaube, dass wir in den nächsten drei oder vier Jahren bei den kleinen Teams bedeutende Verbesserungen sehen werden weil es Modifikationen am Reglement geben wird, die den kleinen Teams in Bezug auf die Budgets und so weiter helfen. Ich glaube wirklich, dass die Verteilung der TV-Gelder in den kommenden Jahren neu verhandelt werden wird, das hilft auch den kleineren Teams."

Lesen Sie am Montag den sechsten und letzten Teil des großen Interviews mit Paul Stoddart