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Stoddart: "Das Schlimmste ist noch nicht überstanden"
Im dritten Teil eines ausführlichen Interviews spricht Minardi-Teamchef Stoddart über die schwierige Zukunft der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Minardi-Teamchef Paul Stoddart nahm sich für australische Journalisten viel Zeit, um per Telefonkonferenz aus England unter anderem zahlreiche Fragen zur finanziellen Situation und der Zukunft der Formel 1 und seines Teams zu beantworten. Wir präsentieren Ihnen das ausführliche Interview in sechs Teilen. Im dritten Teil spricht der Australier über die Probleme der Formel 1 und wie es weitergehen wird.

© Minardi
Paul Stoddart sieht schwierige Zeiten auf die Formel 1 zukommen
Frage: "Arrows scheint am Ende zu sein. Sehen sie aber dennoch die Chance, dass in nächster Zeit ein neues Team in die Formel 1 kommt?"
Paul Stoddart: "Ich möchte die Möglichkeit nutzen, um etwas klar zu stellen. Was Arrows angeht, so bin ich ehrlich gesagt traurig, das Ende von Arrows zu sehen. Lasst uns Tom Walkinshaw einfach mal eine Minute vergessen, aber im Arrows-Team waren viele sehr gute, kompetente und sehr nette Leute, wie das auch bei Prost der Fall gewesen war, was das andere Team war, das in den letzten 12 Monaten zusperren musste. Es ist nie gut, jemanden gehen zu sehen."
"Um die Frage direkt zu beantworten, ich sehe leider keinen Hoffnungsschimmer, dass zu dieser Zeit jemand neues einsteigen wird. Wenn jemand in den Sport kommen möchte, dann wird er sich wohl durch einen Anteilskauf einkaufen oder die Kontrolle über eines der Privatteams übernehmen. Aber ein Neuling würde einen sehr, sehr ernsthaften Kampf zu kämpfen haben und es wäre aus verschiedenen Gründen, nicht nur wegen des Concorde Agreements, bei weitem besser, ein bestehendes Team zu kaufen als von Null zu beginnen.
Können die kleinen Teams überhaupt überleben?
Frage: "Wird die Formel 1 immer schwieriger, auch finanziell gesehen?"
Stoddart: "Das denke ich. Ich glaube, dass wir uns wirklich die Frage stellen müssen, ob die kleinen Teams überhaupt überleben können und um ehrlich zu sein weiß ich es nicht. Es sind noch drei von uns in der Formel 1, zwei sind in den letzten 12 Monaten verschwunden. Es ist nicht einfach. Die Welt als solche ist wohl kein einfacher Ort, um Sponsoren zu finden, das war vor einigen Jahren noch leichter. Aber wir alle wissen, werden wir hart kämpfen."
Frage: "Nimmt die Popularität des Sports ab?"
Stoddart: "Nein, das denke ich nicht. Wir haben bestimmt zurückgehende Einschaltquoten im Fernsehen, aber in Wirklichkeit erschließen wir neue Märkte. Wir haben 2004 einen Großen Preis von China, wir haben 2004 den Bahrain Grand Prix. Ich denke, dass der Sport wächst, zeigen wir es aber erst die Zeit."
Ich glaube nicht, dass wir das Schlimmste schon hinter uns haben
Frage: "Wie denken sie wird sich die Formel 1 entwickeln? Es liegen vielleicht noch harte Zeiten vor uns, aber ist das Schlimmste vorbei?"
Stoddart: "Ich glaube nicht, dass wir das Schlimmste schon hinter uns haben aber ich denke, dass wir in den vergangenen paar Monaten seit dem Ende der Formel-1-Saison ein paar gute Entscheidungen getroffen haben die sich positiv auswirken werden. Es wurde viel darüber spekuliert, was wir tun sollen und was nicht. Man hat über Strafgewichte und all diese Dinge geredet, aber ich denke, dass die Modifikationen, die wir beschlossen haben, vernünftig sind und die Formel 1 für die Zuschauer aufregender gestalten werden. Und wir müssen uns wirklich über die Zuschauer Gedanken machen, denn sie sind es, die um 3 Uhr morgens aufstehen, um in anderen Ländern der Welt Rennen anzuschauen. Die Leute kommen bei Regen, Hagel oder Sonnenschein, um uns zu sehen. Ja, es wird hart werden, aber ich denke, dass wir es alle durchstehen werden."
Frage: "Haben sie ein paar Ideen, wie man die Formel 1 kostengünstiger machen und die Rennen spannender gestalten kann?"
Stoddart: "Ja, um ehrlich zu sein, ein oder zwei der Vorschläge ? einer im besonderen ? die beschlossen worden sind, stammen von mir und das waren die Tests am Freitag. Ich denke, dass es sehr schwierig war, die Balance zu finden, um zu verhindern, dass man zu weit geht und am Ende keine Formel 1 mehr hat. Viele Rennserien in der Welt haben Standard-Chassis und ?Motoren, aber ist das wirklich noch die Formel 1? Die Antwort ist nein. Man muss die technische Herausforderung haben. Aber sie haben absolut Recht, es geht um die enormen Kosten. Es gibt mindestens ein Team, das ein Budget von mehr als 400 Millionen Euro hat."
"Davon kann ich nur träumen"
Frage: "Nicht Minardi??"
Stoddart: "Davon kann ich nur träumen. Grundsätzlich entstehen in diesem Sport wirklich phänomenale Kosten. Wir mussten etwas tun, das diese Kosten beschneidet und das haben wir getan. Und wir mussten auch etwas unternehmen, das den Sport aufwertet und ich denke, dass wir auch dies getan haben. Um radikale Veränderungen vorzunehmen ? und glauben sie mir, wir haben noch ganz andere Möglichkeiten ? wir trafen uns zunächst für die Saison 2003 - wird es weitere Sachen geben. Schritt für Schritt werden wir in die richtige Richtung gehen, denn wenn wir radikale Änderungen vornehmen, dann riskieren wir, dass eine Menge Zuschauer ausschalten und der Sport an Popularität verliert."
Frage: "FIA-Präsident Max Mosley hat einen Hinweis darauf gegeben, dass 2003 vielleicht weniger als die momentanen 20 Autos am Start sein können. Ich nehme an, dass er damit die Privatteams mit wenig Geld gemeint hat. Was denken sie darüber?"
Stoddart: "Ich denke, dass er da wirklich ein wenig undiszipliniert war. Ich denke, dass er gemeint hat, dass vielleicht weniger als 22 dabei sind und da Arrows keinen Startplatz hat, sind nur 20 dabei. Ich würde gerne glauben, dass am Ende des Jahres immer noch 20 dabei sind aber es liegen ein paar sehr, sehr harte Zeiten vor uns. Daraus macht keiner ein Geheimnis."
Frage: "Haben sie keine gemischten Gefühle, dass Onkel Tom (Walkinshaw; d. Red.) nicht mehr dabei ist?"
Stoddart: "Was mich angeht nicht sehr gemischt."
Frage: "Aber sie würden wohl die Tatsache begrüßen, dass zwei weitere Autos in der Startaufstellung stehen?"
Stoddart: "Sie können sich vielleicht noch an meine Pressekonferenz hier im März dieses Jahres erinnern. Sie wissen also alle, dass Tom und ich uns nicht gerade lieben."
Frage: "Einfach eine Frage aus Interesse, war Tom Walkinshaw bei dem Treffen der Teamchefs neulich dabei?"
Stoddart: "Nein, war er nicht."
Lesen Sie am Samstag den 4. Teil des großen Interviews mit Paul Stoddart

