• 29.08.2001 11:14

"Schumi" ohne Druck und motiviert nach Belgien

Michael Schumacher freut sich nach seiner frühzeitigen Titelverteidigung schon auf das Rennen auf seiner Lieblingsstrecke

(Motorsport-Total.com/dpa) - Ein Jubiläum, ein Wiedersehen mit Freunden und die Rückkehr in sein "Wohnzimmer": Michael Schumacher kommt als Triumphator an den Ausgangspunkt seiner Karriere und kann als frisch gebackener viermaliger Weltmeister auf seiner Lieblingsstrecke so befreit fahren wie nie zuvor. "Darauf freue ich mich wirklich", sagte der Ferrari-Star über das bevorstehende "Heimspiel" in Spa-Francorchamps, wo er 1991 seinen ersten Grand Prix bestritten hatte und diesmal zum zehnten Mal antreten wird.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Nach der Freude über seinen vierten Titel, freut sich "Schumi" auf das Rennen in Spa

Zwei Wochen nach dem vorzeitigen Titelgewinn in Budapest winkt schon wieder ein Rekord: Mit einem Sieg beim Großen Preis von Belgien wäre Schumacher der erste Formel-1-Pilot der Geschichte, der 52 Grand-Prix-Erfolge vorzuweisen hat. Dabei genießt er immer noch den gerade gefeierten Titel: "Manchmal, wenn ich alleine bin, habe ich Schmetterlinge im Bauch und fühle mich großartig."

Allzu viel Bedeutung misst er Jubiläum und Statistik nicht bei. "Nicht besonders beeindrucken" können ihn die Daten, sagte er bei einer Pressekonferenz in Berlin, wo er als Botschafter einer Notfallhilfe-Stiftung vorgestellt wurde. "Rennsport ist für mich immer eine Herausforderung gewesen", meinte der Kerpener, der auf dem berühmt-berüchtigten Ardennenkurs unweit seiner rheinischen Heimat wohl von unzähligen Landsleuten bejubelt wird. Der Grand Prix ist ausverkauft. 80 000 Zuschauer werden zum Rennen am Sonntag, insgesamt 200 000 an allen drei Formel-1-Tagen erwartet. Die Mehrheit davon sind Deutsche, die den 14. WM-Lauf zum Heimrennen für den Rheinländer werden lassen.

Mit einem Abstecher nach Kerpen stimmte er sich auf den Grand Prix ein. "Ich bin Go-Kart gefahren mit Freunden und habe festgestellt, wie viel Spaß das macht", berichtete der 32-Jährige von der Rückkehr zu seinen Wurzeln. Der Zweikampf sei die Hauptmotivation für ihn. "Das war es immer und ist es heute noch."

Diesmal aber kann er den Wettkampf ohne großen Druck genießen. "Ich weiß noch, im vergangenen Jahr kamen wir nach Malaysia, nachdem ich beim Rennen vorher in Suzuka die WM gewonnen hatte. Da konnte ich auch frei auffahren, ohne den ganzen Druck, und das war ein tolles Gefühl. Ich habe das Rennen einfach nur genossen." Daher freue er sich auf Spa, zumal es schon immer sein Lieblingskurs gewesen sei. Einmal hat er Spa sogar mit seinem "Wohnzimmer" verglichen.

Denn hier fing alles an. Am 25. August 1991 gab Schumacher auf dem belgischen Kurs sein Grand-Prix-Debüt. Sein damaliges Mercedes-Team und Manager Willi Weber hatten ihm ein Cockpit bei Eddie Jordan verschafft, der das Talent noch nicht einmal kannte, aber spätestens nach einem hervorragenden siebten Platz in der Qualifikation überzeugt war. Im Rennen kam Schumacher wegen eines Kupplungs-Defekts nicht weit, aber schon im Jahr darauf folgte sein erster Sieg - in Spa. Nun startet er in sein elftes Formel-1-Jahr. In Belgien fährt er zum zehnten Mal, weil er 1999 verletzt gefehlt hatte.

Seinen Testunfall in der Vorwoche in Mugello hat Schumacher restlos "abgehakt", wie er versicherte. Jetzt will er für Ferrari kämpfen und dabei sogar in die ungewohnte Rolle des "Wasserträgers" für Teamkollege Rubens Barrichello schlüpfen. Denn im Schatten des Champions ist der Kampf um Platz zwei entbrannt. Silberpfeil-Pilot David Coulthard (51 Punkte), Barrichello (46) und Ralf Schumacher (44) kommen hinter dem mit 94 Zählern weit enteilten Weltmeister als "Vize" in Frage. "Ich werde Rubens unter die Arme greifen", kündigte Schumacher an.

Die Konkurrenz ist gewarnt. Dass Ferrari womöglich im Überschwang der Titelfeiern das Siegen verlernt, glaubt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nicht: "Das würde ich gerne hoffen, aber das ist bestimmt nicht der Fall." BMW-Sportdirektor Gerhard Berger ist überzeugt, "dass Michael und Ferrari alle Tricks auspacken, um Barrichello auf Rang zwei zu bringen". Der geschlagene Titelrivale Coulthard hat seinen Ehrgeiz auch noch nicht verloren. Spa sei auch sein Lieblingskurs, so der Schotte: "Die WM mag vorbei sein, aber ich will immer noch das beste Resultat für mich und mein Team."