• 29.08.2001 09:40

  • von Marcus Kollmann

Jaguar-Teamchef Niki Lauda im Interview

Der Österreicher über Bobby Rahal, seine neue Position, seine Ziele, sowie den Verkauf von Eddie Irvine an Jordan

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bobby Rahal hat seinen Posten bei Jaguar Racing abgegeben und Sie sind nun der neue Teamchef. Warum war dieser Wechsel notwendig?"
Niki Lauda: "Nun, die Veränderung wurde deshalb notwendig, weil Bobby die großen Unterschiede zwischen dem Führen seines Geschäftes in der CART-Serie in Amerika und seinen Verpflichtungen Jaguar Racing gegenüber erkannt hat. Am Ende des Tages sind Bobby und ich uns darüber einig gewesen, dass es für ihn unmöglich sei beide Sachen gleichzeitig zu managen. Wir haben dann festgestellt, dass seine Prioritäten in den Vereinigten Staaten liegen und das ist der Grund für seine Rückkehr dorthin."

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda ist ab sofort neuer Teamchef von Jaguar Racing

Frage: "Warum haben Sie die Leitung des Teams übernommen, anstatt jemand anderen dafür zu verpflichten?"
Lauda: "In meiner Verantwortung als Vorsitzender der Premier Performance Division hatte ich schon die Kontrolle über Cosworth Racing und Pi Research. Und deshalb machte es auch Sinn, meinen Verantwortungsbereich auf das Führen von Jaguar Racing zu vergrößern. Nebenbei bemerkt, wer stand denn sonst zur Verfügung? Ich bin mit diesem Formel-1-Team seit Beginn des Jahres vertraut gewesen und war bei jedem Rennen und jedem Test in dieser Saison dabei. Mit anderen Worten, meine Rolle als Teamchef ist nur eine Ausdehnung der Verantwortung die ich ohnehin schon hatte. Während ich vorher meine Zeit zwischen drei Firmen aufteilen musste, so werde ich mich nun zu hundert Prozent auf Jaguar Racing konzentrieren und zur gleichen Zeit die zur Verfügung stehenden Ressourcen von Cosworth Racing und Pi Research versuchen zu nutzen."

Frage: "Was sind die kurzfristigen Ziele die Sie sich mit Jaguar Racing gesetzt haben?"
Lauda: "Ganz einfach, so schnell wie möglich Erfahrungen in der Leitung eines Formel-1-Teams zu sammeln. Ich weiß was auf der Strecke passiert, da ich ja bei den Rennen diese Saison dabei war, insofern bin ich auch nicht zu sehr besorgt. Ich werde mich mehr darauf konzentrieren die internen Prozesse zu verstehen und versuchen herauszufinden, wie man die zur Verfügung stehenden Ressourcen am besten einsetzt. Dies ist meine Hauptaufgabe, denn erst wenn ich genau informiert über alles bin, kann ich kritische Entscheidungen in Bezug auf das Team treffen. Es wird ganz sicher eine Weile dauern, jedoch werden wir das hinbekommen. Ich möchte verstehen, wie das Team als Einheit funktioniert und wie ich helfen kann, sodass es noch besser funktioniert. Wir haben ein gutes Team an Leuten in Milton Keynes, welche genau wie ich nur das eine Ziel haben; Jaguar ganz nach vorne zu bringen. Geduld ist im Leben eine Tugend, jedoch haben wir Formel-1-Leute davon nicht allzu viel. Jaguar ist ein bedeutender Name im Motorsport und ich möchte diesen Namen schnell an die vordere Spitze der Formel 1, dort wo er hingehört, bringen."

Frage: "Und welche längerfristigen Ziele haben Sie sich selbst gesetzt?"
Lauda: "Für mich selbst ist das nächste Jahr und der Jaguar R3 eine längerfristige Sache. Ich bin in dieses Projekt vom ersten Tag an involviert gewesen, jedoch hatte ich durch meine Position auf das Auto nur wenig Einfluss. Als Teamchef obliegt mir nun diese Verantwortlichkeit und das Auto für 2002 ist bei weitem unsere größte Aufgabe. Von Beginn an dieser Saison fehlte es uns an Geschwindigkeit und darauf liegt der Hauptfokus bei der Entwicklung des neuen Boliden. Mark Handford (Chefaerodynamiker) und John Russell (Chefdesigner) haben viele Stunden in das neue Auto investiert und ich möchte den beiden helfen, auf die Art wie ich es kann, dass sie weiter vorankommen. Nächstes Jahr haben wir einen Windkanal, welcher der Weiterentwicklung des R3 über die Saison hinweg helfen wird, jedoch hatten wir bisher das Problem, dass wir ohne einen uns ständig zur Verfügung stehenden Windkanal so weit kommen mussten wir es taten."

Frage: "Planen Sie in Kürze die Verpflichtung von erfahrenerem Personal zur Verstärkung?"
Lauda: "Solange ich nicht die Rolle und den Einfluss jeder Einzelperson bei Jaguar Racing verstanden habe, solange kann ich diese Frage nicht beantworten. Aber ich kann das natürlich auch nicht ausschließen."

Frage: "Auf dem Hungaroring haben Sie gesagt, dass es zu früh wäre um über den angeblichen Wechsel von Eddie Irvine zu Jordan Grand Prix für 2002 zu sprechen. Haben Sie diese Sache bereits untersucht und wenn ja, was haben Sie herausgefunden?"
Lauda: "Ich habe mich dieser Geschichte angenommen und gelernt, dass die von den Medien verbreiteten Meldungen diesbezüglich stimmten. Bobby hat Jordan Grand Prix ein Angebot gemacht Eddie Irvine zu verpflichten. Bobby hat sich dann anschließend verteidigt, indem er sagte, dass das Ganze nicht mehr als ein Scherz gewesen sei, unglücklicherweise sind solche Scherze mit den Fahrern im Team aber nicht besonders clever. Ich bin dann auf den Plan getreten und habe alle Diskussionen beendet."

Frage: "Bedeutet das, dass Sie Eddie Irvine für 2002 nun nicht an ein anderes Team verkaufen werden?"
Lauda: "Ganz genau, und dasselbe gilt für Pedro de la Rosa. Beide Fahrer werden nächste Saison für Jaguar Racing fahren und daran wird sich nichts ändern, so viel kann ich versichern."