• 17.07.2008 23:02

Rosberg: "Hockenheim liegt uns besser"

Nico Rosberg über das Heimrennen in Hockenheim, die Suche nach einem Schumacher-Nachfolger und die Geduld eines Formel-1-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg hat zuletzt harte Zeiten durchlebt. Sein Williams FW30 präsentierte sich bei den zurückliegenden Rennen als störrische Maschine, die in Silverstone sogar "hüpfte, wie ein Hase" (O-Ton Rosberg). Der gebürtige Wiesbadener erwartet sich für sein Heimrennen in Hockenheim einen zwischenzeitlichen Aufschwung. Die Strecke liegt dem Williams angeblich besser, es drohen aber auch wieder Problem-Strecken. Im Rahmen der Presserunden am Donnerstag, erklärte der Weltmeistersohn unter anderem, warum Formel-1-Piloten viel Geduld benötigen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg erhofft sich beim Heimrennen in Hockenheim weitere Punkte

Frage: "Nico, was bedeutet für dich der Heim-Grand-Prix in Hockenheim?"
Nico Rosberg: "Ich bin wirklich glücklich, dass ich fahren darf. Ich bin nur 40 Minuten von hier entfernt geboren worden. Meine Oma und mein Onkel sowie viele Freund leben in Wiesbaden, also bin ich ab und zu hier. Es ist toll, hier wieder einmal Rennen fahren zu können. Ich habe meine Rennkarriere in Deutschland begonnen und bin oft hier gefahren und habe auch viele Rennen hier gewonnen. Es ist eine Strecke, die ich wirklich mag und bezüglich unseres Autos denke ich, dass diese Strecke uns wieder deutlich besser liegen sollte. Also können wir uns auf das Rennen und auch auf ein hoffentlich gutes Ergebnis freuen."#w1#

Hoffnung beim Heimrennen

Frage: "Wie lief der Test in der vergangenen Woche?"
Rosberg: "Der Test war gut für uns. Ich war Zweiter und Dritter an den beiden Tagen. Ich bin sicher, dass wir weniger Benzin an Bord hatten als die Topteams, aber im Vergleich zu anderen Leuten waren wir wirklich gut. Also freue ich mich jetzt auf das Wochenende."

Frage: "Was ist dein persönliches Ziel hier in Hockenheim?"
Rosberg: "Wir wollen gut abschneiden und ein paar Punkte holen. Das wäre schon toll."

"Wir wollen gut abschneiden und ein paar Punkte holen." Nico Rosberg

Frage: "Kann der vorhergesagte Regen diese Aufgabe etwas erschweren?"
Rosberg: "Mal sehen wie das Wetter so wird. Wir wissen es noch nicht genau, ob der Regen kommt, oder nicht. Es wird so oder so okay."

Frage: "Es gibt nach wie vor viele Fans, die kommen hierher, weil Michael Schumacher zu Gast sein wird. Was sagst du dazu, dass die 'Schu-Mania' immer noch lebt?"
Rosberg: "Das ist doch toll und wir fünf Deutschen geben natürlich alles, damit die Fans schon bald wieder jemandem zujubeln können und wir wieder ein paar Rennen gewinnen. Das wäre schon schön."

Frage: "Wie hat sich die Formel 1 in Deutschland nach dem Rücktritt von Michael Schumacher verändert?"
Rosberg: "Ich denke, das Interesse ist sicher etwas zurückgegangen. Michael Schumacher war der große Sympathieträger bei den Fans in Deutschland. Jetzt versuchen wir eben, dieses Interesse wieder aufleben zu lassen."

Frage: "Wenn die Fans gerade auf einen neuen Helden warten: Welche Rolle spielt die Geduld im Leben eines Rennfahrers?"
Rosberg: "Das ist schon sehr wichtig. Besonders in unserem Sport, wo das Auto eine sehr große Rolle spielt. Wenn man in einer Situation ist, wie ich jetzt zum Beispiel, dann muss man die Geduld behalten. Man muss dann sagen: Okay, man muss jetzt hart arbeiten und abwarten, bis man ein besseres Auto bekommt und dann die Resultate einfahren kann."

Williams als Spezialauto für Stadtkurse?

Frage: "Wie nah seid ihr daran, dass es besser wird?"
Rosberg: "Das ist schwierig zu sagen, aber ich glaube, dieses Jahr gibt es noch ein paar Strecken, die uns sehr liegen. Das sind Valencia und Singapur, die beiden Stadtkurse. Da werden wir sicherlich noch etwas reißen können, aber sonst wird es ein bisschen schwieriger."

Nico Rosberg

Nico Rosberg wurde in Wiesbaden geboren, aber wuchs in Monaco auf Zoom

Frage: "Wie viel bringt es euch als Piloten zum Beispiel im Bereich Motivation, dass dies ein Heimrennen ist?"
Rosberg: "Letztendlich glaube ich schon, dass es eine Rolle spielt. Man freut sich schon noch ein bisschen mehr darauf und es ist einfach schon etwas Besonderes vor den heimischen Fans zu fahren. Man ist vielleicht noch etwas mehr motiviert."

Frage: "Wann bist du erstmals in Hockenheim gefahren und was ist deine schönste und deine schlimmste Erinnerung an die Strecke?"
Rosberg: "Mein erstes Rennen war auf der Kurzanbindung im Formel BMW. Ich habe an dem Wochenende als Rookie beide Rennen gewonnen, was natürlich eine tolle Erfahrung war und jede Menge Spaß brachte. Mein schlimmstes Erlebnis? Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube das war mein Formel-1-Rennen vor zwei Jahren, als ich in der ersten Runde von der Strecke flog."

Probleme für Nakajima?

Frage: "Wir beurteilst du die Entwicklung deines Teamkollegen Kazuki Nakajima? Kam der Wechsel in die Formel 1 vielleicht zu früh?"
Rosberg: "Ich finde immer, dass man die Dinge niemals überstürzen darf. Man muss geduldig sein und dann seine Chancen nutzen. Vielleicht hätte er noch ein Jahr lang in der GP2 bleiben sollen und mit einem guten Team um die Meisterschaft kämpfen sollen. Aber es ergab sich für ihn die Möglichkeit, mit Williams in die Formel 1 zu kommen, also hat er es gemacht. Da ist nichts falsches dran."

"Man muss geduldig sein und dann seine Chancen nutzen." Nico Rosberg

Frage: "Trotzdem hat er keinen einzigen Zähler weniger als du. Liegt das nur am Glück?"
Rosberg: "Naja, man darf nicht vergessen, dass ich bisher der einzige war, der ein technisches Problem hatte und auf Rang sechs liegend ausgefallen ist. Wenn ich das Rennen beendet hätte, hätte ich nun 50 Prozent mehr Punkte als er. Das darf man in den Überlegungen nicht außer Acht lassen. Ich habe zwar mehr Erfahrung, aber in die schwierigen Rennen war er immer da und hat einen guten Job fürs Team gemacht."

Frage: "Deutschland ist das einzige Land der Welt, wo es auf Autobahnen kein Limit gibt. Wie oft hast du das ausgenutzt?"
Rosberg: "Jeder reizt das aus und ich fahre oft auf der Autobahn sehr schnell. Aber ich finde es nicht unbedingt gut und ich glaube, dass es ein Tempolimit geben sollte. Es gibt einfach zu viele Leute, die es übertreiben und nicht wissen, wie schnell sie fahren sollten. Es sollte reglementiert werden. Die Autobahnabschnitte ohne Tempolimit werden ohnehin immer weniger, es gibt gar nicht mehr so viele davon."

Frage: "Bist du auf der Autobahn schon einmal 300 km/h gefahren?"
Rosberg: "Nein, ich habe nur 296 km/h geschafft."

Titelkampf: Vorteil Ferrari?

Frage: "Die Titelkandidaten der Formel 1 machen in diesem Jahr ungewöhnlich viele Fehler. Hast du eine Erklärung dafür?"
Rosberg: "Das lag auch immer etwas an den Bedingungen. Wir hatten in Monaco schlechtes Wetter, in Montréal brach der Asphalt auf und in Silverstone war es mit dem Aquaplaning eine Katastrophe. Damit hängt das ganz sicher zusammen. Mit fehlender Traktionskontrolle oder Druck hat das nichts zu tun."

"Ich sehe die Vorteile immer noch bei Ferrari." Nico Rosberg

Frage: "Für wen siehst du in den verbleibenden Rennen um den Titel jetzt Vorteile?"
Rosberg: "Ich sehe die Vorteile immer noch bei Ferrari. Obwohl sie in Silverstone recht langsam waren, glaube ich immer noch, dass sie das beste Auto haben. Ich glaube, die sind im Vorteil."

Frage: "Es heißt, dass du möglicherweise in der kommenden Saison zu McLaren-Mercedes wechseln würdest. Was hat es damit auf sich?"
Rosberg: "Es tut mir leid. Ich möchte solche Dinge generell nicht kommentieren."

Frage: "Du warst am vergangenen Wochenende bei einer Formel-1-Demonstration in Moskau. Was waren deine Eindrücke dort?"
Rosberg: "Insgesamt war das ein toller Event, vor allem weil ich glaube, dass Russland ein gutes Potenzial für zukünftige Formel-1-Läufe mitbringt. Es wäre toll, wenn die Formel 1 dorthin gehen würde, es ist ein faszinierendes Land. Das Land fesselnd einen. Es war schön, dorthin zu gehen und den Menschen einen Eindruck zu verschaffen und ihnen einige Einblicke geben zu können. Vielleicht wird die Formel 1 in Russland etwas bekannter und es kommt auch mehr Interesse von russischen Unternehmen. Es waren viele Leute dort bei der Veranstaltung und wir waren direkt am Kreml, also im wirklichen Herzen Russlands. Es war Spaß und ich habe es genossen. Ich hatte auch ein paar Freunde dabei und wir sind abends noch ausgegangen, es hat richtig Spaß gemacht und der Event war ein voller Erfolg."