Heidfeld: "Hoffentlich geht es so weiter"
BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld im Mediengespräch über seine gelösten Probleme, die Vorfreude auf das Heimrennen und vieles mehr
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nick, ihr habt vergangene Woche hier getestet, jetzt steht in Hockenheim dein Heim-Grand-Prix bevor. Wie fühlst du dich?"
Nick Heidfeld: "Es ist großartig, nach Deutschland zu kommen und all die Fans hier zu sehen. Ich denke, wir werden ein großes Publikum erleben. Ich freue mich auf das Rennen, auch wenn die Bedingungen im Moment ein Fragezeichen sind, aber das kennen wir ja schon von den Testfahrten. Da war es auch nicht ständig trocken, sodass es schwierig war, alle neuen Teile auszuprobieren, aber wir haben es irgendwie hinbekommen und haben für das Rennen ein paar Modifikationen dabei, die funktionieren und uns in eine gute Position bringen sollten."

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Nick Heidfeld freut sich schon auf seinen Heim-Grand-Prix in Hockenheim
Frage: "Nach Silverstone hast du gesagt, dass du deine Probleme mit dem Qualifying im Griff hast. Ist das der Fall? Und wie hast du sie gelöst?"
Heidfeld: "Schon in Magny-Cours lief es ganz gut, auch wenn ich dort nicht ins dritte Qualifying kam. Ich war aber nur ein paar Hundertstel langsamer als Robert (Kubica; Anm. d. Red.), der mit diesem Auto offensichtlich sehr gut zurechtkommt."#w1#
Rennen waren nie das Problem
"Es war ein Prozess von einigen Monaten, das Problem zu analysieren, mit den Ingenieuren zu arbeiten und das Setup zu verändern, vor allem auf mechanischer Seite. Ich habe auch die Vorbereitung und meinen Fahrstil ein klein wenig umgestellt. All das hat geholfen, um meine Qualifyingperformance auf eine schnelle Runde zu verbessern. Meine Rennperformance war vorher schon gut. Die vergangenen Rennen haben gezeigt, dass es in die richtige Richtung geht, denn ich war in drei Rennen zweimal Zweiter. Hoffentlich geht es so weiter."
Frage: "War es ein ermüdender Prozess, bei dem viele Dinge zusammengehen mussten?"
Heidfeld: "Genau. Am Anfang dachte ich, dass ich nur eine Sache ändern muss und auf einmal würde alles funktionieren, aber leider war das nicht der Fall. Es war sehr schwierig mit all diesen Kleinigkeiten, die zusammenpassen müssen. Ich glaube, dass ich noch gar nicht alle entdeckt habe. Da sollte also noch mehr kommen."
Frage: "War es eine deprimierende Zeit für dich?"
Heidfeld: "Es war nicht deprimierend, das ist nicht das richtige Wort, aber es war schon schwierig, weil ich gewusst habe, dass unser Auto sehr gut ist - besser als im Vorjahr, wahrscheinlich das beste, das ich je hatte. Normalerweise konnte ich das Potenzial eines Autos immer sehr gut maximieren, aber dieses Jahr klappte es einfach nicht. Das war schwierig, aber das Team stand voll hinter mir und wir fanden gemeinsam einige Lösungen. Als sich die harte Arbeit dann zu rentieren begann, war das ein sehr schönes Gefühl."
Frage: "Wann bist du zum ersten Mal in Hockenheim gefahren und was sind deine schönsten und schlimmsten Erinnerungen an diese Strecke?"
Heidfeld: "Mein erstes Rennen hier muss 1994 in der Formel Ford 1600 gewesen sein. Ich glaube, ich habe damals gewonnen, denn in dem Jahr habe ich alle bis auf ein Rennen gewonnen. Das war noch auf der langen Strecke, die mir viel besser gefallen hat als die neue. Die neue Strecke ist gut, aber die alte war spektakulär. Sie hat Spaß gemacht, speziell in der Formel Ford, denn wir hatten nicht viel Leistung, also dauerte es Ewigkeiten, sich im Windschatten heranzusaugen, aber dafür gab es auf jeder Geraden mehrere Überholmanöver! Das war klasse."
"Eine meiner schlimmsten Erinnerungen ist die Formel 3000 im Jahr 1999. Ich glaube, ich hätte hier schon Meister werden können. Ich lag an zweiter Stelle und wollte in der Ostschikane den Führenden überholen, aber ich kam ihm im Windschatten zu nahe und flog ab. Das ist meine schlimmste Erinnerung an Hockenheim."
Frage: "Warum ist Hockenheim speziell für einen Fahrer?"
Heidfeld: "Weil so viele Fans da sind. Man spürt den Support hier in Hockenheim. Die Atmosphäre im Motodrom ist ein bisschen so wie im Fußballstadion. Im Rennen selbst bekommt man davon nichts mit, aber in der Einführungs- und Auslaufrunde schon."
Freude über Euphorie der Fans
Frage: "Nach deinem zweiten Platz in Silverstone sind die Tickerverkäufe hier nach oben gegangen..."
Heidfeld: "Das ist sehr schön! Ich habe das im Internet gelesen und habe mich sehr darüber gefreut."
Frage: "Dir fehlt immer noch der erste Sieg in der Formel 1, aber was dich auszeichnet, sind exzellente Überholmanöver. Kann man davon auch zehren?"
Heidfeld: "Mein Ziel ist es natürlich, Rennen zu gewinnen. Da hilft es, wenn man überholen kann. Meine Hauptmotivation in diesem Sport ist der Spaßfaktor - und der steigt natürlich mit Überholmanövern. Das macht viel Spaß."
Frage: "Inwiefern hat sich am Spaßfaktor, an der Motivation durch den zweiten Platz in Silverstone etwas geändert?"
Heidfeld: "Der Spaßfaktor war immer da. Natürlich ist es schwierig, wenn man weiß, man nutzt das Auto nicht optimal aus, aber die Motivation war für mich in der Formel 1 oder generell im Rennsport noch nie das Problem."
Frage: "Wie gut könnt ihr hier abschneiden?"
Heidfeld: "Das ist wie immer unheimlich schwierig einzuschätzen. Alle Teams haben vergangene Woche drei Tage getestet. Da sahen wir ganz stark aus, aber ich habe mit meiner Einschätzung, dass Ferrari in Silverstone sehr schnell sein wird, auch schon daneben gelegen. Warten wir ab."
Frage: "Es könnte hier regnen. Das wäre doch ganz passend für dich, oder?"
Heidfeld: "Da hätte ich nichts dagegen! In Silverstone bin ich gut damit zurechtgekommen - und es war in den letzten Jahren meistens der Fall, dass es im Regen gut klappt. Ich hätte aber auch nichts dagegen, dass es trocken bleibt."
Frage: "In der ersten Saisonhälfte hat es sehr viele Fehler von Topfahrern gegeben, von Felipe Massa etwa oder von Lewis Hamilton. Hast du dafür eine Erklärung?"
Heidfeld: "Der eine oder andere Dreher wird mit Sicherheit an der fehlenden Traktionskontrolle liegen. Andere Fehler sind ein bisschen schwierig zu verstehen."

