• 17.07.2008 13:32

Deutsche beim Heimspiel gefordert

Die Experten Marc Surer und Christian Danner durchleuchten vor dem Grand Prix in Hockenheim die Situation der fünf deutschen Fahrer

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Formel 1 spricht Deutsch - und das soll auch so bleiben: Beim Grand Prix von Deutschland am Sonntag kämpfen die deutschen Piloten in ihrem Heimspiel nicht nur um Prestige und Punkte, sie fahren auch um ihre Zukunft. Die Experten und ehemaligen Rennfahrer Marc Surer und Christian Danner sehen das deutsche Quintett auf einem guten Weg, warnen aber zugleich: Sicher dürfe sich niemand fühlen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel und Nico Rosberg

Sebastian Vettel und Nico Rosberg wollen beim Heimrennen hoch hinaus

"Die nächsten beiden Rennen sind sehr, sehr entscheidend", sagt Surer und verweist auf die dreiwöchige Sommerpause nach den WM-Läufen zehn und elf in Hockenheim und Budapest: "Danach werden Entscheidungen getroffen. Der August ist der Monat der Entscheidungen."#w1#

Erste Saisonhälfte wird meistens vergessen

Und Danner erklärt: "Ab Saisonmitte, also ab jetzt, geht es endgültig um die Cockpits für die kommende Saison. Jetzt geht es um die Wurst." Die Experten sind sich einig: Die Deutschen sind im Heimspiel gefordert. Vor allem, weil trotz aller Professionalität auch bei den Teams die jüngsten Eindrücke am stärksten haften bleiben. Surer: "Die Teams denken immer besonders über die zweite Saisonhälfte nach, die erste vergessen sie."

Sebastian Vettels Zukunft in der Königsklasse ist offenbar bereits gesichert. Für heute Nachmittag ist eine Pressekonferenz mit dem 21-Jährigen bei Red Bull angesetzt, auf der die anhaltenden Spekulationen um seinen Wechsel vom Zweitteam Toro Rosso ins Cockpit des künftigen Formel-1-Rentners David Coulthard der Gewissheit weichen dürften. Der Vertrag für die kommende Saison bei den "Bullen" wäre ein tolles Präsent für das große Talent beim Heimspiel auf dem Hockenheimring unweit seiner Heimat Heppenheim.

Doch was wird aus Nick Heidfeld, Nico Rosberg, Timo Glock und Adrian Sutil? "Egal, welcher Fahrer, so richtig verlassen kann man sich in der Formel 1 nicht auf seinen Platz", sagt Danner. Ebenso wie der Experte sieht allerdings auch sein Kollege Surer die Zukunft der vier anderen deutschen Fahrer als weitgehend gesichert an: "Ich sehe im Moment nicht wirklich jemanden, der wackelt."

Das gilt auch für den Mönchengladbacher Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), der zuletzt im Regenchaos von Silverstone auf den zweiten Platz preschte und nach langen Wochen des Misserfolgs rechtzeitig zum Heimspiel die Kurve gekriegt zu haben scheint.

"Das war ein extrem wichtiges Erfolgserlebnis zum richtigen Zeitpunkt. Rennsport spielt sich im Kopf ab, das wird sein Selbstvertrauen stärken", sagt Surer über den 31-Jährigen, der seinem Teamrivalen Robert Kubica zuvor hinterhergefahren war. Sollte es Regen geben, trauen die beiden Experten Heidfeld sogar einen Überraschungssieg zu. Es wäre sein erster nach 141 Rennen.

Es zählt immer das nächste Rennen

Nick Heidfeld

Nick Heidfeld hat sich mit Platz zwei in Silverstone eindrucksvoll zurückgemeldet Zoom

Aber Danner warnt: "Silverstone war ein Freakrennen mit viel Chaos. Was jetzt zählt, ist Hockenheim. Silverstone war für Heidfeld ein toller Anfang auf dem Weg sich zu rehabilitieren. Das muss er jetzt bestätigen." Der Experte traut dem derzeit besten deutschen Piloten grundsätzlich viel zu: "Wenn er den Trend fortsetzen kann, ist er ein WM-Kandidat."

36 Punkte hat Heidfeld derzeit auf dem Konto, zwölf weniger als das Spitzentrio Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes), Felipe Massa und Kimi Räikkönen (beide Ferrari), zehn Punkte beträgt sein Rückstand auf Kubica.

Doch egal, was passiert, Surer ist sicher, dass Heidfeld auch kommende Saison Formel 1 fahren wird: "Auch wenn BMW nicht mit ihm weitermachen sollte, wird er in einem anderen Team einen Platz finden. Seine Aufbauarbeit ist den anderen Teams nicht entgangen."

Und was wird aus Nico Rosberg (Williams), der angeblich vor einem Wechsel zu den Silberpfeilen stehen soll? Surer betrachtet diese Spekulationen skeptisch: "Sein Problem ist das Auto. Er fällt zurück im Feld. Aber sein Vertrag gilt wohl noch ein Jahr."

Timo Glock (Toyota) und Adrian Sutil (Force India) sieht der Schweizer im Aufwind, wichtig sei es für beide nun, ihre Teamkollegen zu bezwingen - am besten schon beim Heimspiel vor 80.000 Fans in Hockenheim...