Reifenhersteller sind für das Saisonfinale gerüstet

Michelin hofft in Brasilien auf den ersten Sieg seit 1984, Bridgestone möchte an die Erfolge vergangener Jahre anknüpfen

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Brasilien am kommenden Wochenende bedeutet auch für die beiden Reifenhersteller das Ende einer langen und ermüdenden Saison. Doch obwohl in der Weltmeisterschaft alle wichtigen Entscheidungen bereits gefallen sind, haben sowohl Michelin als auch Bridgestone noch einmal aufgerüstet.

Titel-Bild zur News: Nasse Bridgestone-Trockenreifen

Bridgestone und Michelin sind auf ein weiteres Regenrennen vorbereitet

Im spanischen Jerez testeten vergangene Woche alle sechs Michelin-Teams, wobei nicht nur die Mischungen und Konstruktionen für Interlagos ausgewählt wurden, sondern auch bereits Pneus nach 2005er-Reglement zum Einsatz kamen. Bridgestone beschränkte sich indes auf ein weniger umfangreiches Programm - nur Ferrari hat ab Donnerstag in Fiorano und Vallelunga getestet, Jordan rückte sporadisch auf dem Flugfeld von Elvington aus. Dennoch haben die Japaner noch ein Ziel: Giancarlo Fisichella soll in der Fahrer-WM noch an David Coulthard vorbeigeschleust werden. Im Moment fehlen zwei Punkte auf Platz neun.

Bridgestone rechnet mit ähnlichem Wetter wie im April 2003

Hisao Suganuma, Bridgestones Technischer Direktor, freut sich jedenfalls auf den Saisonabschluss: "Es ist jetzt ungefähr 18 Monate her, dass wir auf dem Sao-Paulo-Kurs gefahren sind, und obwohl wir diesmal zu einer anderen Jahreszeit antreten, erwarten wir ähnliche Wetterbedingungen wie damals. Ich persönlich freue mich sehr auf den Grand Prix von Brasilien. Es ist ein fantastisches Rennen, um die Saison ausklingen zu lassen."

"Unsere Produktpalette, mittel bis weich, hat sich seit 2003 nicht dramatisch verändert. Interlagos kann aber für die Hinterreifen sehr anspruchsvoll sein, daher haben wir unsere neueste Generation Hinterreifen mitgenommen, die unseren Teams einen Vorteil verschaffen sollte. Darüber hinaus rechnen wir damit, dass die Strecke am Freitag noch sehr schmutzig und rutschig sein wird. Im Laufe des Wochenendes wird sie sich verändern. Das müssen wir bei der Reifenwahl im Auge behalten", fügte er an.

Michelins Programmmanager Pascal Vasselon sieht das nicht wesentlich anders: "Obwohl das Rennen sieben Monate später als sonst stattfindet, wird das Wetter nicht gravierend verändert sein - und das bedeutet, dass Regen durchaus möglich ist. Wenn gemischte Verhältnisse herrschen, bilden sich ab einem gewissen Punkt kleine Bäche auf der Fahrbahn. Diese Stellen bleiben dann auch noch sehr nass, wenn der Rest der Strecke längst wieder trocken ist. Ich bin sicher, dass sich noch viele an das Formel-1-Schlachtfeld zwischen der dritten und vierten Kurve im Vorjahr erinnern..."

Grobkörniger Asphalt verursacht hohen Reifenverschleiß

"Bei trockenen Bedingungen ist der Asphalt ziemlich rau und die Reifen verschleißen schnell. Folglich ist es sehr schwierig, Reifen zu produzieren, die auf einem Long-Run konstant sind. Im Qualifying liegen die Zeiten meist sehr eng beisammen, eine Zehntelsekunde kann da schon mehrere Startplätze kosten. Eine konservative Vorgehensweise ist daher nicht angebracht. Wir haben diesmal eine relativ große Zahl an Trockenreifen mit - vier an der Zahl, um genau zu sein -, und es wird interessant zu sehen sein, wie sich die Teams am Freitag entscheiden", fügte der Franzose an.

Auch Michelin-Sportchef Pierre Dupasquier äußerte sich im Vorfeld des Wochenendes: "Interlagos ist eine der aufregendsten Veranstaltungen auf dem Kalender - zum Teil, weil die Strecke gegen den Uhrzeigersinn führt und viele Überholmöglichkeiten bietet, zum Teil aber auch wegen der vibrierenden Stimmung auf den Rängen. Michelin hat hier seit der Rückkehr nach der 17-jährigen Pause immer außergewöhnlich gut abgeschnitten, aber die Resultate spiegeln das nicht wider."

Der letzte Michelin-Sieg auf brasilianischem Boden gelang Alain Prost 1984. Davor hat Carlos Reutemann 1978 mit dem ersten Grand-Prix-Triumph eines Radialreifens auch den ersten Erfolg Michelins überhaupt eingefahren. Es folgten weitere Siege durch René Arnoux (1980), Reutemann (1981) und Prost (1982). Seit dem Comeback im Jahr 2001 hat Michelin in Brasilien aber nicht mehr gewonnen.

Michelin hatte in Brasilien seit 2001 immer Pech

"Juan-Pablo Montoya hat 2001 dominiert, bis ihn ein überrundetes Fahrzeug von der Strecke geschoben hat, Ralf Schumacher war 2002 als Zweiter sehr nahe am Sieg dran und im Vorjahr waren unsere Fahrer überlegen, bis eine bizarre Abfolge von Ereignissen bei monsunartigen Bedingungen uns um den Sieg gebracht hat", erinnerte sich Dupasquier. "Ich bin zuversichtlich, dass wir unseren Partnern wieder Reifen zur Verfügung stellen werden, mit denen sie um den Sieg fighten können. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass das alleine nicht immer ausreichend sein muss."

Bridgestone hat indes seit dem Formel-1-Einstieg 1997 erst einmal in Interlagos verloren, nämlich gleich im ersten Jahr, als Jacques Villeneuve auf Goodyear-Reifen gewann. Anschließend folgten die Jahre der Dominanz von McLaren-Mercedes und später Ferrari, während im vergangenen Jahr unter kuriosen Umständen bei extremem Regen völlig überraschend und sehr glücklich Giancarlo Fisichella auf Jordan triumphierte.

"2004 war ein großartiges Jahr für Bridgestone. Es freut uns, dass es hier in Brasilien, in einem für uns sehr wichtigen Markt, endet", gab Bridgestone-Sportchef Hiroshi Yasukawa zu Protokoll. "Letztes Jahr hat Giancarlo Fisichella für das Jordan-Ford-Team gewonnen. Jetzt fährt er für Sauber und ich wünsche ihm und unseren anderen Fahrern wieder alles Gute. Wie immer hat unser Personal rund um die Uhr gearbeitet, um die richtigen Reifen mitzubringen, und auch nach 17 Rennen bin ich noch stolz auf ihr Engagement, welches sie unseren Teams entgegenbringen."