Ralf: "Meine Titelchancen waren noch nie so groß"
Ralf Schumacher über den zweiten Platz von Sao Paulo, das Verhältnis zu seinem Bruder und seine Titelchancen in der Saison 2002
(Motorsport-Total.com) - BMW-Williams-Fahrer Ralf Schumacher musste sich vergangenen Sonntag beim Grand Prix von Brasilien in Sao Paulo mit dem zweiten Platz hinter seinem Bruder zufrieden geben. Obwohl der Wahlösterreicher schon 17 Runden vor dem Ziel zu Michael Schumacher aufschließen konnte, fand der 26-Jährige einfach keinen Weg am Ferrari F2002 vorbei. Ralf Schumacher musste daraufhin etwas Kritik einstecken, doch der vierfache Grand-Prix-Sieger weist diese zurück.

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BMW-Williams-Fahrer Ralf Schumacher freut sich auf den San-Marino-Grand-Prix
"Ich will halt mit Frontflügel im Ziel ankommen", erklärte Ralf Schumacher in einem Interview mit der 'Welt am Sonntag' und erinnerte damit an seinen Teamkollegen. Juan-Pablo Montoya kollidierte in der ersten Runde im Grand Prix von Brasilien mit Michael Schumacher und verlor dabei seinen Frontflügel. Dennoch betont der 86-fache Grand-Prix-Teilnehmer: "Ich finde Juan als Typ absolut okay, als Teamkollege ist es sehr angenehm, mit ihm zu arbeiten. Seine Leistungen stehen ja sowieso außer Frage."
Der Kolumbianer, der auch seinerseits nach der Kollision mit dem Ferrari-Fahrer kritisiert wurde, wird von seinem Teamkollegen aber in Schutz genommen. Schließlich, so argumentiert Ralf Schumacher, zeigt er gute Leistungen, "deshalb finde ich es auch sehr ungerecht, wie er jetzt in die Pfanne gehauen wird. Zuerst jubelt jeder über seinen Fahrstil, jetzt, wo es zwei Mal schief geht, ist er der Buhmann".
Ralf: "Ich will jedes Rennen gewinnen"
Auch Ralf Schumacher hat sich mit seinem Bruder schon einige harte Duelle geliefert. "Wir haben uns auch schon berührt, wir sind einander aber dabei nicht in die Karre gefahren ? gefightet wird deshalb genauso hart", stellte der Pole-Setter des Frankreich-Grand-Prixs von 2001 klar. "Das ist ja auch der Grund, warum wir nie in einem Team fahren werden, weil wir nicht verlieren können. Also versuchen wir beide, jedes Rennen zu gewinnen."
Nachdem das BMW-Williams-Team seiner Favoritenrolle in Interlagos nicht gerecht wurde, wie sieht der Familienvater nun seine WM-Chancen? "Ich würde mal sagen, dass sie nie größer waren als in dieser Saison, auch wenn es noch sehr früh ist, um darüber spekulieren zu können." Derzeit liegt der Vorjahressieger des Rennens in Imola nach drei von 17 Rennen acht Punkte hinter Michael Schumacher auf Platz zwei in der Fahrerweltmeisterschaft.
Ralf und Michael Schumacher gönnen sich auch gegenseitig Siege
Daher sieht der Hobbytennisspieler sein Team auch noch hinter Ferrari. "Im Vergleich zum Ferrari haben wir offensichtlich auf der aerodynamischen Seite ein Manko", glaubt Ralf Schumacher festgestellt zu haben. "Da müssen wir den Hebel ansetzen, allerdings arbeitet das Team auch hart daran, dieses Problem in den Griff zu kriegen." Außerdem sieht der WM-Vierte von 2001 bei seinem Bruder nicht nur durch die größere Erfahrung Vorteile: "Wo Michael einen Vorteil hat, ist, dass ein in Jahren gewachsenes Team hinter ihm steht ? da müssen wir noch aufholen."
Das in den Medien immer wieder genannte Bruderduell zwischen Michael und Ralf Schumacher hat den Jüngeren der beiden noch nie wirklich interessiert. "Um ehrlich zu sein, hat mich dieses Thema noch nie richtig begeistert", so der Rheinländer weiter. Dennoch gibt es im Vergleich zu anderen Duellen einen Unterschied, wenn Schumacher gegen Schumacher um den Sieg kämpft. "Der feine Unterschied ist nur, dass wir dem anderen auch den Sieg gönnen", so der Formel-Nippon-Meister von 1996.
Ralf Schumacher: "Ich bewundere meinen Bruder
Bewundert Ralf Schumacher auch seinen älteren Bruder, der immerhin vier WM-Titel gewinnen konnte und in zahlreichen Rekordlisten in Führung liegt? "Was soll man anderes tun, als einen Menschen, der in dem, was er richtig gut kann und so viel erreicht hat, zu bewundern", so Ralf Schumacher. "Ja, ich bewundere meinen Bruder. Ich glaube, um das zu erreichen, muss ich noch sehr, sehr lange Formel 1 fahren."
Dennoch glaubt der Pasta-Liebhaber, dass er sich seinen Wunsch, eines Tages die Formel-1-Weltmeisterschaft zu gewinnen, auch ohne Tipps seines Bruders erfüllen kann. "Ich kann mir meinen Traum vom Weltmeister ja noch erfüllen", so der Hobbybackgammonspieler. "Sollte das aber nicht funktionieren, dann hole ich mir ein paar Tipps von BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger."
Ralf: McLaren-Mercedes darf man noch nicht abschreiben
Die McLaren-Mercedes-Fahrer David Coulthard und Kimi Räikkönen stellten bisweilen keine große Gefahr für das BMW-Williams-Team dar. Die Truppe von Ron Dennis konnte in den ersten drei Rennen gerade Mal acht WM-Punkte sammeln. Das bayrisch-britische Team führt derweil mit 30 Punkten die Konstrukteursweltmeisterschaft an. Dennoch warnt der 1,78 Meter große Rennfahrer, nach dem schwachen Saisonstart die "Silberpfeile" schon abzuschreiben: "Kein Grund, das Team für diese Saison abzuschreiben."

