• 04.04.2002 12:19

  • von Reinhart Linke

Berger: "Montoya kann ein ganz großer werden"

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger nimmt Juan-Pablo Montoya nach dem Zwischenfall mit Michael Schumacher in Schutz

(Motorsport-Total.com) - Juan-Pablo Montoya musste nach dem Grand Prix von Brasilien von allen Seite herbe Kritik einstecken. Der BMW-Williams-Fahrer hatte zunächst am Start Probleme mit der launch-control, wodurch er nicht so gut wegkam wie erwartet und Michael Schumacher auf dem Weg zur ersten Kurve direkt am Kolumbianer dran war. Während Juan-Pablo Montoya angab, bewusst eine Lücke für "Schumi" gelassen zu haben, um keine Strafe zu kassieren, kritisierte BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger: "Einem Fahrer wie Michael Schumacher darf man keinen Platz lassen."

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger, Juan-Pablo Montoya

Gerhard Berger erwartet von Juan-Pablo Montoya noch viel

Nachdem der 26-Jährige in der ersten Kurve etwas zu schnell war, kam er von der Ideallinie ab, so dass er schließlich mit dem Ferrari-Fahrer Seite an Seite durch Kurve zwei fahren musste. In der folgenden Linkskurve hatte nun der Wahlschweizer die bessere Linie und ging in Führung, der BMW-Williams-Fahrer lag aber nur Millimeter dahinter und wollte links am Ferrari vorbeiziehen. Den Angriff wehrte Michael Schumacher jedoch ab, so dass der Frontflügel des Manns aus Bogota zu Bruch ging.

Juan-Pablo Montoya tobte ? das bayrisch-britische Team kritisierte derweil den eigenen Fahrer. "Man darf nicht in andere Autos fahren, wenn man Weltmeister werden will", stellte Technikdirektor Patrick Head klar.

Berger: "Schumacher hat den Angriff mit aller Härte abgewehrt"

Einige Tage nach dem Grand Prix in Sao Paulo scheinen sich nun aber die Wogen geglättet zu haben. Juan-Pablo Montoya wird nun sogar von BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger in Schutz genommen. "Michael wusste in Brasilien, dass dieser Angriff kommt", erklärte der Österreicher auf der BMW-Motorsport-Website. "Er hat ihn mit aller Härte abgewehrt. Ein Rennunfall." Der Ex-Rennfahrer stellte aber klar: "Montoya hat Respekt vor seinem Sport. Er würde andere und sich nie gefährden wollen."

Gerhard Berger glaubt, dass Juan-Pablo Montoya nach wie vor das Zeug hat, um ein "ganz großer Rennfahrer" zu werden. "Montoya ist eben ein Draufgänger", fuhr der 42-Jährige fort. "Solche Typen braucht der Sport. Deshalb ist er auch so beliebt in der Szene. Weil er privat ein netter Kerl ist, aber im Auto alles gibt. Deshalb haben wir ihn auch verpflichtet."

Berger: "Juan-Pablo Montoya ist wie Michael Schumacher früher"

Wie andere auch sieht der BMW-Motorsportdirektor parallelen zwischen dem Duell Michael Schumacher gegen Juan-Pablo Montoya und Ayrton Senna gegen Michael Schumacher. "Montoya ist ja wie Michael früher: Er sucht jede noch so kleine Chance", so der zehnfache Grand-Prix-Sieger. "Umso größer ist dann das Risiko. Von Michael hat man anfangs auch gesagt, er schießt über das Ziel hinaus. Jetzt setzt er seine Riesenerfahrung cool um."

Juan-Pablo Montoya hatte schon im vergangenen Jahr einige Zwischenfälle, bei denen er das Limit überschritt. So zum Beispiel beim Monaco-Grand-Prix, wo er in der Schwimmbadpassage etwas zu schnell war und seinen BMW-Williams in die Streckenbegrenzung warf. Auf der anderen Seite darf nicht vergessen werden, dass der Wahlmonegasse in diesem Jahr erst seine zweite Formel-1-Saison bestreitet, weshalb auch Gerhard Berger noch einiges vom Sieger des Italien-Grand-Prixs erwartet: "Er muss sich jetzt die Hörner abstoßen, dann wird er ein ganz großer Rennfahrer."