• 02.04.2002 13:44

  • von Fabian Hust

Todt: Schwieriger aber wichtiger Sieg

Ferrari-Rennleiter Jean Todt spricht über das harte Rennwochenende in Brasilien, das eher unerwartet mit einem Sieg endete

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Rennleiter Jean Todt war nach dem Sieg von Michael Schumacher in Brasilien mit dem neuen F2002 nicht nur erleichtert, sondern auch etwas überrascht. Das neue Auto hat laut dem Franzosen die Erwartungen in Interlagos voll und ganz erfüllt, auch wenn man dieses Ergebnis gar nicht erwartet hatte: "Ich denke, dass es ein sehr schwieriger Sieg war, besonders wenn wir die Leistung der Konkurrenz gesehen haben. Ihr Paket scheint konstanter zu sein als das unsrige. Aber so kam es nicht. Am Ende ging es zu unseren Gunsten aus."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt war die Erleichterung nach dem Rennen anzusehen

Natürlich hatte der Franzose erwartet, dass man mit dem F2002 konkurrenzfähig sein würde, aber nicht derart, dass man den zweiten Saisonsieg holt: "Ich dachte natürlich schon, dass wir konkurrenzfähig sein würden. Aber ich nahm an, dass BMW-Williams der Favorit sein würde. Aber dennoch wusste ich, dass wir eine Chance haben würden und das haben wir auch unter Beweis gestellt."

Todt: Die Leute sind zu emotional
Nun ist der neue Ferrari in Italien eine "Göttin", nachdem es einen Tag zuvor noch nicht nach Lobeshymnen ausgeschaut hatte, wie Todt kritisch anmerkt: "Wir befinden uns in einer Welt, in der die Leute mit zu viel Emotionen reagieren. Am Samstag waren wir eine Zehntelsekunde von der Pole Position entfernt und die Leute sagten nach dem Rennen, dass ein Wunder passiert ist. Aber ich lasse sie mit ihren Emotionen alleine. Was wichtig ist, ist die Einstellung zu unserer Arbeit. Wir reagieren auf die richtige Art und Weise und der Rest ist Nonsens. Es ist alles ein Ergebnis von Arbeit. Aber dennoch, wenn man weiß, dass die anderen stark sind, dann ist es eine schöne Überraschung."

Todt: "Michael fuhr ein außergewöhnliches Rennen"
Im Rennen ging es so knapp zu, dass natürlich nicht nur der F2002 "Schuld" am Sieg ist, sondern auch der Fahrer, den Todt wie immer zu loben weiß: "Michael konnte eine außergewöhnliches Rennen fahren, ohne am Druck zu zerbrechen, den er das ganze Rennen über hatte. Im ersten Teil des Rennens musste er sich einen ziemlich großen Vorsprung herausfahren und wurde danach von seinem Bruder ziemlich auf Trab gehalten. Er musste alles geben und dabei auch noch das Auto auf der Strecke halten."

Rückblickend fällt es Jean Todt nun leicht, den Einsatz des F2002 zu rechtfertigen, was wohl weniger leicht gefallen wäre, wenn nicht Barrichello, sondern Schumacher ausgefallen wäre: "Ich wusste, dass wir einen gewissen Zuverlässigkeitslevel brauchen, bevor wir uns dazu entscheiden können, mit dem neuen Auto herzukommen. Ich war aus diesem Grund sehr erleichtert, als ich sah, zu was wir beim Test in Barcelona in der Lage waren. Wenn wir diesen guten Test nicht gehabt hätten, dann hätten wir uns dagegen entschieden, das neue Auto mit zu bringen. Und wir wussten, dass das Potenzial des neuen Autos definitiv besser ist."

Auch der F2001 war konkurrenzfähig
Dennoch will der Ferrari-Rennleiter nicht kategorisch sagen, dass das Vorjahresmodell nun plötzlich nicht mehr konkurrenzfähig ist: "Wir haben gesehen, dass Rubens von Startplatz acht gestartet Dritter geworden wäre. Es ist also die Frage des Gesamtpaketes und in Brasilien war unser Paket offenbar besser als wir vor dem Rennen erwartet hatten."

Die Tatsache, dass Ferrari wegen des Einsatzes des F2002 mehr Aufwand betreiben musste, war weniger problematisch wie von einigen Experten vermutet: "Wir mussten einfach ein paar Leute mehr mitbringen um die zusätzlichen Aufgaben abdecken zu können, aber es lief alles ziemlich reibungslos ab. Die Jungs waren mit der Arbeit an den Abenden schon ziemlich früh fertig, es war also alles nicht sehr problematisch."

Todt über das Duell mit Montoya
Und was sagt Todt zu dem neuerlichen Duell zwischen Schumacher und Montoya, das einmal mehr einen Frontflügel kostete? "So was hat es schon immer gegeben. Ich denke, dass Michael sich bemerkenswert verhalten hat. Er lässt sich in solche Spielchen nicht hineinziehen. Er ist ein Kämpfer, er verteidigt seine Position in einer sehr freundlichen, talentierten Art und Weise. Ich denke, dass er das schon immer so getan hat."

Nach dem Debütsieg des F2002 heißt es nun für Ferrari wieder testen, testen, testen! Es gilt nun, für Imola auch einen F2002 für Rubens Barrichello vorzubereiten. Dazu wird das Team von Dienstag bis Samstag in Fiorano und Mugello fahren. Der Sieg von Schumacher hilft bei der notwendigen Motivation: "Das ist gut, denn dies erlaubt es Michael, mit einem Vorteil in die restliche Saison zu gehen. Bei den Konstrukteuren liegen wir sechs Punkte zurück. Ich würde also nicht sagen, dass wir gleich gut sind, aber wir befinden uns in einer guten Ausgangslage. In dieser Hinsicht war Brasilien ein sehr wichtiges Ergebnis."