Bei Überwachung rund um Magnussen "versagt": Haas trifft Maßnahmen

Weil Haas keine Kapazitäten hat, um das Rennen anderer Fahrer zu verfolgen, will das Team aufstocken - Unfaires Magnussen-Manöver nicht mitbekommen

(Motorsport-Total.com) - Haas-Teamchef Ayao Komatsu sagt, dass sein Team aus den Vorkommnissen in Saudi-Arabien gelernt hat und in Zukunft etwas Personal aufstocken möchte, um Rennsituationen besser im Blick zu haben. Denn das sei das große Problem in der Debatte um Kevin Magnussen und seine Blockadetaktik in Dschidda gewesen.

Titel-Bild zur News: Haas-Teamchef Ayao Komatsu

Ayao Komatsu bekommt am Kommandostand nicht alles mit Zoom

Der Däne hatte auf Anweisung seines Teams die Konkurrenz hinter sich blockiert, um Teamkollege Nico Hülkenberg einen ausreichenden Vorsprung zu verschaffen, damit dieser nach seinem Boxenstopp auf Platz zehn wieder auf die Strecke kommt und so einen Punkt holen kann.

Nach dem Rennen gab es große Diskussionen um die Fairness bei dieser Taktik. Zwar ist ein Großteil des Feldes fein damit, dass Magnussen einen Bummelzug angeführt hat, dass er das allerdings nur geschafft hat, weil er Yuki Tsunoda zuvor unfair überholt hatte, das hatte viele gestört.

Komatsu sagt: "Wir haben als Team nicht gewusst, dass Kevin Tsunoda neben der Strecke überholt hat. Und das ist die Kritik, die ich absolut akzeptiere: Als Team hätten wir das umgehend wissen müssen."

Der Japaner betont, dass Magnussen die unfair erlangte Position sofort wieder hätte zurückgeben müssen - oder zumindest vom Team die Anweisung dafür hätte erhalten sollen. "Und hätten wir das gemacht, dann hätte es gar keinen Streit gegeben", sagt er.

Für die Strategie selbst entschuldigt er sich hingegen nicht. "Das hätte jeder gemacht. Und wenn jemand sagt, das sei unsportlich ... Unsportlich ist, dass wir Tsunoda neben der Strecke überholt haben. Aber das wussten wir nicht. Und das akzeptiere ich", so Komatsu. "Wer behauptet, dass wir das mit Absicht machen, das ist absolut lächerlich."

"Und was danach passiert ist, ist Standard. Na gut, vielleicht nicht Standard, aber das Logische", betont er weiter. "Denn wenn du das nicht machst, dann machst du deinen Job nicht."

Komatsu: Haben bei Überwachung versagt

Erst in Runde 20 sei eine Untersuchung der Rennleitung gekommen. "Und wir haben Tsunoda, glaube ich, in Runde 17 überholt. Als dann in Runde 20 'incident noted' stand, haben wir uns gefragt, welcher Vorfall? Und dann haben wir das Replay gesehen. Aber zu diesem Zeitpunkt ist es schon zu spät, weil wir Kevin schon angewiesen hatten, das Feld aufzuhalten. Das war also komplett irrelevant."

"Unser Job ist es, die Situation zu überwachen, und dabei haben wir versagt. Wir sind einfach zu dünn besetzt und haben nicht die Ressourcen", sagt Komatsu. Während andere Teams alles in einer Art Mission Control überwachen und jeden einzelnen Funk abhören, sei das bei Haas nicht möglich.


Mittlerweile habe Haas aber Maßnahmen getroffen, um die Situation ein wenig zu verbessern. "Wir haben jetzt ein paar Leute, die die ganze Zeit über die Onboards verfolgen und zumindest den Funkverkehr der Fahrer hören, gegen die unsere Piloten kämpfen", so der Teamchef.

"Tsunoda hat gesagt, dass Kevin neben der Strecke war, und wenn wir das zusammen mit Onboard-Aufnahmen haben, dann hätten wir es sofort gemerkt", sagt er.

Zwei Leute mehr zum Funk abhören

Auch Haas verfügt über eine Art Mission Control in der Fabrik, die Komatsu aber als "sehr mini" bezeichnet. "Wir haben ein paar Leute als Unterstützung. Es ist nicht so, dass wir gar keine hätten, aber sie unterstützen uns bei der Strategie und so weiter. Aber dafür (den Funk abhören Anm. d. Red.) haben wir niemanden."

"Ich bin mir sicher, dass einige andere größere Teams alle Funkgespräche abhören, Abschriften anfertigen und alles Mögliche machen. Dazu haben wir einfach nicht die Kapazitäten. Wir müssen aus Fehlern lernen. Der Fehler war also, dass wir das nicht sofort bemerkt haben. Wir dürfen denselben Fehler nicht noch einmal machen."

Am Platz mangelt es Haas nicht, denn es gibt bereits den sogenannten "Race Support Room", der ist aber vor allem donnerstags und freitags besetzt. "Samstag weniger und Sonntag auch weniger", sagt Komatsu. "Denn wenn Leute am Wochenende arbeiten, müssen wir ihnen einen Tag Ausgleich geben, oder?"

"Man kann nicht verlangen, dass die Leute immer sieben Tage pro Woche arbeiten. Und bei unserer kleinen Personalzahl müssen wir immer abwägen, ob die Arbeit am Wochenende es wert ist, um die Arbeit am Montag dafür zu opfern", sagt er.


Dafür möchte man jetzt das Personal ein klein wenig erhöhen, in diesem konkreten Fall um zwei Leute - einen für jedes Auto. "Ich bin sicher, dass Leute das seltsam finden, aber da stehen wir nun einmal. Wir haben weniger als 300 Leute, das Team mit den zweitwenigsten hat mehr als doppelt so viele", betont Komatsu.

"Ja, wir stocken die Anzahl der Mitarbeiter stetig auf, aber das passiert nicht über Nacht."

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