Tsunoda: Musste mir am Funk "wirklich auf die Zunge beißen"

Yuki Tsunoda fand es schwierig, hinter Kevin Magnussen ruhig zu bleiben, doch er ist froh, dass er sich im Auto beherrschen konnte, auch wenn es hart war

(Motorsport-Total.com) - Nachdem er beim Saisonauftakt in Bahrain noch am Funk ausgerastet war und im Anschluss Besserung gelobte, musste sich Yuki Tsunoda beim Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien mächtig zurückhalten, um hinter Kevin Magnussen nicht erneut in eine Schimpfspirale zu geraten.

Titel-Bild zur News: Yuki Tsunoda (Racing Bulls) beim Formel-1-Rennen in Australien 2024

Yuki Tsunoda versucht sich im bisschen zu zügeln Zoom

"Das war nicht einfach, ich musste mir wirklich auf die Zunge beißen", sagt der Japaner und gibt zu, dass er überrascht sei, dass es ihn so viel Energie kosten würde, nicht im Auto zu fluchen. "Das war mehr, als ich für den Hals oder die g-Kräfte brauche."

Doch Tsunoda ist sehr froh, wie er mit der Situation umgegangen ist. "Normalerweise hätte ich den Funkknopf gedrückt und etwas gesagt, was typisch für mich ist", meint er.

"Aber ich habe in der Pressekonferenz in Saudi-Arabien gesagt, dass ich mich ändern möchte, und ich bin sicher, dass ihr sehen könnt, wie ich mich verändert habe", sagt der Racing-Bulls-Pilot. "Ich bin froh, dass ich den ersten Schritt beweisen konnte, aber das beizubehalten ist natürlich sehr schwierig. Aber das ist mein Ziel und das, was ich auch tun muss."

Oberhand gegen Daniel Ricciardo?

Generell will Tsunoda reifer werden und sich in seinem vierten Formel-1-Jahr als verlässlicher Fahrer beweisen, um sein Team Racing Bulls weiter nach vorne zu führen. "Ich möchte stabil sein, damit wir in dieselbe Richtung arbeiten und ich dem Team dabei helfen kann, bei der Entwicklung auf die richtige Art und Weise zu denken", sagt er.

Bislang hat sich der 23-Jährige auch als besserer der beiden Racing-Bulls-Fahrer entpuppt. Seinen erfahrenen Teamkollegen Daniel Ricciardo hatte er bislang im Griff und in beiden Qualifyings die Oberhand gehabt. Auch in den Rennen wäre das der Fall gewesen, wenn RB die Positionen in Bahrain nicht gegen den Willen des Japaners getauscht hätte.

Er sieht vor allem beim Anbremsen und in langsamen Kurven seine Stärken gegenüber dem Australier und glaubt, dass er weiß, wie man die Charakteristiken des Autos am besten schnell macht - auch wenn er zugibt, dass er im ersten und zweiten Training meist mehr Probleme hat als Ricciardo.

Ricciardo erkennt Unstimmigkeiten

"Er fährt eigentlich ganz gut, aber gleichzeitig wenden wir das Blatt zwischen FT2 und FT3 immer ziemlich konstant. So verbessern wir uns", sagt Tsunoda.

Tatsächlich war die Saison von Ricciardo bislang nicht das Gelbe vom Ei, doch der glaubt einen Grund dafür gefunden zu haben: "Wir haben einige Unstimmigkeiten zwischen beiden Autos gefunden", sagt er. Und bei einem so engen Feld wie im hinteren Mittelfeld müsse alles passen, um weiter vorne zu sein.


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"Aber ich glaube, dass wir vor dem Rennen alles angegangen sind. Ich habe viel mit dem Team gesprochen und war nach Saudi auch im Simulator", so Ricciardo. "Ich glaube, dass wir bestmöglich vorbereitet hierhergekommen sind."

Gute Rennpace, aber null Punkte

Bislang gehört das RB-Team aber zu den kleinen Enttäuschungen in dieser Saison. Vor dem ersten Rennen hatte man mit Top-10-Platzierungen geliebäugelt - vielleicht sogar ein bisschen mehr. Doch nach zwei Grands Prix steht noch die Null auf dem Konto.

Eigentlich sei die Rennpace aber gar nicht so schlecht, behauptet Tsunoda. Obwohl Dschidda für den VCARB 01 nicht so gut gewesen sei wie Bahrain, habe man trotzdem um Punkte kämpfen können. Und Tsunoda ist überzeugt: Wäre er nicht von Kevin Magnussen mit einem unfairen Manöver überholt und dann aufgehalten worden, hätte es Punkte geben können.

"Wir sind definitiv nicht schlecht, aber wir müssen es halt zusammenbringen", sagt er. Allerdings nimmt er das Team auch in Schutz, das nach vielen Veränderungen an der Spitze im Grunde neu sei.


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"Alle müssen noch ihren richtigen Platz und den richtigen Moment finden", sagt er. "Aber ich bin sicher, dass wir es als Team hoffentlich in den nächsten Rennen hinbekommen, unsere Performance und die Ergebnisse zu maximieren."

Dann sei je nach Strecke auch ein zehnter Platz drin. Realistisch gesehen liege Racing Bulls derzeit rund um die Plätze zwölf und 13, doch weil vor allem Haas und Williams zugelegt hätten, sei der Kampf um die hinteren Punkte hart.

Tsunoda kein Fan von Punkte für alle

Hinzu kommt, dass die Top-5-Teams derzeit ein ganzes Stück voraus sind, sodass diese auch die Top-10-Plätze belegen, wenn nichts passiert. So war es in Bahrain, und so wäre es wohl auch in Dschidda gewesen. Einzig der Unfall von Lance Stroll im Rennen gab einem Team aus der zweiten Hälfte die Möglichkeit auf einen Punkt - und das war Haas.

Deswegen wird sich in der Formel 1 derzeit die Frage gestellt, ob das aktuelle Punktesystem so richtig ist, oder ob man vielleicht für alle Fahrer Punkte vergeben sollte, um auch im Hinterfeld einen Unterschied zu machen.

Tsunoda wäre aber kein Fan davon: "Ich bin zufrieden, wie es ist. Das gibt zumindest uns Mittelfeldteams mehr Motivation, in die Top 10 zu fahren, als wenn jeder Punkte bekommt", sagt er. "Wenn wir Punkte für Platz neun oder zehn bekommen, ist das für uns wie ein Sieg, deswegen würde ich es gerne so lassen."


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"Aber gleichzeitig gibt es definitiv einen Unterschied zwischen der Spitze und dem Mittelfeld - aber nur im Rennen", so Tsunoda. "Wir müssen daher definitiv schauen, wie wir das ausgeglichener gestalten. Aber das ist schwierig."

Ricciardo: Hoffnung ist immer da

Teamkollege Ricciardo sagt, dass er kein Problem mit der Motivation habe - zumindest vor einem Wochenende nicht: "Mein Ansatz ist, dass ich jedes Woche denke, vielleicht liegt uns die Strecke besser als die letzte", sagt er.

Gerne erinnert er sich an Mexiko zurück, als AlphaTauri auf dem letzten Platz in der WM lag, Ricciardo aber in der Qualifikation Vierter wurde und dann im Rennen auf Rang sieben ins Ziel kam. "Das hätte vor dem Wochenende niemand erwartet", sagt er.


"Es gibt also immer Hoffnung, dass man an jedem Wochenende etwas erreichen kann. Zumindest ist das bei mir so", so Ricciardo. "Ich freue mich daher immer. Wir werden vermutlich an diesem Wochenende nicht gewinnen, aber vielleicht kommen wir ja in die Top 10 und holen ein paar Pünktchen."

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