Albon fürchtet: "Smarte" Haas-Strategie wird Nachahmer finden!

Alexander Albon hat kein Problem mit der Strategie von Haas in Dschidda, allerdings fürchtet er, dass andere Teams ebenfalls ein Auto für sichere Punkte opfern könnten

(Motorsport-Total.com) - Alexander Albon fürchtet, dass die Taktik von Kevin Magnussen in Dschidda Nachahmer finden wird, wenn die FIA nicht etwas am Reglement schraubt und andere Strafen verteilt. Magnussen hatte am Samstag nach zwei Zehn-Sekunden-Strafen das Feld hinter sich eingebremst und Teamkollege Nico Hülkenberg damit den Sprung in die Top 10 ermöglicht.

Titel-Bild zur News: Alexander Albon, Kevin Magnussen, Esteban Ocon

Albon wurde von Magnussen in die Bande gedrückt Zoom

Der Punkt brachte das Haas-Team auf Position sechs in der Konstrukteurs-WM, weil alle anderen Teams im hinteren Mittelfeld noch nicht gepunktet haben. Allerdings gab es auch Diskussionen darüber, ob die von Haas angewandte Taktik fair war oder nicht.

"Ich finde, Haas hat einen großartigen Job gemacht. Sie hatten eine großartige Strategie, sehr smart", lobt Albon und sieht darin kein Fehlverhalten: "Ich kann mich nicht beschweren."

Den Fehler sieht er eher im Reglement, das diese Taktik ermöglicht. Und er fürchtet, dass sich andere Teams diese Strategie in Zukunft ebenfalls zunutze machen könnten.

Denn Magnussen war nur an Yuki Tsunoda vorbeigekommen, weil er dabei die Strecke verlassen hatte. Zwar bekam er dafür eine Zeitstrafe, konnte den Japaner und die Autos dahinter aber trotzdem weiter behindern.

"Ich meine, du garantierst deinem Teamkollegen für eine Zehn-Sekunden-Strafe Punkte. Warum sollte man das nicht überall so machen? Ich finde nicht, dass fünf oder zehn Sekunden richtig sind. Wenn, dann musst du die Position wieder zurückgeben", sagt der Williams-Pilot.

Dabei hatte die FIA die Strafen vor der Saison bereits erhöht. Bislang bekamen Fahrer, die sich neben der Strecke einen Vorteil verschafft hatten, eine Zeitstrafe von fünf Sekunden. Die wurde aber in Fällen in Kauf genommen, um an einem anderen Fahrer vorbeizukommen, weil es einen größeren Zeitverlust bedeuten würde, wenn man hinter ihm bleiben würde.

Die zehn Sekunden sollten eigentlich abschrecken, doch wie das Wochenende gezeigt hat, ist das nicht der Fall, meint Albon. "Ich denke, dass jedes Team das Gleiche machen würde. Du opferst einen Fahrer und bekommst garantiert Punkte. Vielleicht machen die Topteams das nicht, aber die Mittelfeldteams, die jede Punktechance ergreifen müssen, würden das bei jedem Rennen machen"

Ohne Williams-Topspeed geht nicht viel

Auch der Thailänder hing in dem von Magnussen angeführten Zug drin und fand keinen Weg vorbei. Denn der Williams FW46 ist 2024 nicht mehr das Topspeed-Monster, das sein Vorgänger war - das ist nach Aussagen vieler jetzt der Haas.

"Für uns war es wirklich schwierig zu überholen. Ich war wirklich überrascht und musste meine Manöver alle in den Kurven machen, was für mich nicht normal ist", sagt er mit Blick auf das vergangene Jahr. "Im DRS-Zug war es unmöglich. Und als er aufgelöst wurde, konnte ich ein Auto ohne DRS angreifen und es hat gepasst. Dann kam ich durch das Feld."


Dank des Einsatzes von Magnussen musste sich Albon am Ende aber mit dem undankbaren elften Platz hinter Hülkenberg begnügen. "Das ist frustrierend, weil wir eine bessere Rennpace hatten. Unsere Pace war nicht schlecht, aber leider hatte Haas eine smarte Strategie."

Kein Groll auf Magnussen nach Kollision in Kurve 4

Mit Magnussen war Albon aber auch vor dem DRS-Zug schon einmal aneinandergeraten. In Kurve 4 hatte der Däne den Williams-Piloten außen in die Mauer gedrängt und dafür ebenfalls eine Zehn-Sekunden-Strafe erhalten, die Albon aber für "fair" hält. Einen Vorwurf macht er dem Haas-Fahrer aber nicht.

"Das passiert, es wird eben eng. Ich mag nicht, wie die Kurve geformt ist, weil sie ein wenig in deine Richtung heraussteht, und das ist sehr irreführend", meint er. "Du musst mehr Platz lassen, als du realisierst, weil es eben am Ende so heraussteht. Sie könnten es etwas flacher machen, dann wäre es einfacher. Aber ich hege keinen Groll, das passiert."

Trotzdem steht Williams jetzt nach zwei Rennen noch ohne Punkt da, auch wenn Albon sagt, dass das Team 2024 ein besseres Auto habe als im vergangenen Jahr. "Aber das haben alle anderen auch", meint er und nennt vor allem den Haas als "Überraschungspaket".

Williams selbst kenne aber seine Schwächen und wisse, wo es noch Rundenzeit zu finden gibt. "Hoffentlich können wir in den nächsten sechs oder sieben Rennen damit beginnen, diese Leistung zu finden und unsere Rivalen auszustechen", sagt Albon.

"Wir wissen, dass ein guter Teil der Zeit im Auto steckt. Wir können es im Moment nur nicht abrufen. Das ist ein bisschen schade, denn ich denke, dass wir zumindest die Chance hatten, Punkte zu holen. Wir können es schaffen."

Doch er gibt auch zu: "So wollen wir eigentlich nicht in die Saison starten. Ich denke, wir hatten uns etwas mehr erhofft, aber das ist erst der Anfang und wir können uns zurückkämpfen."