Michelin: "Brauchen keine Reifentests"
Auch Michelin hat eigene Vorschläge, wie der immense Testaufwand in der Formel 1 effektiv gesenkt werden kann
(Motorsport-Total.com) - Die Zahlen sind beeindruckend: Michelin fuhr in diesem Jahr mit allen Partnerteams mehr als 235.000 Testkilometer. Fragt man die Teams, warum sie so viel testen, erhält man immer die gleiche Antwort: Der Reifenpartner verlangt so viele Reifentests. Die Angaben, welchen Anteil die Erprobung neuer Pneus einnimmt, schwanken dabei von 40 bis 80 Prozent. Michelins Sportchef Pierre Dupasquier könnte sich jedoch damit anfreunden, keinerlei spezielle Reifentests mehr zu absolvieren.

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Pierre Dupasquier prästentiert eigene Ideen zur Testbeschränkung
Neun der zehn Formel-1-Teams einigten sich darauf, im kommenden Jahr nur noch 24 Testtage innerhalb der Saison zu erlauben. Nur Ferrari stimmte dem Abkommen bisher nicht zu. Dabei würde es Michelin nicht gerne sehen, wenn Ferrari unreguliert testet. "Ich bin nicht bereit, das zu akzeptieren", so Dupasquier gegenüber 'AtlasF1'. "Es könnte aber durchaus so kommen."#w1#
Würde man davon ausgehen, dass Michelin auch Red Bull Racing unter Vertrag nimmt, so würden sieben Teams mit Michelin arbeiten, was rechnerisch 168 Testtage ergeben würde, Bridgestone hätte deren 72 - und Jordan und Minardi werden kaum alle 24 möglichen Testtage in Anspruch nehmen können. Dupasquier versucht zu relativieren.
"Das ist nicht so einfach", so der Franzose. "Wir haben nicht so viele Maschinen und Fahrer, um das zu tun. Bridgestone und Ferrari testen unaufhörlich - sie können zwischen zehn bis zwölf verschiedene Reifen an einem Tag testen; das ist unglaublich. Im Normalfall haben wir vier bis fünf Sätze für unsere Hauptpartner."
Doch über den Reformverhandlungen der Teams schwebt, wenn auch nicht für 2005, die Gefahr, dass künftig ein Einheitsreifen in der Formel 1 Einzug halten wird. Gegen diese Pläne hat sich Michelin bisher immer gewehrt. Dabei sind die Reifentests nach Aussage des 67-Jährigen nicht einmal ein Problem. Ein Vorschlag, den auch die Teams erhalten haben, unterstreicht dies deutlich.
"Ich habe einen Brief aufgesetzt, in dem wir, Michelin, als Reifenhersteller, keinen einzigen Testkilometer für spezifische Reifentests brauchen", so der Franzose. "Ich meine das auch so: Wir brauchen keine Reifentests. Sollen unsere Partner testen, wo sie wollen, wir werden mit Reifen dort sein. Wir kamen auch überein, die verfügbaren Reifensätze je Testtag zu beschneiden, vielleicht auf zwei bis drei. Wir werden mit den ohnehin gefahrenen Kilometern auch unsere Reifen entwickeln."
Ohnehin, und das klingt etwas überraschend, sollen Reifentests nicht der Hauptschwerpunkt der Testfahrten sein. "Das sagen die Teams, um ihre eigene Haut zu retten, das ist das Problem", so Dupasquier. "Flavio Briatore (Renault-Teamchef; d. Red.) hat erklärt, dass 80 Prozent der Tests für die Reifen seien - das ist Blödsinn."
"Wir haben genug Kilometer durch die Tests, welche die Teams selbst durchführen. Sie schieben es nur auf die Reifen. Es ist wie ein Regenschirm, der darüber aufgespannt wird", erklärte der Franzose. "Mit den Tests der Getriebe, Motoren, Chassis, Aerodynamik sind wir mit unseren Partnern in der Lage, genug Kilometer auf unseren Reifen zurückzulegen."

