powered by Motorsport.com
  • 20.08.2001 16:04

McLaren-Mercedes plant den Gegenschlag

Nach Ferraris Titelverteidigung wollen die Silberpfeile 2002 zurückschlagen und dieses Jahr noch weitere Rennen gewinnen

(Motorsport-Total.com/sid) - Als die Mercedes-Verlierer ihre silbernen Renner nach dem Großen Preis von Ungarn ausgerechnet beim Gruppenfoto von Doppel-Weltmeister Ferrari im Schneckentempo vorbeischoben, bekamen sie höhnischen Beifall. Die WM vier Rennen vor Schluss verloren, dazu vom deutschen Konkurrenten BMW-Williams im Kampf um "Silber" bedrängt - da bleibt dem erfolgverwöhnten McLaren-Team neben der Hoffnung auf 2001 nur Galgenhumor. Auf ganzseitigen Anzeigen in großen deutschen Tageszeitungen wurde dem in einem Safety Car der Firma Mercedes fotografierten Michael Schumacher mit den Worten "Fahrstunde vom Weltmeister"zum vierten Titel gratuliert.

Titel-Bild zur News: Dennis und Haug

Silber wird 2002 zurückschlagen, sagt Norbert Haug

Derlei faire Gesten ("Michael Schumacher ist einfach schneller. Er kommt nicht nur früher ins Ziel, sondern holt auch früher den Titel") sollen 2002 allerdings nicht nötig sein. "Wir wollen die Revanche. Erst haben wir zwei Jahre gewonnen, jetzt Ferrari. Im nächsten Jahr machen wir das 3:2", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Auch wenn die Pleite der Nobelmarke verdammt weh tut, schließt Haug "personelle Konsequenzen aus". Möglich sind sie trotzdem, denn
die Vertragsverlängerung des zweimaligen Weltmeisters Mika Häkkinen steht noch längst nicht fest. Der Finne fordert angeblich einen Zweijahresvertrag. Supertalent Kimi Raikkönen (Sauber) ist als Nachfolger im Gespräch - wohl als Druckmittel für Häkkinen. Und Michael Schumachers geschlagener WM-Rivale David Coulthard ist ebenfalls noch nicht bestätigt.

Egal, wer fährt - der neue "Silberpfeil"ist als Resultat der Arbeit von mehr als 100 Mercedes-Tüftlern schon jetzt fast fertig und soll noch vor Beginn des Testverbots nach Saisonende auf die Strecke gebracht werden. Chefkonstrukteur Adrian Newey feilt bereits seit Wochen an einem neuen Auto, auch Motorenbauer Mario Illien hat die neue "Mercedes-Kraftmaschine"schon fast zusammengepuzzelt. "Wir sind mit allem schon ziemlich weit und werden noch in dieser Saison hier und da eine Idee und Weiterentwicklung einsetzen", meint Haug. Vor allem die Zuverlässigkeit soll verbessert werden: "Fünfmal Startprobleme wie in diesem Jahr können wir uns nicht leisten."

Für Mercedes geht es in den restlichen Rennen 2001 darum, das nach bislang nur drei Siegen und zahllosen Problemen ramponierte Image aufzupolieren. "Wir wollen möglichst alle vier Rennen gewinnen", sagt Haug. Ganz nebenbei kann dabei der deutsche Konkurrent BMW im prestigeträchtigen Kampf um Silber in Schach gehalten werden, obwohl der Motorsportchef "keine Sonderrechnung" aufmachen will.

Dass es die natürlich gibt, verdeutlicht BMW-Fahrer Ralf Schumacher: "Gegen Ferrari zu verlieren, ist nicht so schlimm, aber gegen eine deutsche Firma - das ist schon eine andere Sache. "Die Weiß-blauen, die in der Konstrukteurswertung 13 Punkte hinter Mercedes und in der Fahrerwertung mit "Schumi II" sieben Punkte hinter Coulthard liegen, konzentrieren sich ganz auf den Großangriff im nächsten Jahr. "Der zweite Platz ist der erste Verlierer. Also tun wir lieber alles dafür, dass wir im nächsten Jahr vielleicht schon um den Titel mitfahren können", sagt Ralf Schumacher.

Bereits beim nächsten Rennen in Spa (2. September) wird ein für 6,7 Millionen Mark modernisiertes Auto mit neuem Aerodynamik-Paket eingesetzt. Die "BMW-Rakete" für 2002 soll dann die Formel-1-Welt verändern. "Bei unserem Entwicklungsteam arbeiten schon jetzt mehr als 50 Prozent der Leute daran, in der Konstruktion fast 100 Prozent. Wir geben Vollgas, und wenn wir an den Topteams dran sind, kämpfen wir schon 2002 um die WM", sagte BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen.

Die drei Siege von Ralf Schumacher in diesem Jahr haben ihre Wirkung auch beim zahlenden Kunden nicht verfehlt. Denn im ersten Halbjahr 2001 verzeichnete BMW einen Umsatzrekord. Und nun wollen die Münchner erstmals auch dei Schallmauer von 900.000 verkauften Serienwagen durchbrechen. So kann das diesjährige Budget von 350 Millionen Mark wahrscheinlich aufgestockt werden. Dass es dann mit dem Prestige-Erfolg über Mercedes klappt, hält Motorsportdirektor Gerhard Berger für möglich, den Titelgewinn sieht er aber in weiter Ferne: "Das wird ganz schwer. Bei Ferrari setzt sich dank Michael Schumacher langsam die deutsche Gründlichkeit durch."