Mass über Schumacher und "Luftikus" Frentzen
Jochen Mass lernte Michael Schumacher, Frentzen und Wendlinger Anfang der 90er-Jahre kennen und merkte schnell, dass Schumacher ein Ausnahmetalent ist
(Motorsport-Total.com) - Anfang der 90er-Jahre hatte Mercedes ein junges Rennfahrertrio für sein Sportwagenprogramm engagiert: Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger. Die drei waren aus der Formel-3-Serie gekommen und sollten an der Seite des erfahrenen Jochen Mass lernen, wie man in einem Werksteam arbeitet.

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Jochen Mass beschäftigt sich heute auch mal mit der Vergangenheit
"Schnell waren sie alle drei, das sah man schon bei den ersten Testfahrten. Aber bei Michael fiel vor allem auf, wie methodisch er vorging. Er war einfach schlauer", erinnert sich der 60-Jährige im Interview mit dem 'Spiegel'.#w1#
Schumacher habe sich schon damals durch seinen Ehrgeiz, immer etwas an sich und am Auto verbessern zu wollen, von den anderen beiden abgehoben: "Er studierte penibel die Computerdaten, die per Telemetrie für jede Runde erfasst werden, und verglich seine Zeiten mit denen der anderen."
Heinz-Harald Frentzen sei in dieser Beziehung "anderes" gewesen. Er sei zwar "superschnell" gewesen, aber er war ein "Luftikus", der mit seinen Gedanken oft woanders war: "Frentzen hat sich in seiner ganzen Karriere unter Wert verkauft, sehr schade. Mir war immer klar, dass Michael so etwas nicht passieren würde."
Schumacher war damals 21 Jahre jung, Mass 43. Schon damals habe er gemerkt, dass die älteren Fahrer "manchmal zu lässig sind". Während sie sich mit ihrem Auto im Training irgendwann einmal zufrieden gaben, forderte der aufstrebende Star weiterhin Verbesserungen.
Beim letzten Saisonrennen 1991 dachte Mass erstmals daran, seinen Helm an den Nagel zu hängen: "Michael fuhr uns Alten dermaßen um die Ohren. Mein Gott, hat der das Ding um den Kurs gejagt!"
Nun hat sich Michael Schumacher selbst zum Rücktritt entscheiden, eine "absolut" richtige Entscheidung, wie sein einstiger Mentor findet: "Schließlich wird er im Januar 38. Je älter man wird, desto mehr spürt man den Verschleiß durch den permanenten Druck." Es sei besser, auf dem Höhepunkt abzutreten und sich nicht den Schmerz zuzumuten, abzutreten, wenn es nicht rund läuft.
Mass glaubt aber, dass Schumacher - trotz seiner gegenteiligen Aussagen - wieder ins Rampenlicht zurückkehren wird: "Da versucht er, uns zu täuschen. So ganz egal kann ihm die Aufmerksamkeit nicht sein, sonst würde er sich nicht so selbstbewusst in der Öffentlichkeit bewegen." So kann sich der Bayer vorstellen, dass Schumacher die Rolle des Teamchefs reizt, wo er wieder Leute antreiben und motivieren kann.

