Marc Surer: Wenn Audi zögert, könnte Mercedes bei Sainz zuschnappen!

Warum Audi jetzt bei Fahrern und Technik Tempo machen muss, wenn man ab 2026 von Anfang an halbwegs konkurrenzfähig sein möchte

(Motorsport-Total.com) - Marc Surer glaubt, dass Audi schnell handeln muss, wenn man Carlos Sainz als Fahrer verpflichten möchte. Denn Sainz ist, findet der ehemalige Formel-1-Pilot aus der Schweiz, einer der besten Fahrer, die für 2025 und darüber hinaus frei auf dem Markt sind: "Er kann Rennen gewinnen. Er ist der Einzige, der 2023 als Nicht-Red-Bull-Mann ein Rennen gewonnen hat. Das darf man nicht vergessen. Er ist in der Lage dazu, Rennen zu gewinnen."

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz und Andreas Seidl

Carlos Sainz und Andreas Seidl haben schon bei McLaren zusammengearbeitet Zoom

Sainz hat bei Ferrari noch Vertrag bis Ende 2024 und hat in allen bisherigen Gesprächen mit anderen Teams stets betont, dass er erst abwarten möchte, wie es bei Ferrari für ihn weitergeht, bevor er sich auf konkrete Vertragsverhandlungen einlässt.

Diese Frage ist jetzt geklärt: Ferrari hat sich gegen ihn entschieden und fährt ab 2025 mit Charles Leclerc und Lewis Hamilton, die beide "mehrjährige" Verträge unterschrieben haben.

Für Audi wäre Sainz der ideale Kandidat - auch schon ab 2025, wenn das Team noch Sauber heißen wird. Mit seiner Erfahrung (Debüt 2015 auf Toro Rosso, danach bei Renault, McLaren und Ferrari) könnte er dabei helfen, das Team auf den werksseitigen Einstieg vorzubereiten, und wäre dann 2026 ein möglicher Teamleader.

Bekannt ist auch: Sauber-Teamchef Andreas Seidl (der bereits mit Sainz gesprochen hat) hält große Stücke auf den 29-jährigen Spanier. Bei McLaren war Sainz unter Seidl seinem Teamkollegen Lando Norris in vielerlei Hinsicht ebenbürtig, und Norris gilt als einer der absoluten Topstars der Zukunft.

Außerdem gibt es familiäre Verbindungen: Sainz' Vater Carlos sen. hat im Januar die Rallye Dakar zum fünften Mal gewonnen - zum ersten Mal auf Audi, aber bereits zum dritten Mal für den Volkswagen-Konzern.

Warum Surer an Sainz zu Audi glaubt

Sainz jun. wäre "toll" für Audi, unterstreicht Surer in einem Livestream auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Allerdings glaubt der Schweizer auch, dass Seidl dazu ermächtigt werden muss, auf dem Transfermarkt rasch zuzuschlagen, weil Sainz sonst durchaus von einem anderen Team weggeschnappt werden könnte.

Audi, vermutet Surer, werde "eine Anlaufzeit" brauchen, ehe man in der Formel 1 erfolgreich sein kann: "Wenn es normal läuft, werden die nicht gleich im ersten Jahr Rennen gewinnen. Deswegen glaube ich, dass Sainz schaut, wo er die Zeit überbrücken kann."

"Ich glaube, es liegt in seinen Genen, dass er langfristig zu Audi will. Alle sagen: 'Das mit Audi wird irgendwann klappen.' Aber nicht schon in den ersten zwei Jahren. Deswegen denke ich, dass er für Mercedes eine Übergangslösung sein könnte. Er wäre für Mercedes aus dem richtigen Holz geschnitzt", spekuliert Surer.

Denn Tatsache ist: Mercedes hat mit Andrea Antonelli ein Supertalent unter Vertrag, das 2024 allerdings erst seine erste Saison in der Formel 2 bestreiten wird. Ob Antonelli schon 2025 Formel-1-reif ist, steht in den Sternen. Da wären ein, zwei Übergangsjahre mit einem routinierten und erprobten Fahrer wie Sainz naheliegend.


Mahlen die Mühlen bei Audi zu langsam?

Auch für Sainz, bis Audi in der Formel 1 in die Gänge kommt und erfolgreich wird. Denn gut informierte Beobachter haben Bedenken, dass die Konzernstrukturen bei Audi dazu führen könnten, dass die Investments nicht rasch genug getätigt werden, um beim Einstieg 2026 erfolgreich sein zu können. Doch wer 2026 konkurrenzfähig sein will, muss jetzt investieren.

Was in der Theorie einfacher klingt als in der Praxis, denn Audi ist bislang nicht Alleineigentümer in Hinwil. Die Mehrheit der Anteile gehört nach wie vor dem schwedischen Tetra-Pak-Milliardär Finn Rausing. Das erschwert Investments in die Firma, weil Audi trotz Minderheitsanteilen die Mehrheit der finanziellen Mittel bereitstellen müsste.

Doch nicht nur Andreas Seidl wünscht sich mutmaßlich, dass das Investitionstempo angezogen wird; sondern auch der Technische Direktor James Key würde lieber heute als morgen dazu in der Lage sein, die Weichen für 2026 zu stellen. Was er de facto zwar schon tut, aber mit limitierten Budgets.

Man sei "noch nicht an dem Punkt", die Vorteile eines Werksteams wirklich auszuschöpfen, sagt Key und ergänzt: "Ich denke, das wird eher 2025 der Fall sein, wenn wir dann auch die Prioritäten für das Technische Reglement kennen."

Was es jetzt schon gibt: eine vom Sauber-Team separate Arbeitsgruppe bei Audi, "die am Motor tüftelt. Die können sich komplett auf 2026 konzentrieren. Der Rest von uns konzentriert sich überwiegend auf das 2024er-Auto und auf Projekte wie zum Beispiel Gewichtsreduktion. Aber ein eigenes Parallelprojekt gibt es noch nicht."

Wie viel James Key steckt im 2024er-Sauber?

Key wurde im März 2023 von McLaren freigestellt und trat im September seinen Dienst bei Sauber in Hinwil an. Dort war er schon von April 2010 bis Februar 2012 Technischer Direktor. Dienstantritt im September bedeutet, dass Key nur begrenzten Einfluss auf das Design des neuen Sauber C44 hatte.

Doch der 52-Jährige Brite ist optimistisch, dass das Team bereits vor seiner Ankunft in die richtige Richtung gearbeitet hat: "Das Team ist voller erfahrener, professioneller Mitarbeiter, allesamt exzellente Ingenieure, und die haben im letzten Jahr, bevor ich dazukam, einige sehr gute Entscheidungen getroffen, was die großen Konzeptänderungen betrifft", erklärt Key.


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"Diese lassen auch genug Raum für zukünftige Weiterentwicklung. Das Auto besitzt in der Hinsicht großes Potenzial. Es gab ein paar Dinge, die wollte ich mir nochmal anschauen, als ich dazukam. Bei einigen davon hat das Team einen brillanten Job gemacht und notwendige Änderungen noch vorgenommen, von denen wir einige später in der Saison am Auto sehen werden."

"Aber ganz grundsätzlich wurde eine viel aggressivere Herangehensweise in diesem Auto verankert, als es konzeptioniert wurde. Wenn man sich anschaut, wie detailliert zum Beispiel das Bodywork ausgearbeitet ist, dann ist das im Vergleich zum Vorjahr eine ganz andere Welt. Da hat das Team großartige Arbeit geleistet", lobt Key.

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