Lotus träumt vom ersten WM-Punkt

Tony Fernandes ist mit der Entwicklung bei Lotus zufrieden und hofft auf baldige Erfolgserlebnisse, am besten beim Heimrennen in Singapur

(Motorsport-Total.com) - Das Rennen in Singapur ist für Lotus eine Art Heimrennen. Umso ernster nimmt man das Wochenende im Team. Im Vorjahr konnten die Ergebnisse keinen Jubel auslösen. Dafür sicherte sich das Team ein anderes Erfolgserlebnis. Heikki Kovalainen erinnert sich: "Im Vorjahr war das Ende des Rennens sehr spektakulär. Es war dann auch für mich etwas zu heiß. So wollte ich das Rennen nicht beenden. Dafür gab es vom Feuer viele gute Bilder. Eine Aufnahme zeigt mich, wie ich das Feuer lösche. Dafür haben wir den Foto-des-Jahres-Preis gewonnen."

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen, Jarno Trulli

Schafft das Lotus-Team in den heißen Singapurnächten eine Überraschung?

"Ich freue mich, wieder nach Südostasien und besonders nach Singapur zu kommen. Ich mag die Hitze. Zudem erhalten wir in Singapur immer sehr viel Unterstützung. Deshalb ist es ein Rennen, von dem das Team immer sehr begeistert ist", erklärt der Finne. "Unsere Zielsetzung für dieses Jahr entspricht der des Vorjahres. Wir wollen ein solides Wochenende haben und sicherstellen, dass wir durchfahren, um einen möglichen Vorteil davon zu erhalten, wenn etwas um uns herum passiert. Wir werden unser Bestes geben, die Jungs vor uns unter Druck zu setzen."

Kovalainen mag es heiß

"Es gibt ein paar Dinge rund um das Rennwochenende, über die man sprechen muss. Es ist ein Nachtrennen. Deshalb behalten alle Fahrer und Teams die europäische Zeit bei. Praktisch bedeutet das, dass wir in den Hotels die Zimmer stark verdunkeln, zur Zeit des Abendessens frühstücken und sich unser Zeitplan nach vorne verschiebt, damit wir die Zeiten von Europa erhalten", so Kovalainen.

"Die Hitze ist für die Mechaniker in der Box sehr hart. Ich mag es aber. Körperlich fühle ich mich schon die gesamte Saison gut. In der Luftfeuchtigkeit und Hitze von Singapur wird es noch anspruchsvoller. Das ist eine gute Herausforderung", prognostiziert er und merkt an: "So sollte es in der Formel 1 auch sein."

Heikki Kovalainen

Kurz vor der Ziellinie wurde es für Heikki Kovalainen im Vorjahr noch heißer Zoom

Teamkollege Jarno Trulli konnte bei seinem Heimrennen in Monza zumindest im Qualifiying den sonst meist schnelleren Finnen hinter sich lassen. "Nach einem sehr intensiven Wochenende für mich und das Team habe ich Italien verlassen. Auf der Strecke hatte ich das gesamte Wochenende sehr viel Spaß. Wenn mich Massa nicht angestoßen hätte, wäre mein Ergebnis noch besser gewesen. Es war eines der Rennen, in denen wir das gegeben haben, zu dem wir in der Lage waren. Ich habe die Strecke mit einem guten Gefühl über unsere Performance in allen Sitzungen verlassen", schildert Trulli.

Der Italiener hat für Singapur eine andere Taktik als der Rest des Feldes. Während viele Fahrer so früh wie möglich anreisen, um sich ans Klima zu gewöhnen, macht Trulli genau das Gegenteil: "Ich werde so spät wie möglich nach Singapur reisen, damit meine innere Uhr sich nicht umstellen muss, weil wir ja nachts fahren werden. Ich bin gespannt, wieder an den Ort zu kommen, der vielen im Team so viel bedeutet."

"Ich freue mich auf die starke Fanbase, die wir dort haben. Sobald ich aber auf der Strecke bin, werde ich das Rennen wie jedes andere behandeln. Der Kurs ist so gut beleuchtet, dass man keine Sorgen hinsichtlich der Helligkeit machen muss. Da das Layout dem von Monaco ähnelt werde ich mich recht wohlfühlen", berichtet der Lotus-Pilot.

Neuer Unterboden

Mike Gascoyne, der Technische Direktor von Lotus, beschreibt das anstehende Rennen aus seiner Sicht: "Wir gehen an das Wochenende in Singapur ähnlich heran, wie an das in Monaco. Wir werden mit dem maximalen Abtrieb fahren und einen neuen Unterboden und Diffusor sowie größere Belüftungen für die vorderen Bremsen haben."

Besonders gespannt ist Gascoyne auf die Wirkung des Updates: "Die Daten aus dem Windkanal für den überarbeiteten Unterboden sehen sehr vielversprechend aus. Wir werden es dann auf der Strecke sehen, ob wir etwas gefunden haben." Abgesehen von den Verbesserungen konzentriert sich der Brite auf die Anforderungen des Stadtkurses: "Da der Kurs sehr wellig ist, müssen wir die Autos mit der wohl höchsten Bodenfreiheit des Jahres fahren."

Jarno Trulli

Anderer Denkansatz: Jarno Trulli reist möglichst spät nach Singapur Zoom

"Zudem müssen wir uns auf die Bremsstabilität konzentrieren und die Traktion maximieren, um die schnellstmöglichen Rundenzeiten zu erhalten. Da Singapur ein Straßenkurs ist, ist die Oberfläche während der ersten Runden am Freitag noch recht 'grün'. Die Entwicklung der Haftung übers Wochenende ist aber sehr stark", analysiert er und fügt hinzu: "Am Sonntag hat sich der Grip dann dramatisch verbessert."

"Pirelli bringt den weichen und den superweichen Reifen mit nach Singapur. Es wird interessant zu beobachten sein, wie die Teams mit dem Abbau der beiden Mischungen umgehen, besonders im Qualifiying und im Rennen selbst", so Gascoyne.

Fernandes hofft auf ersten Punkt

Teamchef Tony Fernandes fiebert dem Heimrennen in Singapur ebenfalls gespannt entgegen: "Ich freue mich schon das ganze Jahr auf Singapur. Um das gesamte Gelände herum herrscht eine unglaubliche Atmosphäre. Der Fakt, dass es ein Nachtrennen ist, steigert das Spektakel zusätzlich. Neben Malaysia und Silverstone ist das unser drittes Heimrennen des Jahres. Die Unterstützung in Singapur ist fantastisch."

"Die Hitze und die Luftfeuchtigkeit sind für das gesamte Team sehr fordernd", erkennt Fernandes. "Wir haben aber im Verlauf der Saison bewiesen, dass unsere Jungs bereit sind, alles anzupacken, was vor ihnen liegt und davon zu lernen und sich weiterzuentwickeln."

Von der Entwicklung bei Lotus zeigt sich der Malaysier sehr begeistert: "Zwei der Aspekte, die mich in den vergangenen Rennen am meisten zufriedenstellten, sind die Verbesserungen in unserer Box und an der Boxenmauer. Unsere Boxenstopps wurden nun schneller absolviert. Die Arbeiten an den Autos in und zwischen den Sitzungen gingen schneller und effizienter. Zudem haben wir zur richtigen Zeit die richtigen Strategien gewählt."

Tony Fernandes

Ein WM-Punkt in Singapur ist der Traum von Teamchef Tony Fernandes Zoom

Die Performance in Monza empfand Fernandes ebenfalls sehr positiv: "Fahrten, wie diese, und jeder Schritt vorwärts sind Teil des Entwicklungsprozesses. Während wir hinter den Kulissen sehr hart daran arbeiten, die Vorbereitungen für die nächste Phase unserer Entwicklung zu treffen, wird an den Strecken und im Werk genauso hart und mit hohem Druck gearbeitet."

"Es erfüllt mich mit Stolz, zu sehen, wie weit wir bereits gekommen sind. Der i-Punkt wäre ein WM-Punkt. Vielleicht können wir mit einer Aufnahme von unserer ersten Zielankunft in den Punkten ja den Foto-des-Jahres-Preis 2011 gewinnen", hofft er.