Lotus greift ins Testgeschehen ein

In Valencia rollt nun auch der neue Lotus-Renault T128 - Mike Gascoyne ist optimistisch: "Wären dumm, wenn wir es nicht besser hinkriegen sollten"

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Verzicht auf den gestrigen Testauftakt in Valencia griff heute Morgen erstmals auch das Lotus-Team von Tony Fernandes in das Geschehen auf der spanischen Strecke ein: "Um punkt 9:00 Uhr haben wir unsere erste Installationsrunde absolviert", berichtet Technikchef Mike Gascoyne. "Es traten keine Probleme auf und der Fahrer ist zufrieden."

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Seit heute Morgen rollt auch der neue Lotus-Renault T128 in Valencia

Und wie: "Ich kann jetzt schon spüren, dass dieses Auto ein Fortschritt ist", strahlt Heikki Kovalainen. Optisch erinnert der T128 kaum an seinen Vorgänger - mal ganz abgesehen von der grün-gelben Lackierung, an der das Team nun doch festgehalten hat. Besonders interessant: Trotz einer Regeländerung hat sich das Designteam in Hingham für einen Überrollbügel nach 2010er-Mercedes-Vorbild entschieden - was nicht nur Vorteile bringt.

Auf den Spuren von Mercedes

"Aerodynamisch bringt es nicht viel", sagt Gascoyne über die Variante, die Mercedes in Barcelona 2010 erstmals eingesetzt hat, "aber was das Gewicht und die Kompaktheit angeht, hielten wir es für eine Idee, die man ausprobieren sollte." Experten zufolge könnte der neue Überrollbügel jedoch den Airbox-Lufteinlass beeinträchtigen - und damit auch die Effektivität des Motors. Andererseits soll der Kühlbedarf durch den Wechsel von Cosworth auf Renault gesunken sein, wie man hört.

"Es ist ein modernes Formel-1-Auto", erklärt Gascoyne stolz. "Im Vorjahr hatten wir nur wenig Zeit, um das Auto zu bauen, also mussten wir eine konservative Herangehensweise wählen. Daher ging es von Anfang an immer um den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM. Wir wären nie und nimmer weiter vorne gelandet, also mussten wir diesen zehnten Platz nach Hause bringen und dann nach vorne schauen. Das ist uns gut gelungen."

Jetzt muss aber der nächste Schritt folgen, denn: "Rookie bist du nur im ersten Jahr", wissen Gascoyne und Teamchef Fernandes. 40 bis 50 Punkte wünscht sich Fernandes angeblich, was nach einer recht ehrgeizigen Zielvorgabe klingt. Andererseits traut sich Gascoyne durchaus zu, mit einem aggressiveren Auto und zwei Grand-Prix-Siegern im Cockpit die hinteren Mittelfeldteams regelmäßig herauszufordern.

"Wenn wir von Rundenzeit reden, dann immer in Relation zu den Teams, die du verfolgst. Da reden wir bei Toro Rosso, Sauber oder Force India von einer oder eineinhalb Sekunden. Das ist genau der Abstand, den wir wettmachen müssen", gibt der Brite für die kommende Saison vor, schränkt jedoch ein: "Du kannst alle Fakten so drehen, dass sie zu deiner Theorie passen. Wir sind aber anhand der Windkanaldaten zuversichtlich, gute Arbeit geleistet zu haben - und die Regeln sprechen für uns."

Vorteil durch neue Verbote

Denn: "Im Vorjahr gab es den auspuffangeströmten Diffusor, den wir nicht hatten, den F-Schacht, den wir auch nicht hatten, während jetzt alle den beweglichen Frontflügel haben", erläutert er. "All diese Dinge haben eine Menge Rundenzeit gebracht, aber wir hatten nichts davon. Außerdem kommt uns der Zeitfaktor entgegen. Mit diesem Auto hatten wir acht Monate im Windkanal. Mit dem letztjährigen Auto hatten wir gerade mal acht Tage."

"Daher wären wir schon ziemlich dumm, wenn wir es dieses Jahr nicht besser hinkriegen sollten", unterstreicht Gascoyne. "Jeder will Zahlen und Beweise. Die wird es erst in Bahrain geben, aber ich denke, wir haben mit guten Ressourcen recht solide Arbeit geleistet. Wir wollen in der Gruppe mit Toro Rosso, Sauber und Force India anfangen. Ich hoffe, dass wir dort sein werden, aber herausfinden werden wir es erst in Bahrain."

Mike Gascoyne und Karun Chandhok

Mike Gascoyne rechnet im zweiten Jahr mit einer erheblichen Steigerung Zoom

Gewichtshandicap hat Lotus jedenfalls keines mehr: "Das diesjährige Chassis ist gleich lang wie im Vorjahr und verfügt über das gleiche Tankvolumen, weil unser neuer Motor weniger Benzin verbraucht. Insgesamt sind wir um 15 Kilogramm leichter geworden. Das gelang uns durch Optimierung und mehr Designzeit und etwas mehr Aggressivität, weil wir einfach mehr Zeit für alles hatten", so Gascoyne.