Lobeshymnen von allen Seiten für Mark Webber

BMW-Williams-Neuzugang Mark Webber könnte nach Meinung vieler Experten ein echter Schumacher-Herausforderer werden

(Motorsport-Total.com) - Der Wechsel von Mark Webber zu BMW-Williams ist einer der vielen spektakulären Transfers in dieser Saison. Zwar galten auch Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya als absolute Spitzenfahrer, doch nach Meinung zahlreicher Experten könnte der von Jaguar kommende Australier das zuletzt strauchelnde Team mit Sitz in Grove wieder beleben.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Gehört zu den begehrtesten Fahrern der Formel 1: Mark Webber

Vor seinem Formel-1-Einstieg im Jahr 2002 mit Minardi durchwanderte der heute 27-Jährige verschiedenste Karriere-Stationen, weshalb er schon mit einer gewissen Reife bei seinem Premierenrennen in Melbourne als Fünfter völlig überraschend zwei WM-Punkte abstaubte - noch dazu vor eigenem Publikum. Erstmals wirklich in Erscheinung getreten war Webber jedoch schon 1996, als er in Brands Hatch das prestigeträchtige Formel-Ford-Festival gewann.#w1#

Schwerer Unfall in Le Mans brachte Webber erstmals Publicity

Ein Jahr darauf wurde er für Alan Docking Racing Vierter in der Gesamtwertung der Britischen Formel 3, ehe ihn Mercedes unter Vertrag nahm. Für die Silbernen beendete er 1998 die FIA-GT-Weltmeisterschaft an zweiter Stelle, während er 1999 mit einem spektakulären Unfall beim Langstreckenklassiker von Le Mans für viel Aufsehen sorgte. Für Arrows bekam er damals auch seinen ersten Formel-1-Test. 2000 und 2001 erreichte er in der Formel 3000 den dritten beziehungsweise zweiten Schlussrang für das Team von Paul Stoddart.

Mit seiner umfangreichen Sportwagen- und Formelerfahrung war der nicht mehr ganz so junge Youngster aus dem Bundesstaat New South Wales schon ein gestandener Rennfahrer, als er 2002 von seinem langjährigen Mentor Stoddart die große Formel-1-Chance bekam, die er prompt nutzte. Nur ein Jahr nach seinem sensationellen Debüt im Melbourner Albert Park ging Webber erstmals für Jaguar an den Start, 2005 wird er für BMW-Williams fahren.

Lauda noch heute stolz, dass er Webber verpflichtet hat

Niki Lauda, der ihn seinerzeit zu Jaguar geholt hat, ist von den Qualitäten Webbers jedenfalls überzeugt: "Er hat meine Erwartungen damals voll und ganz erfüllt. Zu Saisonbeginn war er sehr schnell, aber das Team hat sich jetzt nach hinten entwickelt und er kann sein Potenzial nicht mehr aufzeigen. Auch sonst ist er ein perfekter Junge. Er ist gut für die Sponsoren - sehr freundlich, gut erzogen und klug - und stellt insgesamt ein gutes Paket dar. Der einzige Grund, weshalb wir ihn damals verpflichtet haben, war aber sein Speed."

Ein weiterer Ex-Teamchef des Australiers, sein Landsmann Paul Stoddart, denkt ähnlich: "Es gibt nur zwei Fahrer, die das komplette Paket bieten können. Einer davon ist Michael Schumacher, der - die Leute sollen es glauben oder nicht - eindeutig der beste Rennfahrer aller Zeiten ist. Die einzige andere Person, die die Formel 1 zu 110 Prozent lebt, atmet und denkt, ist Mark Webber. Das ist einfach der Unterschied zu anderen Piloten."

"Mark lebt totalen Einsatz in allem, was er macht, vor", fuhr der Minardi-Teamchef fort, "sei es sein olympischer Fitnesszustand oder die Art und Weise, wie er sich auf keine andere Sache in seinem Leben konzentrieren kann als die Formel 1 - das macht einen Fahrer großartig. Natürlich muss man auch Talent haben, aber daran besteht bei ihm kein Zweifel. Mark wird Großes leisten, wenn ihm ein Team ein gutes Auto gibt, aber ich bin sicher, Williams wird das tun. Ich sehe ihn als ernsthaftesten Herausforderer für die Weltmeisterschaft."

2005 will er "am Käfig von Michael Schumacher rütteln"

Webber selbst hat schon angekündigt, dass er 2005 seinen ersten Grand Prix gewinnen und sich von der Basis aus 2006 und 2007 weiterentwickeln will, um schlussendlich Weltmeister zu werden. Schon davor möchte er aber "am Käfig von Michael Schumacher rütteln", wie er es kürzlich formuliert hat. Auch dafür ist der begeisterte Hobbysportler nämlich bekannt - für seine gewählte und für Journalisten doch unterhaltsame Ausdrucksweise, die in der Formel 1 in den letzten Jahren so selten geworden ist.

Bei Jaguar trauert man ihm deshalb natürlich mehr als eine Träne nach, wie Teammanager Dave Stubbs zugeben musste: "Er hat eine Menge natürliches Talent, nicht wahr? Abgesehen davon arbeitet er aber auch mit jedem Aspekt des Teams toll zusammen - mit den Medienleuten, den Mechanikern, Ingenieuren, mit mir, dem Chefingenieur, den Leuten in der Fabrik, mit allen. Er hat sich einfach besser als jeder andere Fahrer, den ich kenne, eingefügt."

Lobend erwähnte Stubbs auch die Fähigkeit Webbers, ein Auto auf den Punkt genau abzustimmen, was möglicherweise einer der Grüne für seine besondere Stärke in den Einzelzeitfahren ist. Mehr als einmal stellte der Australier seinen Jaguar in den vergangenen beiden Jahren mitten in die Weltspitze, obwohl er im Rennen die Pace nur selten gehen konnte, weil auf längere Distanzen die Mängel des Fahrzeugs nicht mehr fahrerisch zu kaschieren waren.

Nicht einmal schlimmste Bedingungen demoralisieren Webber

Jaguar-Physiotherapeut Nick Harris hat seinen Schützling ebenfalls nur von seiner besten Seite kennen gelernt: "Was ihn so besonders macht, sind die Tage, an denen er morgens aufsteht, auf sich alleine gestellt ist und niemand ihn zum Training zwingt, er das Fenster aufmacht und das grauenhafte englische Wetter sieht, aber trotzdem motiviert genug ist, eine drei- oder vierstündige Einheit mit dem Fahrrad zu absolvieren. Diese Motivation ist speziell, wenn einen niemand antreibt. Mark hat sie."

Daher kann es schon einmal vorkommen, dass Webber zu einem vereinbarten Interview zu spät kommt, weil er beim Training die Zeit übersehen hat - und seine Bewunderung für sich quälende Sportheroen wie Lance Armstrong ist sicherlich auch kein Zufall. Die Liste seiner Hobbys liest sich dementsprechend: Straßenradfahren, Mountainbiken, Tennis, Fitnesstraining und - dann doch eher überraschend - mit der PlayStation spielen...

Auch privat lebt der 27-Jährige recht ungewöhnlich, denn obwohl er an jedem Rennwochenende von zahlreichen Mädchen umschwärmt wird, wohnt er mit seiner 40-jährigen Managerin Ann Neal zusammen, die er vor zehn Jahren kennen gelernt hat. Das Paar ist jedoch sehr darauf bedacht, nicht wie Jenson Button und seine Verlobte Louise Dauergast in der Boulevardpresse zu sein, und lässt sich daher äußerst selten gemeinsam in der Öffentlichkeit blicken.