• 04.11.2010 23:12

  • von Dieter Rencken

Liuzzi: "Wir gehen auch im Regen ans Limit"

Force-India-Fahrer Vitantonio Liuzzi fühlt sich durch den sechsten Rang von Südkorea bestätigt und möchte seinem Team zu WM-Platz sechs verhelfen

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Wochen hatte Vitantonio Liuzzi immer darauf verwiesen, dass es endlich einmal für ihn laufen müsse, damit er gute Ergebnisse einfahren könne. Prompt konnte sich der Italiener in Südkorea stark in Szene setzen, als er das Regenrennen auf dem sechsten Platz beendete. Dank dieser acht WM-Punkte hielt sich Force India in der Gesamtwertung vor dem Williams-Team, was nun auch das erklärte Saisonziel ist, wie Liuzzi in seiner Medienrunde in Brasilien noch einmal bekräftigt.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Vitantonio Liuzzi und Force India möchten den sechsten WM-Platz festigen

Frage: "Vitantonio, du kommst mit einem Lächeln ins Fahrerlager..."
Vitantonio Liuzzi: "Ich bin etwas optimistischer. Nach dem Rennen in Südkorea kamen wir sehr zuversichtlich hierher, dass wir noch immer um den sechsten Platz in der Meisterschaft kämpfen können."

"Das wird natürlich nicht einfach, doch vielleicht könnten uns ein paar schwierige Wetterbedingungen erneut in die Karten spielen. Wir konnten ja schließlich unter Beweis stellen, dass wir bei solchen Verhältnissen überaus stark sind. Auch im Trockenen sollten wir kämpfen können, doch das wäre vermutlich etwas weniger einfach für uns. Wir haben hier jedenfalls ein paar Upgrades am Auto."

"Wir werden bis Abu Dhabi unser Möglichstes versuchen. Aufgaben werden wir nicht." Vitantonio Liuzzi

"Wir haben einige Veränderungen am Auspuff und am Unterboden umgesetzt, außerdem gibt es Upgrades auf aerodynamischer Seite. Das sind kleine Dinge, denn in dieser Saisonphase erreicht man langsam aber sicher das Ende der Entwicklung. Wir werden bis Abu Dhabi unser Möglichstes versuchen. Aufgaben werden wir nicht."

Frage: "Geht es dabei darum, den Diffusor noch besser zum Arbeiten zu bringen?"
Liuzzi: "Wir haben uns immer um den Diffusor bemüht. Im zweiten Abschnitt der Saison ging es für uns darum, den F-Schacht zu optimieren. In jedem Rennen konnten wir Neues darüber in Erfahrung bringen und das System so verbessern."

Frage: "Williams schien zuletzt speziell in der Qualifikation schneller zu sein als Force India. Glaubst du, ihr könnt Williams im Renntrimm in die Schranken verweisen, um Platz sechs zu behalten?"
Liuzzi: "Wir akzeptieren, dass Williams in der Qualifikation schneller zu sein scheint als wir. Im Zeittraining scheinen sie einfach mehr herausholen zu können."

"Im Rennen sind wir dafür deutlich konkurrenzfähiger. Das Spielfeld ebnet sich dabei gewissermaßen wieder ein. Wir erzielen noch immer gute Ergebnisse, obwohl Williams in der Qualifikation viel besser abschneidet als wir. Dieser Unterschied beim Tempo in Qualifying und Rennen hält uns im Kampf um Position sechs."¿pbvin|512|3248|interlagos|0|1pb¿

Ein Regenrennen als große Chance?

Frage: "Du sagtest vorhin, im Nassen wärt ihr vermutlich stärker als im Trockenen. Wie machst du das am Auto fest?"
Liuzzi: "Im Trockenen gibt die Geschwindigkeit des Fahrzeugs das Tempo vor. Das ist für alle Teams gleich. Es ist viel einfacher, einen Strich zu ziehen und zu sagen, wer auf Pole-Position fahren und wer sich dahinter einordnen wird."

"Wir konnten im Regen schon immer eine starke Leistung zeigen." Vitantonio Liuzzi

"Du weißt einfach besser über die jeweilige Geschwindigkeit Bescheid. Im Nassen kann es mehr durcheinander gehen. Wir konnten im Regen schon immer eine starke Leistung zeigen. Vielleicht, weil wir mehr riskieren, vielleicht, weil unser Auto besser zu nassen Bedingungen passt."

"Manche Autos sind viel steifer eingestellt, denn sie wollen im Trockenen schnell sein. Diese Fahrzeuge kommen mit dem Regen nicht so gut klar. Es gibt viele Faktoren, die unseren Rennwagen im Nassen zu einem guten Auto machen. Wir gehen auch im Regen ans Limit und geben etwas mehr."

Frage: "Im vergangenen Jahr hattest du hier in Brasilien einen heftigen Crash. Beschäftigt dich das noch immer? War es dein schlimmster Unfall in der Formel 1?"
Liuzzi: "Ja, es war ein heftiger Crash, aber so gefährlich war er nicht. Die Verhältnisse waren damals ziemlich knifflig. Auf dieser Strecke ist Aquaplaning das große Problem, wenn es regnet. Dann laufen sehr viele Bäche über den Kurs. Das war schon immer ein Problem von Interlagos, was wir in den vergangenen Jahren gesehen haben."

"Wenn du es nicht versuchst, wirst du es nicht wissen." Vitantonio Liuzzi

"In der Qualifikation verhielt es sich 2009 so ähnlich wie bei den ersten Runden in Südkorea: Man konnte nicht viel sehen. In Brasilien erhielten wir Grün. Und wenn du es nicht versuchst, wirst du es nicht wissen. Wir alle gingen gemeinsam raus und ich hatte das Pech, sehr viel Aquaplaning zu haben - und das obwohl ich hinter Räikkönen lag und in seiner Spur fuhr."


Fotos: Vitantonio Liuzzi, Großer Preis von Südkorea


"Bei ihm ging es gut, bei mir eben nicht. Es war ein heftiger Einschlag, doch es gab auch schon schlimmere Unfälle, bei denen das Auto wesentlich mehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Glücklicherweise war das Fahrzeug 2009 nicht weiter arg beschädigt. Es konnte recht einfach wieder instand gesetzt werden."

2011: Liuzzi sieht sich bei Force India

Frage: "Sprechen wir über das kommende Jahr. Die ständigen Nachfragen langweilen dich wahrscheinlich, aber gibt es etwas Neues zu vermelden?"
Liuzzi: "Ich habe noch immer die gleiche Position und die gleiche Antwort: Ich stehe bis zum Ende der kommenden Saison bei Force India unter Vertrag. In der Formel 1 kann sich aber auch kurzfristig etwas verändern."

"Im Augenblick konzentrieren wir uns allerdings darauf, den sechsten Platz in der Konstrukteurswertung zu erreichen. Dann werden wir sehen. Ich fühle mich okay, denn ich habe eine langfristige Verbindung zum Team. Ich sehe da keine Probleme."

"Natürlich führt man auch mit anderen Leuten Gespräche. Das ist normal." Vitantonio Liuzzi

Frage: "Sprichst du trotzdem auch mit anderen Rennställen?"
Liuzzi: "Wir hören zu. Natürlich führt man auch mit anderen Leuten Gespräche. Das ist normal. Die Leute kommen auf dich zu und man unterhält sich. Zum Schluss fällt man eben eine Entscheidung. Wie ich aber schon sagte: Ich bin vertraglich an Force India gebunden."

Frage: "Wie wohl fühlst du dich speziell nach dem guten Ergebnis von Südkorea? Bist du dir dort selbst gerecht geworden?"
Liuzzi: "Allerdings. Wir hatten während der Saison sehr viel Pech, nun lief es einmal für uns. Ich selbst bin aber genau so entspannt wie davor. Ich gebe nämlich nichts auf die Gerüchte um die Besetzung meines Cockpits. Ich war also sehr gelassen."

"Das hat mich rein gar nicht berührt. Ich fühle mich gut und so motiviert wie eh und je. Es war einfach nur eine Bestätigung dessen, was ich schon immer sagte. In den vergangenen Rennen hatten wir viele Probleme und einiges an Pech mit dem Fahrzeug, doch wenn alles passt, sind wir da und können Ergebnisse einfahren. Das war einfach nur eine Bestätigung unserer Aussagen."