Liuzzi: "Ich war mit dem Auto eine Einheit"

Bei den schwierigen Bedingungen in Südkorea hat Vitantonio Liuzzi sein bestes Saisonresultat erzielt - Wichtige Punkte im Kampf gegen Williams

(Motorsport-Total.com) - Nach zuletzt zahlreichen Problemen hat Vitantonio Liuzzi erstmals seit Montréal im Juni wieder Punkte geholt. Platz sechs bei den schwierigen Wetterbedingungen in Südkorea ist auch das beste Saisonergebnis für den Force-India-Piloten, dessen Zukunft unsicher ist. Einen Zähler hat das indische Team damit bei der Yeongam-Premiere mehr geholt als der direkte Konkurrent Williams. In der Konstrukteurswertung liegt Force-India zwei Rennen vor Saisonende drei Punkte vor dem britischen Team.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Mit einer starken Fahrt hat Vitantonio LIuzzi in Südkorea sein Talent gezeigt

Liuzzi ist mit seiner Leistung sehr glücklich. "Zum ersten Mal seit langem habe ich ein gutes Gefühl mit dem Auto gehabt. Es war, als wäre ich mit dem Auto total verbunden. Wir haben als Einheit funktioniert, weshalb ich trotz der kniffligen Bedingungen voll angreifen konnte. In meiner Karriere hatte ich bei diesen Verhältnissen immer meine besten Rennen, oder sagen wir Resultate."

"In der Formel 1 hatte ich bisher nie ein Siegerauto. Ich muss also immer kämpfen, um mein Können zu zeigen", wird Liuzzi von 'ESPN' zitiert. "Bei niedrigen Gripverhältnissen kann ich das Beste aus mir herausholen, denn ich bin ein Kämpfer. Ich mag diese Situationen, denn da kann ich das Maximum aus dem Auto und mir herausholen."

Platz sechs war nach den zahlreichen enttäuschenden Resultaten in den vergangenen Rennen eine Erleichterung. "Es gab in letzter Zeit einige Spekulationen über meine Zukunft. Aber wie ich bereits gesagt habe, es ist mein fünftes Jahr in der Formel 1 und ich kümmere mich darum nicht mehr. Natürlich sind Resultate wie dieses wichtig, um den Leuten zu zeigen, wenn das Auto schnell ist, dann bin ich bei der Musik und schnell unterwegs. Ich mache keine Fehler und ziehe aus allem einen Vorteil. Dieses Rennen war also nicht nur für mich wichtig, sondern auch um den Leuten mein Können zu zeigen. Es ist zum richtigen Zeitpunkt passiert."

"Das einzige Problem, oder Momente zur Sorge, gab es hinter dem Safety-Car. Knappe 20 Runden hinter dem Safety-Car zu fahren ist harte Arbeit", beschreibt Liuzzi. "Ich war sehr beschäftigt damit, die Reifen auf Temperatur zu halten. Das ist schwierig, wenn man langsam fährt. Man kann nur Zick-Zack fahren. Obwohl es nicht stark geregnet hat, stand unglaublich viel Wasser auf der Strecke. Es gab soviel Gischt, dass man hinter einem anderen Auto kaum etwas gesehen hat."


Fotos: Vitantonio Liuzzi, Großer Preis von Südkorea


"Glücklicherweise hat die Rennleitung die Entscheidung getroffen, hinter dem Safety-Car zu starten und abzuwarten, bis der stärkste Regen vorbei war. Normalerweise lasse ich mich vor gefährlichen Situationen nicht zurückhalten, aber das Problem lag beim neuen Asphalt. Das Wasser hat sich an der Oberfläche gesammelt und überall Flüsse gebildet. Die Sicht war schlecht und es gab ständig Aquaplaning", so der Italiener.

"Es war nicht so wie in Monaco, wo du bei einem Unfall mit niedriger Geschwindigkeit abfliegst. Südkorea ist eine schnelle Strecke mit vielen Mauern am Streckenrand. Wenn du die Kontrolle verlierst, dann knallst du mit hoher Wahrscheinlichkeit bei 250 oder 300 km/h in die Mauer. Deshalb ist es im Nassen sehr gefährlich. Die Entscheidung war richtig, den Start zu verschieben."

"Als das Rennen dann gestartet wurde, waren die Bedingungen genau richtig", schätzt der Force-India-Pilot. "Aber der Griplevel war sehr, sehr niedrig. Es war für alle schwierig und man konnte sehen, wie viele Räder blockiert haben und die Fahrer Fehler gemacht haben. Das Problem war, dass sich die Öle vom neuen Asphalt mit dem Wasser vermischt haben. Es war wie Seife."

"Das Problem war, dass sich die Öle vom neuen Asphalt mit dem Wasser vermischt haben." Vitantonio Liuzzi

"Es hat aber Spaß gemacht, denn die Talente der Fahrer waren gefragt. Man durfte sich keine Fehler erlauben und musste versuchen, auf der Strecke zu bleiben. Gleichzeitig musste man auf mögliche Überholmanöver vorbereitet sein. Es war wirklich anstrengend. Ich glaube, wir haben die richtige Reifenentscheidung getroffen, denn wir wurden gezwungen mit den Regenreifen zu starten."

"Das Team war in Runde 22, als auch Nick Heidfeld gewechselt hat, für den Boxenstopp bereit. Ich dachte mir, dass die Strecke gut genug für Intermediates aussieht, aber ich habe den Grip noch nicht gefühlt. Deshalb habe ich dem Team gesagt, dass es besser wäre, mit den Regenreifen weiterzufahren und abzuwarten, bis die Strecke besser wird", beschreibt Luizzi die Überlegungen.

"Es war die richtige Entscheidung, denn während der zweiten Safety-Car-Phase haben wir auf Intermediates gewechselt und einige Positionen gutgemacht. Das Team hat den Boxenstopp perfekt absolviert. Von da an ging es nur noch darum, das Auto auf der Strecke zu halten und nichts Dummes zu riskieren."

Das ereignisreiche Rennen war aber noch lange nicht vorbei. "Einmal war Jenson Button hinter mir und ich dachte, dass er an mir vorbeifliegen würde. Ich war aber schneller und konnte wegziehen", freut sich Liuzzi. "Selbst als ich gegen Rennende hinter Robert Kubica war, konnte ich schneller fahren, aber ich konnte ihn nicht überholen."

Vitantonio Liuzzi

Force-India-Pilot Vitantonio Liuzzi holte in Südkorea sein bestes Saisonergebnis Zoom

"Ich ging an beiden Williams vorbei, die Probleme mit ihren Reifen hatten. Das war eine große Erleichterung, denn wir kämpfen mit ihnen um Platz sechs in der Konstrukteurswertung. Jeder Punkt ist wichtig für uns. Das war ein großer Erfolg für uns, denn sie haben in den vergangenen Rennen stark aufgeholt."

Gegen Rennende brach der Abend herein und es wurde immer dunkler. Einige Fahrer haben sich über Sichtprobleme beschwert. "Die letzten sieben oder acht Runden waren hart, denn meine Reifen waren komplett verschlissen und das Auto ist sogar auf den Geraden gedriftet. Ich durfte keine Fehler machen und musste die Rutscher bis zum Ende kontrollieren."

"In den letzten Runden war es etwas zu finster. Es war schon schwierig nach vorne zu sehen, denn die Lichter am Lenkrad leuchten stark und haben mich geblendet. Es gab aufgrund der Dunkelheit aber keine Unfälle. Eigentlich war es immer noch hell genug. Für jeden ist das anders, aber ich mag zusätzliche Herausforderungen und neue Situationen."

Das Fazit fällt für Liuzzi also positiv aus. "Es ist klar, dass wir in diesen Bedingungen schnell waren. Es würde mir passen, wenn es in Brasilien auch regnet. Aber wir wissen, dass wir uns nicht auf das Wetter verlassen können. Das Team tut alles, um Williams zu schlagen. Im Moment haben sie ein besseres Paket. Ich habe viel Positives aus Südkorea mitgenommen, hoffentlich läuft es in den nächsten beiden Rennen so weiter."