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Wegen Senna-Serie: Coulthard mahnt - und denkt an Ratzenbergers Eltern
Todestage von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna in Imola: Wegbegleiter in der Formel 1 mahnen Verzerrung der wahren Ereignisse durch Phänomene wie Netflix an
(Motorsport-Total.com) - Am 30. April 1994 verunglückt Roland Ratzenberger im Qualifying zum Großen Preis von San Marino in der Villeneuve-Kurve mit seinem Simtek-Ford - ein Defekt am Frontflügel lässt dem Österreicher an einer der schnellsten Stellen des Kurses keine Chance: Es ist der erste Todesfall an einem Grand-Prix-Wochenende der Formel 1 seit zwölf Jahren.

© Motorsport Images
Gedenken für Ratzenberger und Senna zum 30. Todestag 2024 in Imola Zoom
Überschattet wird die Tragödie um den Neuling jedoch durch den Tod des dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna tags darauf, der weltweit die Nachrichtenmeldungen beherrscht. Drei Dekaden später hat sich daran wenig geändert, bis heute sind die Namen Senna und Ratzenberger durch den Horror von Imola untrennbar miteinander verbunden.
Zuletzt zeigte sich das auch in der im vergangenen Jahr veröffentlichten Mini-Serie "Senna", mit der Netflix der brasilianischen Formel-1-Ikone anlässlich des 30. Todestages ein filmisches Denkmal setzen wollte - was, vor allem aufgrund der vielen Ungenauigkeiten und Fehler in der Darstellung, nur bedingt gelang...
Verzerrung der Ereignisse "für den dramatischen Effekt"
Diese kommen auch ausgerechnet in Bezug auf Ratzenberger besonders zum Tragen, denn der Unfall des Österreichers am tragischen Wochenende von Imola wird in der Serie nicht nur ausgeschlachtet, sondern dabei teilweise auch noch wenig akkurat dargestellt (eine detaillierte Auflistung der Fehler und Abweichungen von der Realität in "Senna" gibt's hier im Video).
Bei ehemaligen Mitstreitern und Wegbegleitern des Verunglückten kommt das wenig überraschend schlecht an: "Warum sollte man das machen? Nur für den dramatischen Effekt", kritisiert Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Der Schotte selbst hat die Serie bewusst noch nicht gesehen, die negativen Rezensionen und Ungereimtheiten aber mitbekommen.
Coulthard: "Wichtig, dass so etwas akkurat dargestellt wird"
Coulthard denkt dabei vor allem an Ratzenbergers Eltern, gibt zu bedenken: "Rolands Vater, ein sehr netter Mann, sitzt oft im Publikum, wann immer wir für ServusTV [Sport und Talk aus dem Hangar-7] am Montagabend nach Salzburg kommen. Er hat seine Roland-Kappe auf und all das. Und er ist ein Mann, der seinen Sohn verloren hat - für ihn ist es also besonders wichtig, dass so etwas akkurat dargestellt wird."
Kein Wunder also, dass Coulthard ob der vielen Kritik an der Serie sagt: "Ich werde es mir wahrscheinlich nicht anschauen." So handhabte es der heute 54-Jährige, der 1994 bei Williams dritter Fahrer war und nach Sennas Tod dessen Cockpit übernahm, viele Jahre lang auch schon mit der preisgekrönten Senna-Dokumentation von Asif Kapadia aus dem Jahr 2010:

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Unvergessen: Roland Ratzenberger verunglückte am 30. April 1994 in Imola Zoom
"Ich habe den Senna-Film zehn Jahre lang oder so nicht geschaut, bis ich irgendwann mal im Flieger saß. Der Grund, warum ich ihn nicht geschaut habe, ist: Ich war da, als Senna umgekommen ist. Ich war Teil des Teams. Ich musste also keinen Film darüber sehen, eine Dokumentation, die durch Meinung geprägt ist."
In der Netflix-Serie zur Formel-1-Legende hat diese Form der Verzerrung allerdings noch mal ein ganz neues Level erreicht: Weitere Protagonisten hatten in der jüngeren Vergangenheit ihre Darstellung in dem Biopic scharf kritisiert, allen voran Sennas ehemaliger Teamkollege Gerhard Berger.
Senna-Serie für Gerhard Berger "eine Frechheit!"
Ihm wurden unter anderem abfällige Äußerungen über Sennas großen Rivalen Alain Prost in den Mund gelegt, den er laut Serie als "französischen Zwerg" beleidigt. "Eine Frechheit! So etwas würde ich nie sagen", hatte sich Berger darüber im Interview der Krone echauffiert.

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Coulthard, Berger und andere F1-Kollegen bei der Schweigeminute ein Jahr später Zoom
Wie Coulthard hat auch er die Serie nicht gesehen: "In der Regel schau ich mir so etwas nicht an, weil es meist amerikanisch aufgeblasen wird, das hat nicht immer etwas mit der Realität zu tun. Und wenn man sie kennt, dann ist es ein komisches Gefühl", erklärt der Österreicher.
Auch der verunglimpfte Prost hatte bereits mehrfach kundgetan, wenig von der Netflix-Serie zu halten. Unlängst legt er im Gespräch mit Radio Monte Carlo nach: "Ich bin mir sicher, Ayrton hätte sie nicht gemocht, nicht zuletzt, weil es einen Mangel an Sensibilität zeigt", so Prost, der mahnt: "Man sollte nicht einfach Dinge erzählen, die nicht wahr sind." Ganz gleich, ob es sich dabei um Senna oder um Ratzenberger handelt...


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