"Keine Ahnung", "denke nicht drüber nach": Nur Pizza macht Hamilton Laune
Das Leben als Ferrari-Star ist nicht immer leicht und Lewis Hamilton scheint direkt einen schweren Start erwischt zu haben - einen Vorzug kostet er aber schon voll aus
(Motorsport-Total.com) - Mit neuen Farben, in Form von ungewohnten blau-weißen Akzenten an seinem Ferrari, tritt Lewis Hamilton in Miami am Wochenende an - die Probleme, die der Brite seit seinem Wechsel zur Scuderia hat, die sind jedoch die alten, und sie haben ihn mit ins sonnige Florida begleitet: Denn wer dem Rekordweltmeister in der Pressekonferenz am Donnerstag so lauscht, der merkt schnell, dass dieser selbst an keine schnelle Lösung glaubt...

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Lewis Hamilton sucht bei Ferrari noch Antworten - gefunden hat er schon Pizza Zoom
"Keine Ahnung. Wir geben unser Bestes", zeigt er sich in Bezug darauf, was von Ferrari am Wochenende zu erwarten sei, eher wortkarg. Auf die Frage, was ihn und sein Team aktuell daran hindert, die manchmal ja durchaus vorhandenen starken Momente auch konstant auf die Strecke zu bringen, sagt Hamilton: "Viele Dinge, ganz verschiedene Faktoren. Es gibt keinen einzelnen, ausschlaggebenden Punkt."
Der Brite grübelt - und bedient sich eines Beispiels aus seiner eigenen Vergangenheit: "Als ich damals zu Mercedes kam, waren die ersten sechs Monate auch schwierig. Es braucht einfach Zeit, um sich auf neue Leute einzustellen." Zwar tue man alles, "um diese Zeitspanne zu verkürzen" - aber eine Prognose, wann es endlich so richtig klickt zwischen ihm und seinem Ferrari, die will er dann doch nicht wagen.
Mangelndes Ground-Effect-Gefühl nicht der Auslöser
Allein: Dass seine aktuellen Probleme auch noch damit zusammenhängen, dass er in seinen letzten drei Jahren bei Mercedes stets ein diffizil zu fahrendes Auto vorgefunden habe - und deshalb kein stabiles Referenzgefühl für die Ground-Effect-Auto besitze - das kann sich Hamilton nicht vorstellen: "Nein, ich glaube nicht, dass das etwas mit der Vergangenheit zu tun hat. Das spielt hier keine Rolle", sagt der Brite.

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Ungewohnte Farben: In Miami packt Ferrari wie im Vorjahr mal wieder das Blau aus Zoom
Vielmehr sei es die Diskrepanz zwischen Gewohntem und neuen Anforderungen, die ihn und seine Mannen noch vor Probleme stellt: "Die Ingenieure, mit denen ich jetzt arbeite, sind daran gewöhnt, ein Auto für einen anderen Fahrstil abzustimmen. Und ich bin daran gewöhnt, ein anders abgestimmtes Auto zu fahren. Es ist eine Mischung aus vielen kleinen Dingen", wiederholt Hamilton.
Er tue sich deshalb teilweise noch schwer, das Auto intuitiv zu fahren, müsse dabei zu viel nachdenken: "Es ist natürlich immer eine Mischung aus beidem, aber ich arbeite definitiv hart daran, mich an dieses Auto anzupassen", versichert der Brite, der jedoch auch Carlos Sainz' Worten etwas abgewinnen kann. Sein Ferrari-Vorgänger hatte unlängst erklärt, man komme nicht einfach zu einem Team und schlage direkt den etablierten Teamkollegen: "Da ist schon etwas Wahres dran", findet Hamilton.
Stattdessen wiederholt der Brite das Lob für die Leistung seines Stallgefährten zuletzt in Dschidda: "Charles hat im letzten Rennen einen fantastischen Job gemacht und gezeigt, was möglich ist. Das wollen wir natürlich wiederholen", sagt er, gibt aber mit Blick auf Miami auch zu bedenken: "Es gibt keine Updates für dieses Wochenende - aber wir arbeiten weiterhin daran, das Auto zu optimieren."
Hoffen auf Wiederholung: Hamilton rätselt über Sprint
Vielleicht auch ein kleiner Lichtblick: In Miami steht wieder ein Sprint an - genau da klappte es für Hamilton bei seinem sensationellen Erfolg in China dieses Jahr ja schon mal ganz gut: "Ich kann es nicht wirklich genau erklären. Im Sprint gibt es einfach weniger Änderungen am Auto."
"Das Entscheidende war wohl, dass wir vom ersten Training bis zum Qualifying kaum etwas verändert haben, wenn überhaupt. An anderen Wochenenden haben wir viel am Auto herumgebastelt und es damit eher verschlechtert", erklärt Hamilton.

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Lewis Hamilton und sein Ferrari: Wann macht es endlich so richtig "klick"? Zoom
Dass er, aufgrund der zuletzt eher mäßigen Resultate, auch die ein oder andere Kritik einstecken musste, juckt den Ferrari-Star aber weniger: "Ich denke eigentlich nicht darüber nach. Ich versuche, mich nicht auf Meinungen von Leuten zu konzentrieren, die keinen Einblick in das haben, was tatsächlich passiert - insbesondere von Menschen, die nie in meiner Position waren. Ich halte einfach den Kopf unten und versuche weiterhin, Freude an der Arbeit mit meinem Team zu haben."
Hamilton hat in Maranello schon eigenen Pizza-"Dealer"
In der Pause zwischen Saudi-Arabien und Miami war Hamilton schließlich auch in der Ferrari-Fabrik in Maranello: "Ja, ich war eine gute Zeit in Italien. Wir haben viele Dinge durchgearbeitet, im Simulator einiges getestet. Es gab Anpassungen, die wir vorgenommen haben. Mal sehen, wie sie sich dieses Wochenende auswirken."
Am Ende zaubert ihm der Werksbesuch dann doch noch ein Lächeln auf die Lippen, aber aus einem ganz anderen Grund - dem Dolce Vita in Bella Italia: "Ich liebe es. Ich versuche, die Finger von Pizza und Pasta zu lassen - aber ehrlich gesagt klappt das nicht besonders gut. Letzte Woche war ich da und habe an zwei Tagen drei Pizzen gegessen. Ich habe da meinen 'Dealer', der bringt mir immer eine Pizza vorbei. Ich schreibe ihm spätabends: 'Hey, kann ich noch eine haben?' - und er bringt sie vorbei", lacht Hamilton.

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Zumindest die Stimmung bei der Scuderia ist gut, wie Lewis Hamilton versichert Zoom
"Ich genieße es wirklich. Ich wohne aktuell noch nicht in Italien, aber ich möchte definitiv mehr Zeit dort verbringen", sagt Hamilton. Nur ein kleines Problem gibt es noch: "Mein Italienisch macht leider keine großen Fortschritte, ich müsste mich wohl noch mehr darauf einlassen. Aber das Team ist super", lobt der Brite: "Alle waren sehr offen, sehr unterstützend - das weiß ich wirklich zu schätzen." Danken würde er es ihnen am liebsten zeitnah - und zwar mit guten Ergebnissen.


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