• 23.10.2010 15:07

  • von Gerald Dirnbeck & Dieter Rencken

Liuzzi: "Das Team steht voll hinter mir"

Bei Vitantonio Liuzzi ist in letzter Zeit einiges schief gegangen - Nach dem verpatzten Qualifying in Singapur analysierte der Force-India-Pilot die Probleme

(Motorsport-Total.com) - Der Italiener Vitantonio Liuzzi erlebt keine einfache Saison bei Force India. Im vergangenen Jahr wurde der 29-Jährige in Monza vom Ersatz- zum Einsatzpiloten befördert. In der aktuellen Saison sammelte Liuzzi in der ersten Hälfte regelmäßig Punkte, seit Montréal gab es aber nur einen einzigen Zähler. Teamkollege Sutil hat deutlich bessere Ergebnisse erzielt und sich mehr ins Rampenlicht gefahren. Nun ist es in Südkorea im Qualifying wieder nicht rund gelaufen für den Italiener, der sich Gedanken über seine Leistungen gemacht hat.

Titel-Bild zur News: Vitantonio Liuzzi

Force-India-Pilot Vitantonio Liuzzi erlebt eine schwierige Saison 2010

"Das Problem war, dass wir am Vormittag nicht mit der weichen Mischung gefahren sind, weil wir einen Plattfuß hatten. Wir haben nicht soviel Graining erwartet. Der Plan lautete, drei fliegende Runden abzuspulen. In der dritten Runde war ich zu Beginn der Runde schnell unterwegs, aber im letzten Sektor war das Graining sehr stark. Deshalb hat das Auto untersteuert und ich habe in den letzten paar Kurven alles verloren", beschreibt Liuzzi seine Probleme in Südkorea.

"In der Runde davor steckte ich hinter Barrichello im Verkehr. Alles wurde durch das Graining zerstört. Wir haben nicht erwartet, dass ich mehr als Adrian leiden würde. Wir dachten, das Graining würde erst in der vierten Runde auftreten, weshalb wir eben auf drei Runden gesetzt haben."

Eine neue Strecke stellt alle Teams und Piloten vor eine große Herausforderung, speziell wenn die Asphaltdecke noch neu und schmutzig ist. Die Piste ändert und verbessert sich ständig. Wie kompliziert ist es, sich darauf einzustellen? "Natürlich ist es für alle schwierig, aber wir waren nicht zu schlecht. Unser Auto hat gut reagiert. Ich glaube, wir haben gut getestet, abgesehen von dem Reifenschaden. Alles ist gut gelaufen."

"Ich finde, dass es spannender war, denn die Strecke hat sich ständig verbessert. Niemand hat erwartet im Qualifying unter 1:36 Minuten zu kommen. Die Verbesserungen waren massiv. Der Asphalt ist sehr gut, denn das Gripniveau ist sehr hoch. Es dauert nur etwas, bis es soweit ist."


Fotos: Force India, Großer Preis von Südkorea, Samstag


"Wenn man ein paar Stunden nicht fährt, dann wird die Strecke schnell schmutzig. Das ist das größte Problem. Ich glaube, sie haben wirklich einen tollen Job gemacht, denn der Asphalt ist der Beste des ganzen Jahres", lobt Liuzzi. "Für uns ist es einfach schade, dass wir am Vormittag Zeit verloren haben, denn wir hatten einfach zu wenige Informationen, um das Graining abzuschätzen."

Für den Formel-3000-Meister des Jahres 2004 ist in jüngster Vergangenheit viel schief gelaufen, wie beispielsweise die Kollision mit Felipe Massa in Suzuka. Dafür konnte Liuzzi aber nichts. "Ich bin das schon gewohnt. In diesem Jahr haben sich schon verschiedene Vorfälle in jedem Rennen wiederholt. Wir attackieren trotzdem weiter, denn es wird auch einmal anders für uns laufen."

"Wir haben bereits gezeigt, dass wir bei der Musik sein können. Wir zeigen oft unser Potenzial, aber wenn es dann ins Qualifying oder ins Rennen geht, passiert irgendetwas. Aus meiner Sicht habe ich kein Problem damit, aber leider verlieren wir viele Punkte. Williams holt jetzt stark auf. Hätten wir die Zähler nicht zu Saisonmitte verloren, dann wäre unsere Situation jetzt leichter."

"Natürlich ändert sich das nicht von selbst. Manchmal muss man sein Glück erzwingen. Wir versuchen einfach auf jedes Problem zu reagieren. Irgendwann wird es damit dann vorbei sein. Wir sind auf dem richtigen Weg."

"Natürlich kann es das Image eines Fahrers beschädigen." Vitantonio Liuzzi

Wenn ein Pilot kaum zählbare Resultate liefert und von seinem Teamkollegen geschlagen wird, dann sieht die Zukunft nicht rosig aus. Kann die aktuelle Situation von Liuzzi seinem Image schaden? "Natürlich kann es das Image eines Fahrers beschädigen, denn Außenstehende verstehen nicht genau, was im Inneren passiert."

"Die Leute lesen einfach nur die Resultate. Ich habe da immer einen guten Kopf, denn wenn es gut läuft, dann können wir tolle Resultate holen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich bin bereit dafür und gebe mein Bestes bis es funktioniert. Natürlich ist es nicht leicht, aber wir geben nicht auf."

"Ich weiß was ich tun kann, wenn das Auto in Ordnung ist", glaubt Liuzzi an seine Fähigkeiten. "Wir haben das in der Vergangenheit gezeigt. Leider ist diese Saison ziemlich hart. Es ist einfach schade, denn wir sind mit einem starken Auto gestartet und haben gute Leistungen gezeigt."

"Es sind einfach verschiedene Probleme aufgetreten, weshalb wir nicht die Punkte haben, die wir sammeln hätten können. Das wäre gut für mich und das Team gewesen. Ich bin trotzdem positiv gestimmt, denn wir haben es beispielsweise in Montréal und Monaco gezeigt. Wenn das Auto okay ist, dann sind wir schnell. Mein Kopf ist frei, denn ich weiß, was möglich ist."

Zukunft offen

Testfahrer Paul di Resta lauert bereits im Hintergrund auf seine Chance. Ob der Schotte im kommenden Jahr zum Einsatzfahrer aufsteigt, ist aber noch nicht entschieden. Liuzzi ist sich sicher, dass Force India hinter ihm steht. "Das Team weiß genau, was alles passiert ist, deswegen habe ich auch ihre Unterstützung. Sie haben vieles probiert, um die Dinge zu lösen. Natürlich werden sie auch ihre Meinung kundtun, aber Vijay Mallya weiß genau was Sache ist."

Vitantonio Liuzzi

In Suzuka wurde Vitantonio Liuzzi unschuldig aus dem Rennen gerissen Zoom

"Das Team steht voll hinter mir. Ich sehe da keine Probleme. Die Außenstehenden lese die Rundenzeit und wissen nicht warum sie zustande gekommen ist." Ein starkes Ausrufezeichen zu setzen wäre in den verbleibenden Rennen wichtig. Mitte Juni hat sich Liuzzi zum letzten Mal ganz stark präsentiert, aber das ist lange her.

"Montreal war sicher das Highlight der Saison. Danach haben die Probleme angefangen. In den letzten beiden Rennen war es dann okay, aber wir sind in einer anderen Position als in Kanada. Damals waren wir im Vergleich zu anderen Teams konkurrenzfähiger. Es ist jetzt einfach schwieriger die Leistung zu zeigen. Das war zu Saisonbeginn und im Sommer leichter."

Force India konnte in dieser Saison oft ins Q3 einziehen. Zuletzt hat die Mannschaft damit aber Mühe. "Wir haben in den vergangenen Rennen ein paar Probleme im Qualifying gehabt. Seit Valencia bringen wir die Reifen nur schwer auf Temperatur. Wir haben einiges entwickelt, denn wir kämpfen damit mehr in der Qualifikation als im Rennen. Im Renntrimm sind wir immer schneller unterwegs."

"Das könnte ein Grund für den Abstieg seit Saisonmitte sein. Williams und Sauber sind viel stärker. Wir sind immer noch dort und kämpfen mit ihnen. Es ist viel schwieriger in die Top 10 zu kommen, denn das Feld liegt viel enger beisammen."

Abgang von Key kein Problem

Im vergangenen Jahr war Force India im Herbst stark unterwegs, warum ist es in dieser Saison umgekehrt? "Ja, wir hatten damals ein großes Update-Paket in Valencia dabei. Das hat gut funktioniert und die folgenden Strecken haben gut zu dem Stil des Autos gepasst. Die Resultate haben das gezeigt", blickt Liuzzi zurück.

"Wir sind von Monza, wo wir zumindest die Zweitschnellsten waren, nach Singapur geflogen und waren dort wieder nur auf Platz 15. Wir kannten unsere Stärken. Für diese Saison haben das einige Teams verstanden und machen uns das Leben schwer. In Spa und Monza waren wir nicht mehr so stark wie im Vorjahr."

"Wir sind aber jetzt im Gesamten konkurrenzfähiger. Das Auto kam in der ersten Saisonhälfte leicht ins Q3. Wir kämpfen immer noch um Punkte. Das Team hat die Schwächen beseitigt, aber dafür haben wir etwas von unserer Stärke auf schnellen Strecken eingebüßt."

Mit James Key hat eine Schlüsselperson das Team verlassen und bei Sauber angeheuert. Die Truppe aus der Schweiz hat nach dem problematischen Saisonstart eine deutliche Leistungssteigerung gezeigt. Fehlt der Brite bei Force India? "Nein das glaube ich nicht. James hat sehr gut gearbeitet. Wir müssen einfach sehen, dass wir zu Saisonbeginn mit großen Teams wie Mercedes und Renault gekämpft haben. Sie haben bekanntlich schon die WM gewonnen."

"Wir sind einfach ein kleines Team und die Weiterentwicklung fällt uns schwerer. Ich glaube, wir machen immer noch einen guten Job. Williams hat etwas schlechter angefangen und sich stark verbessert, auch Renault hat zugelegt. Das ist ganz normal. Wir sind immer noch auf Platz sechs, also ist es nicht zu schlecht."

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