Lauda übt Kritik an Colapinto: "Jack Doohan war näher dran an Pierre Gasly"
Franco Colapinto muss um sein Cockpit bei Alpine zittern - In den ersten drei Rennen konnte der Argentinier nicht überzeugen, findet auch F1-Experte Mathias Lauda
(Motorsport-Total.com) - Franco Colapinto steht unter Druck: In seinen ersten drei Einsätzen für Alpine konnte der Argentinier bislang nicht die Leistung abrufen, die sich Interims-Teamchef Flavio Briatore wohl erhofft hatte. Ein 13. Platz beim Großen Preis von Monaco ist bislang sein bestes Ergebnis - und das genügt vielen Kritikern nicht.

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Franco Colapinto steht bei Alpine unter Beobachtung Zoom
Auch Formel-1-Experte Mathias Lauda äußerte sich bei Servus TV deutlich: "Seit Colapinto statt Jack Doohan im Auto sitzt, muss ich ganz offen und ehrlich sagen, macht er keinen besseren Job", sagt der Österreicher. "Ich hab mir jedes Freie Training angeschaut, zuletzt in Monaco, und da war er in jedem freien Training immer Letzter."
In Kanada setzte sich das enttäuschende Bild fort: Im ersten freien Training war nur Nico Hülkenberg im Sauber noch langsamer. Im zweiten Training belegte Colapinto von jenen Piloten, die eine saubere Runde fahren konnten, den letzten Platz, und das mit klarem Rückstand. Teamkollege Pierre Gasly war mehr als eine Sekunde schneller.
"Mir kommt vor, er kommt im Alpine überhaupt nicht in Fahrt", urteilt Lauda weiter. "Wie er letztes Jahr im Williams eingestiegen ist, ohne Druck, war er dem Albon extrem nahe und hat ihn auch ab und zu mal geschlagen." Gegen Ende seiner Gastrolle bei Williams mehrten sich allerdings auch dort die Fehler.
Mathias Lauda übt auch Kritik an Alpine
Lauda nimmt aber nicht nur Colapinto ins Visier, sondern auch die Teamleitung von Alpine. "Ich fand auch den Move nicht gut, Jack Doohan nach fünf Rennen rauszunehmen, einen Fahrer ins Auto zu setzen, der um nichts besser fährt", kritisiert der Sohn von Formel-1-Legende Niki Lauda.
"Wenn du plötzlich den Max [Verstappen] haben kannst, wo du sagst, den musst du nehmen, weil die Chance können wir uns nicht entgehen lassen, kann ich das als Teamchef nachvollziehen", so Lauda. "Aber einen Fahrer zu unterschreiben und nach fünf Rennen wieder auszutauschen, finde ich eigentlich nicht okay."

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Flavio Briatore ist von Colapinto noch nicht überzeugt Zoom
Verträge müssten auch in der Königsklasse eingehalten werden, betont Lauda und stellt sich klar hinter Doohan: "Er wurde verpflichtet und war auch über viele Jahre ein Alpine-Junior, also werden die schon irgendwas bei ihm gesehen haben."
"Und was ich gesehen habe ist, dass er sicher näher dran war an Gasly als Colapinto bei den letzten Rennen." Eine klare Einschätzung: Für Lauda war die Entscheidung gegen Doohan ein Fehler, denn der Australier habe in den ersten sechs Rennen einen besseren Job gemacht als Colapinto bisher.
Colapinto: Formel-1-Pause ist "wirklich knifflig"
Ein kurzfristiger Einstieg während der laufenden Saison ist allerdings eine undankbare Aufgabe, insbesondere vor einem Triple-Header, der mit dem Monaco-GP gleich eines der anspruchsvollsten Rennen des Jahres bereithält. "Es war hart. Natürlich lief es nicht so, wie ich es erwartet hatte", räumt Colapinto ein.
"Ich hatte mir erhofft, nach Imola ein bisschen mehr Fortschritte zu machen. Aber es ist immer schwierig, nach sechs Rennen Pause wieder in die Formel 1 zurückzukehren. Die anderen Fahrer haben viel gelernt, vor allem in Sachen Reifenmanagement, und wenn man in dieser Zeit nicht selbst fährt, ist es wirklich knifflig."
Erschwerend kommt hinzu, dass der Wechsel von Williams zu Alpine offenbar größere Umstellungen verlangt, als zunächst angenommen. "Als ich letztes Jahr zu Williams kam, hatte ich noch nie ein anderes Formel-1-Auto gefahren. Ich konnte also nichts vergleichen. Jetzt habe ich diesen Vergleich."
"Bei Alpine lerne ich sehr viel. Es gibt viele positive Dinge. Aber es gibt auch Unterschiede. Das Auto ist in der Fahrweise sehr verschieden, und ich muss erst einmal lernen, wie ich damit am schnellsten bin." Dass er mit dem Alpine noch nicht zurechtkommt, wurde auch in Kanada wieder deutlich: In beiden Trainings drehte sich Colapinto in der ersten Kurve.
Hat sich Colapinto dank der Pause verbessert?
Warum er dennoch vorsichtig optimistisch bleibt? "Die Woche Pause war wirklich hilfreich, um gemeinsam mit dem Team die Probleme zu verstehen und herauszufinden, was wir besser machen müssen, wo uns Tempo gefehlt hat und wo ich mich selbst verbessern kann."
Der Argentinier verbrachte "viele Tage im Simulator und mit den Ingenieuren im Werk" und arbeitete dabei "an vielen Dingen". Vor allem im Bereich Fahrzeugabstimmung tat sich einiges. "Ich hatte das Gefühl, dass ich mit allem irgendwie außer Takt war - mit den Werkzeugen im Auto, mit dem Set-up."
"Ein Aspekt hat gegen den anderen gearbeitet", erklärt Colapinto. "Als wir das nach dem Rennen in Barcelona verstanden hatten, ergab vieles plötzlich mehr Sinn. Ich komme mit etwas mehr Selbstvertrauen hierher. Wir brauchen diesen Schritt, und hoffentlich gelingt er uns hier."


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