• 14.12.2001 12:04

  • von Marcus Kollmann

Lauda: Jaguar Racing mit komplett neuem Motor

Der Teamchef bestätigt, dass Jaguar 2002 angreifen und nicht nur das Chassis neu sein wird - Ziel sind Siege aus eigener Kraft

(Motorsport-Total.com) - Der Termin der Präsentation des neuen Jaguar R3 steht schon seit längerem fest und auch wann man den Hoffnungsträger der Saison 2002 zum ersten Mal auf seine Qualitäten hin testen wird.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Lauda hofft auf eine gute Saison im kommenden Jahr

Am 4. Januar wird der Nachfolger des diesjährigen, eigenen Aussagen nach zu konservativen Autos, welches zwar zuverlässig aber nicht schnell genug war, feierlich im Headquarter des Teams in Milton Keynes der Öffentlichkeit präsentiert, in der darauffolgenden Woche soll der neue Bolide dann das erste Mal in Spanien getestet werden.

Nachdem das aus Stewart Ford Racing hervorgegangene Team in seinen ersten beiden Saisons unter dem Namen Jaguar Racing bislang wenig erfolgreich war, hofft die Truppe rund um Niki Lauda (Teamchef), Steve Nichols (Technischer Direktor), John Russell (Chef-Designer), Mark Handford (Chef-Aerodynamiker) und Nick Hayes (Cosworth Racing, F1-Programm-Direktor), dass man die bislang eher zahme und lahmende Raubkatze während der letzten Monate in einen Sieger verwandelt hat und spätestens 2003 Siege zur Regelmäßigkeit werden und keine Seltenheit mehr sind.

Niki Lauda, der neben seinem Job als Vorsitzender der Premier Performance Divison, zu welcher auch die Elektronik-Firma Pi und die Motorenschmiede Cosworth Racing gehören, seit Ende dieses Jahres als Teamchef des Formel-1-Teams Verantwortung übernommen hat, weiß genau woran es bislang mangelte und welcher Maßnahmen es bedarf damit der Rennstall an die Spitze der Königsklasse heranrücken kann.

Lauda lobt Motivation und Einsatzwillen der Belegschaft

So erkannte der 52-jährige Österreicher, der von 1971 bis 1985 selbst aktiv an der Formel 1 teilnahm und drei Fahrerweltmeistertitel gewann, dass es einen gewissen Mangel an Führungskräften gab und sich durch die bis zu seiner Ankunft beinahe jährlich stattgefundenen Veränderungen im Management keine Stabilität einstellen konnte. Unter diesen Bedingungen, so verriet Lauda gegenüber 'sport und co.', habe das Team einen tollen Job gemacht. Motivation und Einsatzwille der Mannschaft ließen nichts zu wünschen übrig, aber alleine dadurch entstehe noch kein gutes Auto, analysierte Lauda die Situation in der sich Jaguar Racing 2001 befand und krempelte das Team gemäß seinen Vorstellungen um.

Wie der Österreicher in der Vergangenheit mehrfach erklärte, so war der Jaguar R2 in seinen Augen der Grund für die wenigen Punkteplätze die man erreichen konnte. Zwar stimmte die Zuverlässigkeit, jedoch war das Auto von Beginn an einfach zu langsam, was auch durch zahlreiche Verbesserungen der Aerodynamik in der laufenden Saison nur geringfügig zu ändern war. Immerhin sprang beim Prestige-Rennen in Monaco für Eddie Irvine mit Platz 3 der erste Podiumserfolg für Jaguar überhaupt heraus und darüber hinaus konnte man bei den Grand Prix in Kanada, Italien und Amerika Punkte sammeln, sodass am Ende des Jahres 9 WM-Punkte, gleichzusetzen mit Platz 8 der Konstrukteure, zu Buche standen. Zu den weiteren Pluspunkten des Teams zählte Lauda die gute Arbeit bei den Boxenstopps und die cleveren Tankstopp-Strategien.

Da Jaguar ab dem Rennen auf dem Hungaroring die Weiterentwicklung des R2 einstellte und sich fortan alleine auf das Design des Nachfolgers konzentrierte, ist man derzeit in Milton Keynes optimistisch, dass der R3 ein wesentlich besseres Auto sein wird. Wie gut der neue Bolide im Vergleich zur Konkurrenz tatsächlich ist, dies muss sich aber erst noch zeigen.

Lauda, der sich entschied durch den Verkauf von Kunden-Motoren an das Arrows-Team zusätzliches Geld in die eigenen Kassen zu erwirtschaften, sowie das Engagement in der F3 mit dem eigenen Team zu Gunsten der Formel 1 strich, hat aber nicht nur das Chassis als "Problem" ausgemacht, sondern in gewisser Weiser auch den eigenen Motor, welchen er aber unter Wert geschlagen sieht: "Der Motor steht im vorderen Drittel und bekommt die Schulnote 3. Schlecht ist er also nicht, aber er ist auch nicht die Nummer Eins. Da muss sich als auch etwas tun", deutete der 52-jährige Teamchef an, dass der Rennstall in allen Bereichen gegenüber der Konkurrenz aufzuholen hat.

Zu Saisonbeginn kommt der 2001er-Motor zum Einsatz, ab Imola der neue V10

Überraschend ist deshalb seine Aussage, dass man sich zu Saisonbeginn auf das bewährte Aggregat der Saison 2001 verlassen wird, gleichzeitig aber an einem leistungsfähigeren Zehnzylinder arbeitet.

"Unser Programm sieht eine parallele Entwicklung vor. Zum einen wird der augenblickliche Motor verbessert, zum anderen entsteht ein völlig neuer. Der jetzige wird mit Vollgas weiterentwickelt, der andere entsteht zeitgleich. Sobald der neue Motor stärker ist, wird er eingesetzt", verriet Lauda und kündigte an, dass man laut Plan den neuen Motor beim Großen Preis von San Marino in Imola, dem vierten Rennen der Saison, erstmalig einsetzen möchte.

Die in letzter Zeit von Lauda angewiesenen Veränderungen, unter anderem holte der in Wien geborene Teamchef den bisherigen Leiter der Entwicklungsabteilung des Ford World Rally Teams, Günther Steiner, zu Jaguar Racing, werden sich aber wohl erst für 2003 auszahlen. Darauf deutet Laudas für 2002 persönlich gesetztes Ziel und die Tatsache, dass man erst ab Februar einen eigenen Windkanal haben wird den man Tag und Nacht nutzen kann, hin.

"Es gibt einen Fünfjahresplan - keine Frage. Wenn ich mir jetzt das persönliche Ziel setze, 2003 aus eigener Kraft Grand Prix gewinnen zu können, dann weiß ich, dass dies schon fast unmöglich ist. Aber ich muss mir und dem Team dieses Ziel setzen, denn ohne Ziele kann man nichts erreichen", gab der 52-Jährige einen kleinen Einblick darin, wie er die Wettbewerbs-Situation zwischen seinem Team und den restlichen elf Rennställen, allen voran die Top-Teams, realistisch einschätzt.