• 06.12.2001 10:59

  • von Marcus Kollmann

Lauda: Setzen auf Risiko, um schnelles Auto zu haben

Der Österreicher spricht über den enttäuschenden R2 und gewährt Einblicke wie man versucht die Schwächen auszubügeln

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - In der zurückliegenden Saison gelangen dem Jaguar-Team mit insgesamt 9 WM-Punkten mehr als doppelt so viele Zähler wie im Vorjahr aber diese Tatsache änderte auch nichts daran, dass man eine hinter den eigenen Erwartungen zurückgebliebene Leistung ablieferte. Konnte das Team aus Milton Keynes auf der Rennstrecke nur gelegentlich überzeugen und für positive Schlagzeilen sorgen, so beschäftigten eine lange Zeit die Streitigkeiten mit McLaren um die Verpflichtung von Adrian Newey, sowie die plötzliche Trennung von Teamchef Bobby Rahal die Medien. Niki Lauda, der als Nachfolger Rahals damit betraut wurde den Rennstall siegfähig zu machen, sprach im nachfolgend publizierten Interview über seine Einschätzung der Saison 2001, die positiven und negativen Momente und wie es mit Jaguar weitergehen soll.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda genießt die Herausforderungen als Teamchef nach wie vor

Frage: "Herr Lauda, was ist ihr Fazit nach dieser Saison?"
Niki Lauda: "Wir hätten nicht mehr erwarten können als wir am Ende gezeigt haben. Meine Hoffnung war jedoch die gewesen, dass wir die Benettons hätten schlagen und in der Konstrukteurswertung weiter nach vorne kommen hätten können."

Frage: "War dieses Jahr schwieriger als Sie erwartet hatten?"
Lauda: "Nein, nicht wirklich, denn Tatsache war nun einmal, dass unser Auto nicht den Speed hatte den wir angenommen hatten. Während der Saison kann man nicht sehr viele Veränderungen vornehmen... Die umgesetzten Verbesserungen waren in Ordnung, jedoch haben sich auch die anderen verbessert, sodass es für uns in der Qualifikation nur für die Startplätze 10 und 12 oder 14, je nach Strecke, reichte. Meiner Auffassung nach hat das Team gute Arbeit geleistet. Wir hatten die meiste Zeit immer zuverlässige Ergebnisse und gute Strategien. Was das betrifft, bin ich zufrieden. Unser großes Problem war der fehlende Speed des Autos selbst und ich wusste bereits am ersten Tag, dass wir das nicht mehr ändern würden können."

Frage: "Also hat das Auto bessere Resultate verhindert. Aber wie sehr hat sich das Team ihrer Meinung nach in diesem Jahr verbessert?"
Lauda: "Was das Team anbelangt bin ich zufrieden. Die Zuverlässigkeit stimmte, die Leute haben gut gearbeitet, sodass diese Dinge alle passten. Aber der Speed des Autos war etwas was wir nicht verbessern konnten, denn dazu hätten wir ein neues Auto benötigt und mitten in der Saison kann man so etwas nicht mehr ändern."

Frage: "Hat sich die Situation im Team nach den Problemen die es wegen der Verpflichtung Adrian Neweys und der Trennung von Bobby Rahal gab wieder beruhigt?"
Lauda: "Das hat uns nicht aus der Ruhe gebracht, denn die Basis des Teams war davon kaum betroffen. Ich denke, dass jeder motiviert ist und einen tollen Job macht. Aus diesem Blickwinkel betrachtet hat es auf Grund dieser zweier Geschichten kein Handicap gegeben."

Frage: "Sind Sie mit den Leistungen von Eddie und Pedro zufrieden gewesen?"
Lauda: "Sie haben alles richtig gemacht. Was die Fahrer angeht, so habe ich keinerlei Beschwerden vorzubringen, denn das eigentliche Problem war nun einmal das Auto an sich. Wir müssen erst einmal diese Sache in den Griff bekommen und anschließend können wir unsere Fahrer auffordern schnell zu fahren. Mit den ihnen zur Verfügung stehendem Auto haben beide das Beste was machbar war herausgeholt. Beide haben sehr gute Arbeit abgeliefert."

Frage: "Ist Michelin in diesem Jahr eine große Hilfe gewesen?"
Lauda: "Ja, ganz sicher war Michelin eine Hilfe für uns. Die Reifen wurden sehr schnell entwickelt und auf bestimmten Strecken ist es ganz gut gelaufen. Für uns war die Entscheidung auf Michelin zu setzen eine gute Entscheidung."

Frage: "Das Design-Team hatte jetzt die Chance zusammenzufinden. Denken Sie, dass es im nächsten Jahr insgesamt besser laufen wird?"
Lauda: "Das werden wir erst in Melbourne im kommenden Jahr sehen. Ganz sicher ist die Ausgangssituation für das nächste Jahr besser, denn das Team hat zusammen am Design des neuen Autos gearbeitet. Das diesjährige Auto wurde hingegen Stück für Stück, von Leuten die später hinzugekommen sind, konstruiert. Also kann man annehmen, dass es besser sein wird. Die entscheidende Frage ist jedoch die, was die anderen Teams tun."

Frage: "Es heißt, dass man im letzten Jahr dem Team gesagt hatte, dass es einen konservativen Boliden konstruieren sollte, weshalb einige Dinge die sie umzusetzen wollten nicht eingebracht werden konnten. Welche Marschroute haben Sie diesbezüglich ausgegeben?"
Lauda: "Was ist denn ein konservatives Auto? Ich kann diese Dinge nicht verstehen. Was bedeutet denn konservativ? Wir müssen das schnellste Auto bauen zu dem wir mit unserem technischem Wissen in der Lage sind. So einfach ist das. Das ist das Ziel in der Formel 1. Wenn also jemand ein Auto baut welches als konservativ bezeichnet wird und langsam ist, so hat dieser jemand meiner Meinung nach nicht gewusst was er getan hat. Aber ich glaube, dass die Antwort auf diese Frage nicht so einfach ist."

Frage: "Haben Sie die für das Design verantwortlichen Leute motiviert und sie ermutigt ihren eigenen Ideen zu folgen?"
Lauda: "Ich bin der Auffassung, dass wir das beste Auto bauen sollten wozu wir in der Lage sind und das schließt die damit einhergehenden Risiken ein. Nur so kann man schließlich nach vorne kommen."

Frage: "Denken Sie, dass das Testverbot ihrem Team ein wenig hilft? Letztes Jahr hat Jaguar viel Energie aufgebracht und ist im Dezember viel mit einem Interims-Auto im Dezember unterwegs gewesen."
Lauda: "Nein, ich denke, dass es ziemlich schlecht ist, denn wir müssen Anlagen bauen um zu testen und das kostet viel Geld. Die Sache mit den Testfahrten muss unbedingt verändert werden und das wird hoffentlich auch der Fall sein."

Frage: "Werden Sie das Team durch die Verpflichtung weiterer bekannter Namen aus dem Motorsport auf technischer Seite verstärken?"
Lauda: "Im Moment bleibt das Team wie es gegenwärtig ist. Wir könnten aber noch weitere Leute ins Team holen, was wir auch kontinuierlich tun, um in allen Bereichen gut dazustehen. Wir müssen den neuen Windkanal betreiben, was wir mit Beginn des nächsten Jahres tun werden und all diese Dinge müssen schnellstmöglich gelöst werden. Also abwarten und Tee trinken."

Frage: "Sie haben den Windkanal angesprochen. Keinen eigenen zu haben ist doch so, als hätte jemand einem eine Hand auf dem Rücken festgebunden oder nicht?"
Lauda: "Das ist die größte Frustration von allem, denn es benötigt eine Weile um einen Windkanal in Gang zu bekommen. Dieses Problem ist das Resultat eines Fehlers der in der Vergangenheit gemacht wurde und das kann man nicht so einfach ändern. Wir haben jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen und müssen nun abwarten. Ab Februar werden wir einen Windkanal haben, sodass die laufenden Entwicklungen für den R3 und das Auto für 2003 viel einfacher zu bewerkstelligen sein sollten."

Frage: "Genießen Sie noch immer die Herausforderung als Teamchef für das Team verantwortlich zu sein?"
Lauda: "Es ist alles in Ordnung. Ich bin ja aus genau diesem Grund hier. Je härter es ist, umso mehr arbeite ich. Von diesem Standpunkt her gesehen bin ich zufrieden. Ich bin grundsätzlich mit der Art und Weise wie es im Team läuft glücklich, denn das Team liefert Leistungen ab und es gibt keinen Grund zur Beschwerde. Die Herausforderung und Aufgabe ist die, dass man in die richtige Richtung entwickelt, um ein schnelleres Auto im nächsten Jahr zur Verfügung zu haben."