Keine Zeit zum Feiern in der "Schumi-WM"
In der Formel 1 bleibt auch nach Siegen nur wenig Zeit für feiern ? die Schumacher-Brüder sind schon wieder bei ihren Familien
(Motorsport-Total.com/dpa) - Ralf Schumacher hetzte nach einem eiligen Glas Champagner sofort zum Flughafen, Bruder Michael startete mit Ehefrau Corinna auch umgehend in Richtung Heimat ? keine Zeit für eine gemeinsame Feier in der "Schumacher-WM". Die schnellsten Geschwister der Welt waren am Montag schon wieder zu Hause bei ihren Familien und hatten bei ihrer Terminhatz um die Erde bereits das nächste Duell in der Ferne im Visier. "Letztes Jahr waren wir in Brasilien stärker als Ferrari, hatten aber Pech. Ich denke, dass wir Michael und Rubens auch dort das Leben schwer machen", sagte der nach dem Malaysia-Sieg zum WM-Mitanwärter avancierte "Schumi II" seinem Bruder den Kampf an. Der Weltmeister hat neue Hauptgegner im Titelrennen, beide BMW-Williams. "Es sieht so aus. Aber so hatte ich es auch ein bisschen prognostiziert", erklärte Michael Schumacher.

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Für die Schumacher-Brüder Michael und Ralf bleibt nur wenig Zeit zum Feiern
Die Bayern kommen, und im Ferrari-Land gilt die Motoren-Power aus München ab sofort als größte Bedrohung. "Was für eine Ohrfeige für Ferrari", titelte die Zeitung 'La Repubblica' am Montag. 'Il Messaggero' meinte: "Auf zum Kampf Ferrari gegen BMW." Nach Ansicht der 'Gazzetta dello Sport' hat Ferrari jetzt einen "überaus starken Gegner" und die Formel 1 alles andere als "rote Langeweile".
Der viermalige Champion muss sich bei seiner Jagd auf Juan Manuel Fangios Rekord von fünf Titeln auf einiges gefasst machen. Die Münchner Motorenbauer und der britische Partner Williams hängten die "Silberpfeile" von McLaren-Mercedes im Duell der deutschen Werke vorerst ab. Nach dem ersten BMW-Doppelsieg der Formel-1-Geschichte und dem größten Triumph seit dem BMW-Titel 1983 übernahm das Team in Sepang erstmals seit fünf Jahren die Führung in der Konstrukteursweltmeisterschaft. In der Fahrerwertung hat Michael Schumacher (14 Punkte) den Kolumbianer Juan-Pablo Montoya (12) und den Bruder (10) im Nacken. So sind die bislang mit dem Vorjahresauto-fahrenden "Roten" in Zugzwang geraten, endlich den neuen F2002 an den Start zu bringen.
Die Weltreisenden aus Kerpen sehen sich am Donnerstag wieder, wenn beide in Barcelona testen. Ausruhen gibt es kaum. Am Montagmorgen traf Ralf bei Ehefrau Cora und Söhnchen David in Salzburg ein, Michael machte nach vier Wochen Australien und Asien einen kurzen Zwischenstopp im Schweizer Domizil. Und nach dem Test in Spanien geht es am Wochenende auf die Reise zum dritten Saisonrennen.
In Barcelona entscheidet sich, ob der Weltmeister beim Großen Preis von Brasilien mit dem neuen Ferrari antritt. "Wir bringen das Auto dann, wenn es bereit ist", gab sich der WM-Führende zwar gelassen. "Ich bin recht zufrieden mit der Situation." Doch es wird Zeit. "Der F2002 sollte schneller sein als der modifizierte F2001", so Teamchef Jean Todt.
Die weiß-blaue Konkurrenz ist gerüstet. "Wir führen zum ersten Mal in der Konstrukteurswertung. Viel schneller als erwartet. Wenn die Saison so weiterläuft, reden wir um den Titel mit", sagte BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen. Sportchef Gerhard Berger sieht auch gute Chancen: "Wir haben zwei Fahrer, die gewinnen können, wir haben einen starken und standfesten Motor, dessen Leistungsfähigkeit wir noch ausbauen wollen." Dabei wird dem BMW-Triebwerk ohnehin nachgesagt, es sei mit angeblichen 880 PS das stärkste der Branche. Montoya kündigte an: "Wir haben das Potenzial, mit Ferrari zu
kämpfen. Wir werden sehen, was sie mit dem neuen Auto können."
Michael Schumachers langjährige Hauptrivalen hingegen scheinen im WM-Rennen nur noch Außenseiter zu sein. "Ich glaube schon, dass sich das hier ein bisschen zu Gunsten von BMW-Williams verschoben hat", sagte Mercedes-Benz-Motorsportdirektor Norbert Haug, der die Leistung der Konkurrenz fair als "bärenstark" lobte. Zwei Mal "Null" für David Coulthard, zwei Motorschäden in Malaysia ? die Silbernen, bei denen nur der Finne Kimi Räikkönen vier Punkte vorweisen kann, sind nachdenklich geworden. Coulthard war "sehr enttäuscht". Michael Schumacher traut ihm dennoch eine Aufholjagd zu: "Man darf McLaren
nicht abschreiben."

